HP vs. Oracle: "Der Itanium ist tot"

In der Auseinandersetzung mit HP wegen der Abkündigung von Oracle-Software für Itanium-Prozessoren wehrt sich Oracle mit dem Vorwurf, Intel würde nur noch aufgrund eines geheimen Abkommens mit HP weiterhin Itanium-Prozessoren produzieren.

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Von
  • Dr. Oliver Diedrich

In der Auseinandersetzung mit HP wegen der Abkündigung von Oracle-Software für Itanium-Prozessoren wehrt sich Oracle mit dem Vorwurf, Intel würde nur noch aufgrund eines geheimen Abkommens mit HP weiterhin Itanium-Prozessoren produzieren. Hewlett-Packard, so Oracle, zahle dafür, dass Intel weiterhin den Eindruck erwecke, dass der Itanium ein aktiv entwickeltes Produkt sei, zitiert der News-Dienst AllThingsD aus dem Schreiben des Datenbankherstellers an das Gericht.

Laut Oracle soll HP eine Menge Geld mit Support-Verträgen für Itanium-Systeme mit HP-UX verdienen, die dem Unternehmen bei einer Migration der Kunden auf andere Plattformen verloren gehen würden. HP wisse, dass Kunden ihre Kaufentscheidungen auch davon abhängig machen, wie sie die zukünftige Entwicklung eines Produkts einschätzen; daher wolle HP den Eindruck erwecken, der Itanium habe eine Zukunft über die nächsten beiden Prozessorgenerationen hinaus. Leidtragender dieser Strategie sei unter anderem Oracles Geschäft mit Sun-Servern. Man verstehe jetzt, dass die Entscheidung, keine Itanium-Versionen von Oracle-Software mehr anzubieten, diese Strategie von Hewlett-Packard untergrabe.

Im März dieses Jahres hatte Oracle angekündigt, die Softwareentwicklung für den Itanium einzustellen, da das Unternehmen nach Gesprächen mit der Intel-Geschäftsführung keine Zukunft für die ia64-Plattform mehr sehe. Bestehende Support-Verpflichtungen werde man erfüllen. HP reagierte darauf mit deutlicher Kritik an Oracle und dem öffentlichen Versprechen, die Entwicklung seiner Itanium-Server über die nächsten zehn Jahre hinaus fortzuführen. Auch Intel-Chef Paul Otellini erklärte, dass sein Unternehmen am Itanium festhalte. Nach einigem Gezanke klagte HP schließlich gegen Oracle, da das Unternehmen gegenüber HP und den betroffenen mehr als 140.000 Kunden wortbrüchig geworden sei. Die Abkündigung der Itanium-Unterstützung verletze rechtlich bindende Vereinbarungen mit HP und den betroffenen Kunden.

Hewlett-Packard gehört mit seiner Unix-Version HP-UX zu den letzten Betriebssystemherstellern, die die ia64-Plattform noch unterstützen. Wie bereits 2009 angekündigt, bietet Red Hat sein Enterprise Linux ab dem von einem Jahr erschienenen RHEL 6 nicht mehr in einer Itanium-Version an. Microsoft hat im April 2010 erklärt, keine neue Itanium-Software mehr entwickeln zu wollen. Allerdings sind der Suse Linux Enterprise Server und einige weitere Linux-Distributionen, darunter Debian GNU/Linux, in ia64-Versionen erhältlich. (odi)