Green-IT-Preis für stromsparenden Supercomputer der Uni Frankfurt

Das Netzwerk GreenIT BB hat das Center for Scientific Computing Frankfurt, die Sparkasse Pforzheim Calw und den Webhoster Hetzner Online mit dem "Best Practice Award 2011" für grüne Informationstechnik ausgezeichnet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Das Netzwerk GreenIT BB hat am Montagabend in Berlin das Center for Scientific Computing Frankfurt, die Sparkasse Pforzheim Calw und den Webhoster Hetzner Online mit dem "Best Practice Award 2011" für grüne Informationstechnik ausgezeichnet. Einen Sonderpreis erhielt die Firma Q2WEB, die nach Ansicht der Jury mit ihrer vergleichsweise wenig Energie fressenden Datenbanksoftware "Information Warehouse" einen "Angriff auf etablierte Softwarehersteller" gestartet und Grundsätze des Programmierens auf den Kopf gestellt hat.

Die Ehrenurkunde für "visionäre Gesamtkonzepte" ging an den vor einem Jahr in Betrieb genommenen Supercomputer LOEWE-CSC. Die Jury lobte hier vor allem besonders effiziente Algorithmen für parallele Strukturen der Grafikprozessoren, Eigenentwicklungen bis zur Boardebene und die spezielle Anlagentechnik. Dazu komme eine Arbeitstemperatur bei vergleichbar hohen 30 Grad und die Tatsache, dass nur 7 Prozent der Nutzenergie zur Kühlung erforderlich seien. Mit Green Cube werde auch an einem Folgeprojekt gearbeitet.

Die Sparkasse Pforzheim Calw überzeugte die Juroren im Bereich "Grün durch IT" mit einer zusammen mit der Firma Joulex erstellten Systemanwendung, mit der Kontoauszugsdrucker und Geldautomaten in 150 Filialen überwacht und gesteuert werden. Mit ihr könne der Energieverbrauch der Geräte gemessen und diese auch zu vordefinierten Zeiten ein- oder ausgeschaltet werden. In der Kategorie "energieeffiziente IT-Systeme" siegte der Rechenzentrenbetreiber Hetzner mit seinem "Online-Datacenterpark". Für dessen Bau sei zunächst die Luftverteilung im Warmgang simuliert worden, um dann die optimale Gebäudeform zu ermitteln.

Vor der Kür hatten Wirtschaftsvertreter Beispiele für den Einsatz von Green IT im eigenen Unternehmen geschildert. Die Deutsche Post DHL verursachte 2010 rund 5 Millionen Tonnen CO2 durch eigene Emissionen und über 23 Millionen Tonnen durch hinzugezogene Dienstleister, erklärte Winfried Häser von dem Konzern. Diese Bilanz will DHL bis 2020 um 30 Prozent gegenüber dem Stand von 2007 verbessern. Dafür müsse der Ausstoß von Treibhausgasen möglichst genau gemessen werden, hier sei IT unerlässlich. Auch will der Konzern Transportmittel besser auslasten und unnötige Fahrten vermeiden. In Berlin würden Echtzeit-Verkehrsinformationen von Taxifahrern geliefert, an zentraler Stelle gebündelt, an die Zustellfahrzeuge übermittelt und für die Routenplanung genutzt. So könne jederzeit der optimale Weg möglichst ohne Staus gewählt werden. Noch hinterher hinkt laut Häser der Elektroantrieb bei Nutzfahrzeugen. Die Post entwickle derzeit ein Modell mit der RWTH Aachen.

Cisco Systems Deutschland verknüpft nach Angaben seines Strategen Manfred Bauer im eigenen Haus elektronische Geräte mit der Software EnergyWise, die automatisch den Energieverbrauch misst und Steuerungsmöglichkeiten bietet. So hätten die rund 60.000 Mitarbeiter des Konzerns, die auf rund 550 Gebäude verteilt seien, gut 145.000 Telefone im Einsatz ­ Handys und Smartphones nicht eingerechnet. Wenn allein diese jeweils in den Stromsparmodus versetzt würden, wenn sie nicht im Einsatz seien, ergäben sich große Effizienzgewinne.

Bernd Hanstein, Produktmanager beim IT-Ausrüster Rittal, erläuterte, wie kaltes Grundwasser oder die Außenluft für die Wohltemperierung von Serveranlagen in gemäßigten Breiten genutzt werden könnten. Da für den Kühlbereich von Rechnern 23°C bis 27°C optimal seien, müssten Rechenzentren nicht nach Irland oder Schweden verlagert werden. Auch hierzulande funktioniere die "direkte Freikühlung" gut. Es gebe nur wenige Tage im Jahr, an denen elektrisch Kälte erzeugt werden müsse.

Hans-Joachim Otto, parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, versicherte für den Bund, dass sich die Regierung bei Green IT "ehrgeizigere Ziele als jedes andere Land" gesetzt habe. Informations- und Kommunikationstechnik schluckten Studien zufolge bereits so viel Energie wie der Luftfahrtsektor. Sie könnten aber auch helfen, Netze zu steuern und Ressourcen zu schonen. Der Bund fördere mit IT2Green zehn Forschungs- und Entwicklungsprojekte, um die Potenziale ganzheitlich auszuloten und Standards in diesem Bereich zu setzen. Auf dem 6. IT-Gipfel Anfang Dezember werde ein Online-Wegweiser für den Mittelstand veröffentlicht, mit denen Prozesse umweltfreundlicher gestaltet werden könnten. Die IT-Beauftragte der Bundesregierung, Cornelia Rogall-Grothe, kritisierte, dass viele Organisationen noch keine geeigneten Werkzeuge zum Energiemanagement hätten. Insgesamt sei Green IT aber vom Modewort zur Basistechnologie gereift. (anw)