Start-up will Lithium aus Geothermie-Kraftwerken gewinnen

Der Bedarf an Lithium wächst rasant. Ein US-Start-up will deshalb die Gewinnung erneuerbarer Energie aus der Tiefe mit einer nachhaltigen Produktion des Leichtmetalls kombinieren.

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Von
  • Prachi Patel

Der Hunger nach billigen Rohstoffen ist keine Besonderheit des fossilen Energiesystems. Auch Elektromobilität und mobile Computertechnik sind beim derzeitigen Stand der Technik auf einen Stoff besonders angewiesen: Lithium, das für Lithium-Ionen-Batterien benötigt wird. Ähnlich wie beim Öl dominieren wenige Länder die Weltproduktion – in diesem Fall Australien und China. Die größten Reserven befinden sich in Bolivien. Das US-Start-up Simbol Materials will nun eine Lithiumquelle anzapfen, die an vielen Orten zur Verfügung steht: geothermische Kraftwerke. "Das ist eine enorme Chance, saubere erneuerbare Energie und zugleich auf nachhaltige Weise einen wichtigen Rohstoff zu gewinnen", sagt Simbol-CEO Luka Erceg. Er hält Förderkosten von 1500 Dollar pro Tonne für möglich – zu diesem Preis produziert der billigste chilenische Förderer derzeit.

Den Anfang will Simbol Materials in der 50-Megawatt-Anlage im kalifornischen Imperial Valley machen. Die heiße Salz-Wasser-Mischung, die dort hochgepumpt wird, enthält 30 Prozent gelöste Feststoffe, darunter Lithium, Mangan und Zink. Bislang wird die Sole wieder zurück in den Untergrund gedrückt. Simbol Materials will in dem Kraftwerk eine Anlage installieren, die das Lithium vor dem Zurückpumpen herausfiltert. Ab 2013 sollen so 16.000 Tonnen Lithium gewonnen werden. Zum Vergleich: Der drittgrößte Förderer weltweit hat derzeit eine Kapazität von 22.000 Tonnen. Bislang betreibt Simbol Materials eine Pilotanlage, in der das Start-up Lithium aus angekauftem Lithiumkarbonat reinigt. Die Anlage kann knapp 80 Liter in der Minute produzieren.

Prognosen sehen den weltweiten Lithium-Bedarf rasch wachsen: von 102.000 Tonnen im vergangenen Jahr auf 320.000 im Jahr 2020. Sollten alle geplanten Lithium-Förderprojekte in die Tat umgesetzt werden, könnte die Jahresproduktion dann auf 426.000 Tonnen gestiegen sein, rechnet der Geologe und Analyst Keith Evans vor. Die USA könnten es mit der Technologie von Simbol Materials sogar schaffen, sich selbst mit Lithium zu versorgen und so unabhängig vom Weltmarkt zu werden. Ähnlich wie bei den Seltenen Erden waren die USA einst das Hauptförderland – in den siebziger Jahren bestritten sie 95 Prozent der Welt-Lithiumproduktion –, stiegen dann aber wegen zu hoher Förderkosten aus dem Geschäft aus.
(nbo)