Ampel-Pflicht für Fernseher

Das von Waschmaschinen und Kühlschränken bekannte Ampelkennzeichen wird ab dem 1. Dezember auch für TV-Geräte zur Pflicht. Es signalisiert, wie verschwenderisch die Geräte mit Energie umgehen.

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Fand man ein grün-gelb-rotes Ampelkennzeichen noch vor einem Jahr nur an einigen wenigen Fernsehern, muss es ab dem 1. Dezember 2011 an allen neuen TV-Geräten kleben. Das Energieeffizienzlabel der Europäischen Union gruppiert die TV-Displays anhand ihres Energiebedarfs im Betrieb und im Standby in Farb-Klassen: Grün schont die Umwelt und den Geldbeutel, bei Gelb wird’s kritisch, Rot geht eigentlich gar nicht. Die Verbraucher, die seit langem mit der Ampel für Kühlschrank, Waschmaschine und Trockner vertraut sind, sehen damit auf den ersten Blick, ob der schicke neue Flachbildfernseher eine Investition in die Zukunft ist, oder ob er die Haushaltskasse zukünftig über Gebühr belastet.

Für alle im Laden angebotenen Fernseher muss zum Jahresende auf dem Ampelkennzeichen der Energiebedarf pro Jahr deklariert werden. Neben dem Verbrauch im Betrieb und Standby ist auch angegeben, ob das Gerät einen echten Ausschalter besitzt, der den Fernseher vom Netz trennt. Die Einstufung hängt auch von der Displaygröße ab: Ein Fernseher mit 1,30 m Diagonale benötigt schließlich mehr Energie als einer mit 50 cm, denn sein Backlight muss eine größere Schirmfläche ausleuchten. Und es werden zusätzliche Spar-Optionen der Hersteller belohnt. So wirkt sich ein Lichtsensor im TV, der die Schirmhelligkeit dem Umgebungslicht anpasst, bei der Berechnung des Energieffizienzindex (EEI) positiv aus: In dunklen Räumen muss das Display weniger hell leuchten, in Licht durchfluteten Zimmern sollte es das Umgebungslicht überstrahlen.

Große Fernseher brauchen mehr Energie als kleine Schirme, ihr Energieeffizienzindex kann dennoch gleich sein

Bemerkenswert waren die Aktivitäten der Hersteller vor der Einführung des Labels: Der Energiebedarf der TV-Geräte befindet in den vergangenen zwölf Monaten im freien Fall. Während 40-Zoll-Fernseher vor zwei Jahren locker 100 Watt und mehr benötigten, liegt die Leistungsaufnahme ordentlicher 40-Zöller heute unter 70 Watt. Im ausgeschalteten Zustand begnügen sich aktuelle Geräte fast durchweg mit weniger als 1 Watt, meist liegt der Energiebedarf hier unter 0,5 Watt. Deshalb ist ein mechanische Ausschalter anders als früher nicht mehr zwingend erforderlich – das im Flur vergessene Licht hält den Stromzähler stärker auf Trab.

Der in jüngster Vergangenheit enorm reduzierte Energiebedarf der Flachbildfernseher ist vorteilhaft für Umwelt und Geldbeutel, wirft aber zugleich Probleme beim Ampelkennzeichen auf: Die Grenzwerte wurden vor geraumer Zeit festgelegt, weshalb nun anders als gedacht sehr viele Fernseher die Effizienzklasse A oder B erreichen.

Erst 2014 und dann alle drei Jahre wird die Klassifizierung A bis G um zusätzliche Energieeffizienzklassen A+, A++ und A+++ erweitert und zugleich der Farbcode einer bestimmten Energieeffizienzklasse herabgestuft. Ein vormals gelb gekennzeichneter EEI kann dann ins Rot abrutschen. Bereits eingestufte Geräte behalten allerdings ihre Klassifizierung, was in den Übergangszeiten dazu führen kann, dass ältere Modelle mit vermeintlich guter Energieeffizienz im Laden stehen. Da die Messvorschriften in der EU-Verordnung (PDF ) eindeutig festgelegt wurden, dürfte die Ampelkennzeichnung von dieser Schwäche abgesehen aber auch bei Fernsehern zum schnell ersichtlichen und sinnvollen Auswahlkriterium werden.

Update: Eine Übergangsfrist gibt es auch für aktuelle Geräte. So erläutert der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) in einer Stellungnahme (PDF) zum TV-Energielabel: "Geräte, die noch ohne Label in Verkehr gebracht worden sind (vor dem 30.11.2011) und beim Händler noch im Lager stehen oder im Verkaufsraum ausgestellt sind, dürfen auch ohne Label ohne Zeitbeschränkung ausgestellt und verkauft werden." (uk)