Zahl der Insolvenzen 2011 weiter gesunken

Der Wirtschaftsaufschwung hat positive Auswirkungen: 2011 sind deutlich weniger Firmen pleite gegangen, als noch im Jahr zuvor. Auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist rückläufig.

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Von
  • Marzena Sicking

Entwicklung der Privat- und Firmeninsolvenzen in Deutschland seit 1999

(Bild: Creditreform)

Bis Dezember 2011 haben rund 30.200 Unternehmen Insolvenz angemeldet. Ein Jahr zuvor waren es zu diesem Zeitpunkt bereits 32.060. Die günstige Konjunkturlage der letzten zwölf Monate hat also ihre Spuren hinterlassen: 5,8 Prozent weniger Firmenpleiten lautet die Bilanz einer aktuellen Analyse der Creditreform.

Bei Verbraucherinsolvenzen ist ebenfalls ein positiver Trend zu verzeichnen: Mit 103.200 Fällen mussten 6,1 Prozent weniger Menschen als im Jahr zuvor (109.960) Zahlungsunfähigkeit anmelden. Damit haben seit der Einführung der Insolvenzordnung für Privatpersonen im Jahre 1999 bis heute mehr als 800.000 Deutsche die private Pleite verkündet.

Dennoch schlagen die Experten vor allem für die Entwicklung in Westdeutschland Alarm: Obwohl der Wirtschaftsmotor so gut lief, die Arbeitsplätze deutlich sicherer waren und die meisten auch wieder mehr Geld in der Tasche hatten, hat die Zahl der Verbraucherinsolvenzen hier den zweithöchsten Wert seit 1999 erreicht. Auch die Zahl der Unternehmensinsolvenzen war im Westen Deutschlands mit 97 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen sogar noch höher als vor der Finanzkrise 2009.

In Ostdeutschland ist die Entwicklung hingegen ausgesprochen positiv: Die Zahl der Firmeninsolvenzen (94 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen) liegt aktuell auf dem niedrigsten Stand seit 1999 und die Zahl der Verbraucherinsolvenzen auf dem niedrigsten Stand seit 2005.

Erschreckend auch die Erhebung über die gesamten Insolvenzschäden in 2011: So belaufen sich die dazugehörigen Forderungen der Gläubiger laut den aktuellen Zahlen auf insgesamt 23,3 Milliarden Euro. Im Vorjahr war der Betrag mit 32,1 Milliarden Euro zwar noch deutlich höher, aber auch 2011 dürfte es angesichts dieses Volumens zu Folgepleiten kommen. Zumal nach aktuellen Schätzungen rund 16,7 Milliarden Euro nicht mehr einzutreiben sind und deshalb abgeschrieben werden müssen.

Weitere Ergebnisse der Analyse: In diesem Jahr hat es im Vergleich zu den Vorjahren mehr kleinere und jüngere Firmen erwischt. Vor allem im Handel (insgesamt 6.200 Fälle) und im Dienstleistungssektor (insgesamt 17.260 Fälle) waren mehr als 80 Prozent der betroffenen Firmen kleine Unternehmen mit bis zu fünf Mitarbeitern. Jedes sechste Unternehmen war höchstens zwei Jahre alt. Aber auch Erfahrung ist kein Schutz vor der Pleite: Ein Drittel der insolventen Unternehmen war älter als zehn Jahre.

Ein Minus gab es übrigens auch bei den Gründungen: 2011 wurden deutschlandweit 804.000 Gewerbeanmeldungen vorgenommen. Das ist der niedrigste Stand seit zehn Jahren. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)