Drei Jahre Haft für Kino.to-Admin

Zweite Verurteilung im Fall Kino.to innerhalb einer Woche: Nach einem Webdesigner muss nun auch ein Administrator wegen gewerbsmäßiger Urheberrechtsverletzung ins Gefängnis.

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Ein Administrator des von den Behörden stillgelegten Streaming-Portals Kino.to ist am Mittwoch zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Das Amtsgericht Leipzig sprach den 27-jährigen Martin S. der gemeinschaftlichen gewerbsmäßigen Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke in mehr als 1,1 Millionen Fällen schuldig. Der gelernte Kfz-Mechaniker hatte zuvor in der Verhandlung ein umfassendes Geständnis abgelegt.

Der 27-Jährige hat den Angaben zufolge einen Filehoster betrieben, auf dem die illegalen Kopien für das Streaming und den Download gelagert wurden. Darüber hinaus soll der das Forum von Kino.to betreut haben. Nahezu 400.000 Euro Umsatz habe S. mit seinen Aktivitäten rund um das illegale Portal erzielt, teilte die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) unter Berufung auf Prozessunterlagen mit. Dabei angefallene Werbe-Einnahmen sollen überwiegend aus Werbung für Abofallen stammen.

In rund drei Jahren soll der verurteilte Administrator damit 226.500 Euro Profit gemacht haben. "Es ging Ihnen darum, schnell und unkompliziert Geld zu verdienen", sagte Richter Mathias Winderlich laut einem dpa-Bericht. Das Strafmaß begründete der Richter damit, dass die auf Kino.to begangenen Urheberrechtsverletzungen "bei weitem über das übliche Maß" hinausgingen. Das Geständnis habe sich strafmildernd ausgewirkt.

Als Kopf der Organisation hinter Kino.to gilt den Ermittlern der Schwager des verurteilten Administrators. Gegen ihn und zwei weitere Hauptbeschuldigte ist inzwischen Anklage beim Landgericht Leipzig erhoben worden. Unter anderem mit Werbeeinnahmen sollen sie mit dem Portal Millionen eingenommen haben. Ihnen legt Staatsanwalt Dietmar Bluhm die "denkbar schwerste Urheberrechtsverletzung in der deutschen Geschichte" zur Last.

Vergangenen Freitag war bereits ein kino.to-Webdesigner zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Am nächsten Donnerstag steht der nächste Beschuldigte vor dem Amtsgericht, ein sogenannter Uploader, der Raubkopien beschafft und auf die Kino.to-Rechner geladen hat. Insgesamt gibt es in dem Verfahren nach Angaben der sächsischen Generalstaatsanwaltschaft mehr als 20 Beschuldigte.

Anfang Juni hatten die Behörden bei Razzien in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden 13 Verdächtige festgenommen, von denen einige nach umfangreichen Aussagen wieder aus der Haft entlassen worden waren. Bei Durchsuchungen in 20 Wohnungen, Geschäftsräume und Rechenzentren waren umfangreiche Datenbestände sichergestellt worden. Auf Konten der Verdächtigen in Spanien hatten die Ermittler rund 2,5 Millionen Euro beschlagnahmt. (vbr)