Adblock Plus 2.0 lässt nicht-nervende Werbung durch

"Betreiber von Websites haben uns gemeldet, dass teilweise 50 bis 60 Prozent der Werbeeinnahmen wegfallen, weil so viele Nutzer Adblock Plus benutzen", erklären Projektmitarbeiter.

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Von
  • Torsten Kleinz

Mit einer ungewöhnlichen Initiative will das Open-Source-Projekt Adblock Plus Einfluss auf den Online-Werbemarkt nehmen. In der Version 2.0 des Firefox-Plugins werden dank des neuen Acceptable Ads-Filters auf wenigen Websites Werbeinblendungen zugelassen, die bestimmte Kriterien erfüllen.

Adblock Plus ist das derzeit beliebteste Add-On für den Browser Firefox. Nach eigenen Angaben hat das Projekt derzeit über 15 Millionen Nutzer, dazu kommen noch einmal knapp 2 Millionen Nutzer für die Chrome-Version, die noch nicht alle Funktionen der Firefox-Version bietet. "Betreiber von Websites haben uns gemeldet, dass teilweise 50 bis 60 Prozent der Werbeeinnahmen wegfallen, weil so viele Nutzer Adblock Plus benutzen", erklärt Projektmitarbeiter Till Faida. "Wenn diese kostenfreien Angebote wegfallen, würde das Web davon nicht besser."

Aus diesem Grund haben sich die Entwickler des Browser-Plugins dazu entschlossen, Kriterien zu entwickeln, die nervende von nicht-nervender Werbung unterscheiden. So werden derzeit nur Werbeformen von den Filtern ausgeschlossen, wenn sie keine Animationen oder Soundelemente haben. Zudem dürfen die Werbedienstleister nur ein einzelnes JavaScript zur Werbeeinblendung verwenden. Um den Seitenaufbau nicht zu verzögern, darf zudem nur ein einzelner DNS-Request nötig sein. In späteren Versionen wollen die Entwickler weitergehende Anforderungen wie die Einbindung des "Do Not Track"-Headers stellen.

Die Auswirkungen des neuen Adblock Plus bei einer Sedo-Parkingsite

Um Werbung zu identifizieren, benutzt Adblock Plus eine ausgefeilte URL-Erkennung. Freiwillige erstellen Listen mit Adservern und bestimmten Merkmalen von verbreiteten Werbeformaten, um möglichst alle Werbung auszufiltern. Neben reinen Werbefiltern gibt es auch solche, die Tracking-Scripte, Cookies oder beispielsweise die Facebook-Like-Buttons aussortieren. In der neuen Version des Plugins ist zusätzlich eine Liste mit Ausnahmeregeln enthalten, auf denen Werbedienstleister und Seiten landen, die die Bedingungen von Adblock Plus einzuhalten versprechen. In der ersten Version sind nur drei Angebote enthalten: Netzwelt.de, t3n und die Parkingseiten des Domainhändlers Sedo.

Folge des Systems: Die Werbedienstleister müssen entweder ganz auf nervende Werbung verzichten – was derzeit eher unrealistisch ist – oder die Werbung nach den Kriterien von Adblock Plus eindeutig kennzeichnen, indem sie beispielsweise über separate Adserver ausgeliefert wird. Wer sich nicht an die Regeln hält, droht von der Liste ausgeschlossen zu werden. So sind bei den jetzt aufgenommenen Webseiten nicht alle Werbeformen freigeschaltet, sondern nur einige wenige Werbeplätze.

"Das Interesse von Webseiten-Betreibern ist sehr hoch", sagt Faida. "Aber im Moment wollen wir die Funktion erst einmal testen." Erst Ende Januar werde man entscheiden, ob man das Projekt weiterverfolgen werde. Unterdessen gibt es aber starke Proteste in der Community gegen die neue Funktion. Insbesondere dass die Acceptable-Ads-Funktion beim Update ungefragt aktiviert wird, stößt bei den Nutzern auf Protest.

Vorwürfen, dass das Projekt, das im vergangenen Jahr in eine GmbH umgewandelt wurde, Profit aus der angezeigten Werbung schlagen wolle, treten die Projektbetreiber entgegen: "Wir werden niemals etwas frei schalten, nur weil wir dafür bezahlt werden", versichert Faida. Er könne aber nicht ausschließen, dass sich Werbetreibende künftig an der Finanzierung des Projekts beteiligen. (jk)