Computerausfall auf der Raumstation ISS

Der Ausfall zentraler Computersysteme auf der internationalen Raumstation ISS hat die Besatzung in Schwierigkeiten gebracht. Möglicherweise verlängert sich dadurch die Atlantis-Mission.

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Von
  • Urs Mansmann

Auf der internationalen Raumstation ISS sind im russischen Segment alle Computersysteme ausgefallen, die Basisfunktionen wie die Lagekontrolle sowie die Erzeugung von Sauerstoff und Wasser steuern. Zwar besteht nach Angaben der US-Weltraumbehörde NASA aktuell keine Gefahr, ließe sich der Fehler aber innerhalb einer Woche nicht beheben, müsste die Station vorübergehend evakuiert werden.

Derzeit ist das Space Shuttle Atlantis an der ISS angedockt. Das ist in der derzeit etwas brenzligen Situation von Vorteil, denn das Space Shuttle kann mit seinen Bordsystemen im Bedarfsfall die Lagekontrolle übernehmen. Falls nötig, könnten die Steuerdüsen der Atlantis in Kombination mit den von den Problemen nicht betroffenen Kreiselinstrumenten der Raumstation eingesetzt werden. Auch die Luft wird so schnell nicht knapp; auf der ISS sind Sauerstoffvorräte für 56 Tage gebunkert.

Der Grund für den Ausfall der Computer ist bislang unbekannt. Möglicherweise hängt er mit der Installation eines neuen Sonnensegels zur Energieversorgung zusammen. Ohne funktionierende Lagekontrolle müsste die Besatzung der Station mit der dort ständig angedockten Rettungskapsel evakuiert werden. Die Lagekontrolle dient unter anderem zum Manövrieren beim Andocken eines Raumfahrzeugs und für Ausweichmanöver, die Kollisionen mit Weltraumschrott verhindern.

Der Computerfehler könnte die Mission des Space Shuttle möglicherweise verlängern, wenn sich dessen Behebung noch hinzieht. Die Mission dauert ohnehin zwei Tage länger als geplant, da bei der Raumfähre Schäden am Hitzeschild festgestellt wurden, die nach einer Entscheidung der NASA eine Reparatur im All notwendig machen. Um den Stromverbrauch zu reduzieren und damit zusätzlich Zeit für eine möglicherweise notwendige Verlängerung der Mission zu gewinnen, werden jetzt alle nicht notwendigen Systeme an Bord der Atlantis abgeschaltet. Über eine Verlängerung der Mission wurde allerdings noch nicht entschieden.

Inzwischen scheint sich die Lage etwas zu entspannen. Das Computersystem funktioniert letzten Meldungen zufolge teilweise wieder. Nach Angaben der Flugdirektorin Holly Ridings erlangte die Besatzung wieder Kontrolle über die Computersysteme. Die Kommunikation zwischen Terminals und Hauptrechner sei wiederhergestellt, das System reagiere auf Kommandos. Zwar haben sich auf der ISS immer wieder Computerausfälle ereignet, jedoch noch niemals ein mehrfacher Komplettausfall.

Die geplanten Arbeiten der Shuttle-Mission gehen unterdessen wie geplant weiter, etwa die Vorbereitung des morgigen Weltraumspaziergangs, bei dem unter anderem die Reparatur des Hitzeschilds der Atlantis vorgenommen werden soll. (uma)