Das Jahr 2012: Rückblick durch die Glaskugel

Dank der redaktionseigenen Glaskugel präsentiert heise Security schon jetzt und wie immer exklusiv den ultimativen Jahresrückblick auf das vor uns liegende Jahr 2012.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Daniel Bachfeld

17. Januar: Die Polizei stürmt im Berliner Wedding eine Wohnung, in der sie aufgrund von Wärmebildkamera-Aufnahmen eine Indoor-Hanfplantage vermutet. Vor Ort findet sie jedoch nur 30 handelsübliche PCs mit Hochleistungsgrafikkarten. Auf den vorsichtshalber beschlagnahmten Rechnern fanden Experten Programme zum Berechnen von Bitcoins.

2. Februar: In der vom ADAC erstellten Stau-Statistik für 2011 führt wenig überraschend die A46 bei Wuppertal. Verwunderung ruft jedoch der zweite Platz der Ortsdurchfahrtsstraße der Gemeinde Unterdimpelfsberg in Hessen hervor. Eine genauere Untersuchung offenbart, dass eine örtliche Selbsthilfegruppe über Monate hinweg falsche Staumeldungen in den Traffic Message Channel (TMC) eingespeist hat, um den Verkehr via Navi um den Ort herum zu leiten.

17. Februar: Hacktivisten von Anonymous stellen eine Bauplan für günstige GPS-Jammer ins Netz, mit denen sich im Umkreis von 1 km der Empfang der Signale von GPS-Satelitten stören lässt.

19 März: Ein amerikanischer Hacker zeigt Schwachstellen in der elektronischen Geldbörse Google Wallet, mit dem sich ohne Nutzerinteraktion zwischen NFC-fähigen Smartphones Geld übertragen lässt. Eine Demo-App macht unter Skript-Kiddies in den USA schnell die Runde. Deren Beliebtheit sinkt jedoch rapide, als sich herausstellt, dass nur negative Beträge "geklaut" werden können – der Angreifer letztlich also Geld an sein Opfer überweist. Google schließt die Lücke nach vier Wochen.

7. April: Wikileaks veröffentlicht verschlüsselte Dokumente der US-Regierung, die geheime Daten über die Technik von US-Spionagesatelliten enthalten. Erste Hochrechnungen zeigen, dass nach dem Mooreschen Gesetz in etwa 6 Jahren einige tausend PCs die Daten entschlüsseln könnten.

8.April: Sarah Palin erklärt in einem Fernseh-Interview, dass sie kein derartiges Gesetz kenne und wenn dann hätte das in den USA keine Gültigkeit. Im Gegenteil trete sie für eine gesetzliche Begrenzung der Rechenleistung von PCs ein, denn unter gar keinen Umständen dürften Terroristen an diese Daten kommen. Vertreter der EFF formulieren daraufhin höhnisch "Palins Law", nach dem sich aus Sicherheitsgründen die Geschwindigkeit eines PCs am IQ seines Besitzers orientieren muss.

17. Juni: Anonymous-Aktivisten stören mit selbstgebauten GPS-Jammern in Los Angeles, Rotterdam, Hamburg, Singapur, Dubai, Shenzen und Shanghai für drei Tage die Systeme der automatischen Container-Verladegeräte (AGV). Da die Roboter ihren Ort nicht mehr bestimmen können, kommt jeglicher Güter-Verkehr zum Erliegen. Als Motiv nennen die Aktivisten den Protest gegen den globalen Handel.

4. Juli: Die New York Times veröffentlicht, dass der Secret Service die Firma NVidia aus "Gründen der nationalen Sicherheit" zwingen wollte, die Rechenleistung ihrer Grafikkarten künstlich zu drosseln. Dies sollte durch automatisch verteilte "Sicherheits-Updates" sogar nachträglich geschehen. Der Hersteller widersetzte sich dem Vorhaben mit einer Klage vor dem obersten Bundesgericht, der aufschiebende Wirkung zugebilligt wurde. Die US-Regierung denkt nun darüber nach, Grafikkarten als Cyberwaffen zu deklarieren und mit Exportbeschränkungen zu belegen.

15. August: Das CERN sagt die für morgen angekündigte Pressekonferenz zum Nachweis des Higgs-Boson ab.

18. August: Ein Blogger berichtet, dass sich ein Forscher am CERN an seinem Windows-PC einen Lösegeld-Trojaner eingefangen hat, der 10.000 Euro für die Freigabe der von ihm verschlüsselten Anwenderdaten fordert. Da der Rechner an den SAN-Speicher der Higgs-Forschungsgruppe angeschlossen war, handelt es sich dabei um etwa 100 Terabyte Kollisionsdaten, die für den endgültigen Nachweis der Higgs-Teilchen unbedingt gebraucht würden. Das CERN habe das geforderte Lösegeld angeblich via Western Union bezahlt, aber keine Antwort von dem Erpresser erhalten. Jetzt fahndet Interpol nach dem Schlüssel zu den Higgs-Daten.

11. September: Ermutigt durch Palins Forderungen, künftig die PC-Leistung künstlich zu begrenzen, fordert die Musik- und Filmindustrie, das tägliche Downloadlimit für Internet-Anwender auf 200 MByte zu begrenzen. Größere Downloads sollen unter Angabe des Termins und der URL vorher mit schriftlicher Begründung beim Provider angemeldet werden.

23. Oktober: Die Untersuchung einer Beinahe-Kollision zweier Satelliten fördert Erscheckendes zutage: Seit Monaten veranstalten skrupellose Hackerbanden illegale Satellitenrennen im All. Dabei dringen sie übers Internet in die Steuerungssysteme ein und nutzen die eigentlich nur für Kurskorrekturen vorgesehenen Steuerdüsen als Antrieb. Ungeschlagene Champions waren demnach die LML-Fanboys.

25. Oktober: Die NASA reicht eilig einen Patentantrag für Satellitensteuerung ein. Den LML-Hackern gelang es offenbar durch die Optimierung der Verbrennung die Leistung der Systeme zu Verzehnfachen. Anonymous erklärt, man werde den Antrag wegen Prior Art anfechten.

11. November: Die GEMA fordert die Limitierung der Speicherkapazität von Festplatten. 300 MByte seien mehr als genug für Betriebssystem, Anwendungen und selbst gemachte Fotos. Alles darüber hinaus sei verdächtig und müsse zumindest mit einer speziellen Treiber-Software regelmäßig auf Urheberrechtsverstöße kontrolliert werden.

6. Dezember: Der Enthüllungsplattform Wikileaks werden geheime Dokumente der japanischen Regierung zugespielt, die die wahre Identität des Bitcoin-Gründers Satoshi Nakamoto aufdecken. Demnach ist Nakamoto gar keine Person sondern der Deckname einer Kryptospezialeinheit des japanischen Geheimdienstes. Deren eigentliches Ziel ist den Dokumenten zufolge das Rekonstruieren eines Schlüssels, mit dem eine Liste sogenannter Schläfer verschlüsselt wurde. Weil das Budget für eigene Hardware zum Knacken nicht ausreichte, entschloss man sich, das Problem mit einer kreativen Variante des Crowd-Sourcings zu lösen. (dab)