Online-Verkäufe gehen zurück

Die Zuwächse beim E-Commerce knicken ein. Wird Shopping in Geschäften wieder interessanter und sinkt die Attraktivität des Internet?

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Von
  • Florian Rötzer

Nachdem der E-Commerce viele Jahre lang schnell gewachsen ist und in manchen Bereichen jährlich mehr als 25 Prozent zugelegt hat, ist das Wachstum nach Auskunft der New York Times im letzten Jahr stark zurückgegangen. Betroffen sind besonders Bücher, Tickets, Computerzubehör oder Produkte im Gesundheits- und Schönheitsbereich.

Das mag auch einfach eine Folge dessen sein, dass der Online-Markt bereits eine bestimmte Grenze überschritten hat. Dieses Jahre sollen in den USA 116 Milliarden US-Dollar im Internet umgesetzt werden, immerhin bereits 5 Prozent aller Einzelhandelsverkäufe. Allerdings mutmaßt man, dass die Internetnutzer ihr Kaufverhalten ändern könnten und das Internet nicht mehr so attraktiv ist, auch wenn das Wachstum für den E-Commerce noch lange nicht beendet ist, sondern nur langsamer wird.

Nach einer Prognose von Forrester Research wird der Online-Buchmarkt 2007 nur noch um 11 Prozent wachsen, 2006 waren es noch 40 Prozent. Kleidung soll von 61 auf 21 Prozent sinken. Auch bei Sportartikel, Videos, Musik oder Ersatzteilen von Autos werden teils starke Rückgänge prognostiziert. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt Jupiter Research, das für Online-Verkäufe "nur" noch ein Wachstum von 9 Prozent für dieses Jahr voraussagt, 2004 waren es noch 25 Prozent.

Den Trend bestätigen große Internetfirmen. So berichtet eBay, dass die Verkäufe im ersten Quartal gegenüber dem letzten Jahr nur noch um 1 Prozent gestiegen sind. Dasselbe berichtet auch Expedia. Dell hat im ersten Quartal in Nord- und Südamerika in etwa dieselben Umsätze wie im Jahr zuvor gemacht. Alex Gruzen, Vizepräsident für Privatkunden bei Dell, sagte, dass manche Kunden eher eine "interaktive Erfahrung" wünschen: "Sie mögen Shopping und sie wollen in Geschäfte gehen."

Eine interessante Erklärung für die schwindende Begeisterung am Online-Shopping hat Nancy F. Koehn, Professorin an der Harvard Business School. Geschäfte oder Malls hätten nicht nur das Einkaufen zu einer befriedigenderen Erfahrung gemacht, sondern Online-Shopping erinnere jetzt die Internetbenutzer auch eher an Arbeit als an Freizeitvergnügen. Zudem würden steigende Versandkosten auch den Einkauf über das Internet weniger interessant machen.

Angeblich würden nun hybride "Clicks-and-Bricks"-Modelle beim Kunden besser ankommen. Man bestellt online und holt die Waren dann im Geschäft ab. Das hätte den Vorteil, sagen Firmen, die so arbeiten, dass die Kunden, die in das Geschäft kommen, dann oft auch noch mehr einkaufen würden. (fr)