Kampf dem Bullshit

Mit Online-Tools kann man den eigenen Sprachstil überprüfen. Das macht Spaß, die Ergebnisse sind mitunter aber auch sehr rätselhaft.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Gregor Honsel

Kürzlich bin ich auf eine interessante Webseite gestoßen: Den BlaBlaMeter . „PR-Profis, Politiker, Berater, Werbetexter oder Professoren müssen hier tapfer sein! Das BlaBlaMeter entlarvt schonungslos, wie viel heiße Luft sich in Texte eingeschlichen hat“, heißt es auf der Einstiegsseite. Darunter befindet sich ein schlichtes Eingabefeld. Hier können Nutzer ihre eigenen Texte reinkopieren. Ein Algorithmus errechnet dann, ob der Schreiber zu Phrasen oder zum Nominalstil neigt. Das Ganze wird dann zu einem sogenannten „Bullshit-Index“ komprimiert.

Mein erster Versuch war desillusionierend: Der Blog von letzter Woche brachte es auf einen Bullshit-Index von 0.46. „Hochwertige journalistische Texte liegen in der Regel zwischen 0.1 und 0.3“, heißt es zur Erläuterung. Schon ziemlich bitter. Erfreulicherweise sieht's bei meinen anderen Beiträgen nicht ganz so finster aus. Bis jetzt lag zum Beispiel der Bullshit-Index dieses Textes bei 0,24. „Ihr Text zeigt erste Hinweise auf 'Bullshit'-Deutsch, liegt aber noch auf akzeptablem Niveau“, nörgelt der BlaBlaMeter.

Gut, er will also mehr Verben und kürzere Sätze? Soll er haben! Ich mache jetzt kurze Sätze. Ich schreibe, bringe, verwende, benutze, platziere mehr Verben. Und suche Trost bei einem anderen Algorithmus. Die FAZ hat ein ähnliches Tool entwickelt. Es heißt „Ich schreibe wie…“. Auch hier kann man seine eigenen Texte hochladen. Ein Algorithmus vergleicht sie dann mit dem Stil von mehr oder weniger bekannten Schriftstellern. Wie dieser Algorithmus genau arbeitet, verrät die FAZ nicht. Es macht jedenfalls Spaß, damit herumzuspielen. Bei den letzten zehn Blogs komme ich dreimal auf Sigmund Freud. Je zwei Mal soll ich angeblich wie Kafka und wie Melinda Nadj Abonji geschrieben haben. Letztere kannte ich noch nicht. Aber sie hat immerhin 2010 den Deutschen und den Schweizer Buchpreis bekommen. Das schmeichelt mir. Der Rest verteilt sich auf je einmal Charlotte Roche, Immanuel Kant und Franziska von Reventlow (1871 bis 1918). Ist das nun gut oder schlecht? Ich weiß es nicht. So ist das halt oft mit Algorithmen. Sie verwursten irgendwas. Das Ergebnis klingt interessant. Aber schlauer ist man nachher auch nicht.

Dieser Kurzsatz-Stil gefällt mir nicht. Hoffentlich findet er wenigstens Gnade beim BlaBlaMeter. Also schnell den Score checken. Bingo: 0,09. „Ihr Text zeigt keine oder nur sehr geringe Hinweise auf 'Bullshit'-Deutsch“, lobt der BlaBlaMeter. Geht doch.

Dafür habe ich jetzt laut FAZ-Tool wie Ingo Schulze geschrieben. Nie gehört. Hoffentlich bedeutet auch das was Nettes. (wst)