Yang tritt ab – Yahoos Zukunft unklar

Der Rücktritt des einflussreichen Mitgründers Jerry Yang von allen seinen Posten schürt Spekulationen über Yahoo.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 54 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Für den schwächelnden Internet-Pionier Yahoo endet eine Ära. Der einflussreiche Mitgründer Jerry Yang hat sich nach 17 Jahren plötzlich aus dem Unternehmen verabschiedet. Er legte sowohl sein Amt als Verwaltungsratsmitglied bei Yahoo selbst als auch bei der Japan-Tochter und der chinesischen Beteiligung Alibaba nieder, wie der Konzern am gestrigen Dienstag mitteilte.

Über die Hintergründe des Abgangs von Yang wurde zunächst nur wenig bekannt. Yang stand zwar schon seit Jahren in der Kritik. Zuletzt wies jedoch nichts auf einen baldigen Abschied hin. Allerdings hatte Yahoo vor zwei Wochen nach monatelanger Suche einen Firmenchef gefunden.

Nach außen hin hatte die Konzernspitzen nur freundliche Worte übrig. Verwaltungsratschef Roy Bostock lobte Yang als "Visionär und Pionier", der Yahoo entscheidend vorangebracht habe. "Wir danken Jerry." Der von der Ebay-Bezahltochter PayPal herübergewechselte neue Konzernchef Scott Thompson sagte, die Werte Yangs lebten im Unternehmen weiter.

Beobachter in den USA brachten Yangs Abgang mit den andauernden Spekulationen um die Zukunft von Yahoo in Verbindung. Der Konzern, der im wichtigen Online-Werbemarkt immer mehr Boden an Google verloren hatte, prüft einen Verkauf oder die Trennung von den wertvollen Tochtergesellschaften in Asien. In welche Richtung das Pendel nun ausschlägt, ist allerdings weiter unklar.

Yang hatte Yahoo 1995 zusammen mit David Filo gegründet und war von 2007 bis 2009 auch Konzernchef, bevor er sich auf den Verwaltungsratsposten zurückzog. Er galt aber weiterhin als mächtiger Strippenzieher im Hintergrund. Yang sagte, er habe die Jahre sehr genossen. "Dennoch ist die Zeit reif für mich, anderen Interessen außerhalb von Yahoo nachzugehen."

Investoren haben Yang nie verziehen, dass er 2008 eine Übernahme durch Microsoft verhindert hat. Damals wollte der Windows-Riese 33 Dollar pro Aktie zahlen, in der Summe mehr als 45 Milliarden Dollar. Heute dümpelt das Papier bei 15 Dollar herum.

Die Börsianer gehen davon aus, dass sich nach Yangs Abgang etwas bewegt. Nachbörslich sprang der Aktiekurs um fast 3 Prozent nach oben. Zwischenzeitlich wurde etwa über den Einstieg von Finanzinvestoren oder gar des Software-Konzerns Microsoft spekuliert. Die bisher radikalste Lösung, die in US-Medien herumgeisterte, war die komplette Übernahme durch die beiden asiatischen Partner Alibaba und Softbank.

Yahoo hat eine Achterbahnfahrt hinter sich. Der Verwaltungsrat hatte Anfang September die bisherige Konzernchefin Carol Bartz gefeuert. Dem obersten Gremium ging der Umbau des Unternehmens zu langsam voran. Bartz wollte den als Webverzeichnis gestarteten Konzern zum Anbieter von Medieninhalten umbauen. Doch durchschlagende Erfolge blieben aus. Bei der Internetsuche hat sich Yahoo notgedrungen mit Microsoft verbündet, um Google Paroli bieten zu können. (jo)