Razzia gegen Megaupload: Keine Freilassung auf Kaution für Kim Schmitz

Die auf Gesuch des FBI in Neuseeland verhafteten Deutschen und ein Niederländer bleiben vorerst in Haft. Derweil haben Hacker die Websites von US-Behörden und der Musikindustrie angegriffen.

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Von
  • dpa

Nachdem die US-Behörden die Datentausch-Plattform Megaupload dichtgemacht hatten, legten Netzaktivisten für Stunden die Websites des FBI und des US-Justizministeriums lahm. Am frühen Freitagmorgen deutscher Zeit gingen sie wieder. Die ebenfalls angegriffenen Internet-Seiten des amerikanischen Musikindustrie-Verbandes RIAA und des Musik-Labels Universal Music Group waren hingegen immer noch offline.

Die Hackergruppe Anonymous drohte nach der Schließung von Megaupload mit Vergeltung. "Anonymous geht auf Rachefeldzug für Megaupload", erklärten die Hacker per Kurznachrichtendienst Twitter. Sie drohte, unter anderem die Website der Bundespolizei FBI und des Justizministeriums vom Netz zu nehmen – und tatsächlich waren die Adressen Minuten später nur eingeschränkt erreichbar.

Bei Megaupload konnten Daten aller Art hochgeladen werden. Nach den Vorwürfen der US-Behörden waren darunter auch in großem Stil illegal kopierte Musik, Filme, Fernsehprogramme und digitale Bücher. Den Vorwürfen zufolge geschah dies mit Wissen der Betreiber. Megaupload habe mehr als 175 Millionen US-Dollar illegalen Gewinn gemacht und den rechtmäßigen Eigentümern der Inhalte einen Schaden von deutlich über einer halben Milliarde US-Dollar zugefügt, erklärte das Justizministerium. Ein weiterer Vorwurf lautet auf Geldwäsche.

Die neuseeländische Polizei nahm nach eigenen Angaben drei Deutsche und einen Niederländer auf FBI-Ersuchen fest. In Coateville nördlich von Auckland durchsuchten demnach 70 Beamte ein Anwesen des Gründers Kim Schmitz, der sich jetzt "Kim Dotcom" nennt. Der Richter am North Shore District-Gericht lehnte eine Freilassung der Festgenommenen gegen Kaution ab. Die vier sollen am Montag erneut vor Gericht erscheinen. Die USA haben die Auslieferung der Männer beantragt; die neuseeländische Justiz selbst hat keine Anklage erhoben.

Auf dem Anwesen bei Auckland wurden nach Angaben der Polizei Wertgegenstände und Geld im Gesamtwert von sechs Millionen neuseeländischen Dollar (etwa 3,7 Millionen Euro) sichergestellt. Darunter waren ein Rolls Royce Phantom sowie mehrere Gemälde. Bodyguards hätten den Beamten am frühen Morgen zunächst den Zutritt zu dem Anwesen verwehrt, teilte die Polizei mit. Auf dem Gelände seien zwei Gewehre sichergestellt worden.

Der Kampf gegen Raubkopien im Netz ist gerade ein heiß diskutiertes Thema in den USA. Gerade erst am Mittwoch gab es eine große Internet-Protestaktion gegen neue Gesetzespläne, die unter anderem die Sperrung von Webseiten erlauben sollen. Kritiker dieser Pläne warnen, dass damit eine Zensur-Infrastruktur geschaffen werde, die auch in anderen Fällen zum Einsatz kommen könnte. Aus Protest war unter anderem das englischsprachige Online-Lexikon Wikipedia einen Tag lang nicht erreichbar.

Insofern ist der Zeitpunkt für die Razzia der US-Behörden interessant, denn FBI und Justizministerium reichten offensichtlich die aktuellen Gesetze, um zuzuschlagen. Sie werfen den Megaupload-Betreibern vor, die Verbreitung von Raubkopien unterstützt zu haben. Der Anklage zufolge sollen sie ihnen bekannte Raubkopierer für das Hochladen urheberrechtlich geschützter Inhalte bezahlt haben. Unklar ist, was mit den Daten gewöhnlicher Megaupload-Nutzer passiert, die dort ihre Dateien gelagert haben. (ad)