Nach Megaupload-Razzia: Sharehoster in Panik

Den Sharehostern weht der Wind ins Gesicht: Immer mehr Hoster schließen ihre Affiliate-Programme, blockieren Downloads und löschen Dateien von ihren Servern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1648 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Gerald Himmelein

Nach der Razzia auf den Sharehoster Megaupload herrscht in der Branche offenbar Panik: Uploaded.to sperrt Besucher aus den USA aus, FileJungle, Fileserve, FileSonic und UploadStation haben überstürzt ihre Affiliate-Programme geschlossen und beschränken Downloads auf die ursprünglichen Uploader. Dies deklassiert diese Hoster zu Dropbox-ähnlichen Datenschließfächern.

Auch Fileserve erlaubt mittlerweile nur noch Uploadern, ihre eigenen Dateien herunterzuladen.

In Webmaster-Foren berichten Affiliate-Teilnehmer von massenhaften Datei-Löschungen und Account-Sperrungen. Für die Sharehoster sind die Uploader, deren Material die Filehoster überhaupt erst attraktiv gemacht hat, jetzt eine Bürde geworden. Viele beklagen sich darüber, dass versprochene Auszahlungen ausgeblieben und die Support-Mitarbeiter auf Tauchstation gegangen seien.

Am Donnerstag hatte das FBI in Zusammenarbeit mit Ermittlungsbehörden in den Niederlanden, in China, England, Deutschland, Kanada und Neuseeland vier führende Mitarbeiter des Sharehosters Megaupload festgenommen, dessen Domains beschlagnahmt und Server sichergestellt. Zu den Verhafteten gehört auch der Deutsche Kim Schmitz.

Ermittlern zufolge hatte sich Schmitz in seiner Villa verbarrikadiert und musste von der Polizei aus einem Safe Room herausgeschnitten werden. Schmitz wurde am Tag nach seiner Inhaftierung 38 Jahre alt. Die Kautionsverhandlungen am Montag verliefen ergebnislos. Das FBI hat eine Auslieferung von Schmitz und die anderen Angeklagten in die USA beantragt.

Auch viele kleinere Anbieter haben nach der Razzia die Schotten dichtgemacht. Videobb und VideoZer haben ihre Affiliate-Programme geschlossen und wie FileJungle und Uploadstation zahlreiche Dateien von ihren Servern gelöscht. UploadBox meldet auf seiner Homepage, zum Monatsende alle Dateien zu löschen; auf der Website von x7.to steht nur noch, alle bisherigen Dienste würden vollständig eingestellt. 4shared hat seinen Affiliates zum 1. Februar die Verträge gekündigt, verspricht bis dahin aber noch Auszahlungen.

Derweil hat der Rechtsanwalt Robert S. Bennett sein Mandat niedergelegt. Noch am Freitag hatte Bennett angekündigt, Megaupload vor Gericht zu vertreten. Am Montag erklärte der Anwalt jedoch, er könne die Verteidigung aufgrund von Interessenkonflikten nicht übernehmen. Als konkreter Anlass wird vermutet, dass Bennetts Kanzlei Hogan Lovells in der Vergangenheit den Medienkonzern News Corporation vertreten hat.

Nur einer der großen Sharehoster bleibt während des Durcheinanders ruhig: RapidShare teilte am Montag mit, man habe Mitte der vergangenen Woche im Itunes Store zwei iOS-Apps veröffentlicht, mit denen Anwender vom iPhone oder iPad aus auf bei RapidShare gespeicherte Daten zugreifen können. (ghi)