Funk-Vorbereitung

Auspacken, einschalten, geht – schon irgendwie. Um das Optimum aus Ihrem WLAN-Router herauszuholen, sollten Sie es nicht bei der Werkseinstellung belassen. Mit ein paar Konfigurationseingriffen oder etwas Hardware-Nachhilfe lässt sich der Durchsatz oft verdoppeln.

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Inhaltsverzeichnis

Wenn die Funkverbindung zwischen Basis und Surf-Sofa zu schwach ist, gibt es mehrere Wege zur Verbesserung. Als Erstes verkürzen Sie die Funkstrecke so weit wie möglich: Stellen Sie den WLAN-Router möglichst nah heran und verbinden Sie ihn über ein längeres Ethernet-Kabel mit dem DSL- oder Kabelmodem. Gerade im Grenzbereich zwischen „geht“ und „geht nicht“ hilft jeder eingesparte Meter. Auch simples Drehen von Router oder Notebook kann sich drastisch auswirken: Im Repeater-Test maßen wir bei einem Gerät mal 7 und mal 15 MBit/s Nettodurchsatz (siehe c't 4/2012, Seite 94 ).

Viele WLAN-Router bringen eine Sendeleistungseinstellung mit. Stellen Sie sicher, dass diese auf „100%“ steht. Denn in der Regel möchten Sie die zulässige Leistung ausreizen, um möglichst hohe Reichweite zu bekommen. Die Energieeinsparung durch Reduzieren der Sendeleistung ist nämlich vernachlässigbar.

Einige Varianten von AVMs Fritzboxen passen die Sendeleistung an die Erfordernisse an, wenn man sie im Automatik-Modus betreibt, sodass man sie WLAN-seitig sich selbst überlassen kann. Fällt die Reichweite im Betrieb dennoch spürbar ab, kann man diese Automatik probeweise abschalten. Aktivieren Sie dazu zunächst im Menü unter „System“/„Ansicht“ die Expertenansicht. Dann erscheint nach Setzen von „Funkkanal-Einstellungen anpassen“ unter „WLAN“/„Funkkanal“ auch die Sendeleistungseinstellung.

Wenn Sie sich mit Ihren Mobilgeräten hauptsächlich in unmittelbarer Nähe zur Basis aufhalten, brauchen Sie sich um die Wahl eines günstigen Funkkanals nicht weiter zu kümmern. Andernfalls kann Ihnen etwas Mühe deutlich stabilere und flottere Verbindungen bescheren.

Denn Ihre Basis wird stets mit anderen WLANs um das gemeinsame Medium Funk konkurrieren müssen, es sei denn, Sie wohnen exponiert auf dem Land. Deshalb ist die Wahl des Funkkanals immer ein Kompromiss, den Sie nicht der Automatik des Routers überlassen sollten, denn diese kann nur die Situation an seinem Aufstellungsort beurteilen. Doch im Wohnzimmer können Störer einstrahlen, die nicht bis zur Basis durchkommen, aber Ihr Surftablet dennoch beeinträchtigen.

Finden Sie mit einem WLAN-Scanner wie beispielsweise InSSIDer 2 (siehe c’t-Link am Ende des Artikels) heraus, wie stark die Kanäle dort belegt sind, wo Sie sich mit den Mobilgeräten am häufigsten aufhalten oder wo Sie stationäre Geräte per WLAN einbinden wollen. Sortieren Sie die Anzeige nach absteigender Signalstärke (RSSI, –47 sind stärker als –65 dBm). Dann stehen die stärksten Störer oben.

Stellen Sie anschließend den am wenigsten belagerten Kanal fest am Router ein. Der Frequenz-Scan mit InSSIDer und anderen Tools stellt allerdings immer nur eine Momentaufnahme dar. Außerdem verraten solche Scanner nichts über die tatsächliche Kanalbelastung: Wer sendet wie häufig? Halten Ihre WLAN-Probleme an, dann bleibt nur, versuchsweise auf andere Kanäle zu wechseln, auch wenn dort mehr fremde Netze liegen.

Setzen Sie Ihre Basis dann aber genau auf denselben Kanal wie das stärkste Fremdnetz. Denn so können sich die Basen per WLAN-Protokoll auf wechselseitiges Nutzen des Funkkanals verständigen. Zwar müssen Sie sich dann die Kapazität teilen, aber so kommt immer noch ein höherer Durchsatz zustande, als wenn zwei Basen auf Kanal 6 und 7 sich stören.

Wenn Sie Ihrem Funknetz als Namen eine (dafür reservierte) E-Mail-Adresse geben, haben es Ihre Nachbarn leichter, Sie zu kontaktieren. So können Sie sich auf eine günstige Kanalbelegung einigen. Spezialisierte Dienste wie www.wifis.org braucht man dafür nicht.

Ein Dutzend Nachbar-WLANs im 2,4-GHz-Band sind in Innenstädten eher wenig, wir haben schon das Dreifache gefunden. Im breiteren 5-GHz-Band könnten die Zellen besser koexistieren. Der Multi-SSID-Betrieb (mehrere logische Zellen auf einem Access Point) erscheint allerdings wie hier als scheinbare Überlappung.

Überlappungs- und damit störungsfrei arbeiten WLANs mit 20-MHz-Breite im 2,4-GHz-Band nur, wenn man sie im Kanalraster 1 (2402–2422 MHz), 6 (2427–2447 MHz) und 11(2452–2472 MHz) betreibt. Hier sind die Kanäle nämlich in 5-MHz-Schritten durchnummeriert. Zwar wären auch die Raster 1/7/13 und – mit geringen Überlappungen – 1/5/9/13 denkbar. Bisweilen kommen aber Geräte auf den Markt, deren WLAN-Schnittstelle für den Betrieb in den USA konfiguriert ist und die deshalb die Kanäle 12 und 13 ignoriert.

Falls Sie einen Dualband-Router einsetzen, wechseln Sie probeweise das Frequenzband: Im 2,4-GHz-Band erzielt man wegen geringerer Strecken- und Materialdämpfung prinzipiell zwar eine größere Reichweite als das 5-GHz-Band. Wenn es aber wie in vielen Städten überlaufen ist, kann ein Wechsel auf 5 GHz Wunder wirken. Zwar zählen die Kanäle hier auch mit 5-MHz-Schritten hoch, sind aber in Viererstufen (36, 40, 44…) wählbar, sodass sie sich nicht überlappen. Schließlich stehen dort mit 19 überlappungsfrei nutzbaren Frequenzen sechsmal so viele WLAN-Kanäle zur Verfügung.

Der 5-GHz-Betrieb wird aber nicht mit allen aktuellen Geräten klappen. Selbst viele moderne Smartphones wie das iPhone 4S haben nur einen 2,4-GHz-Transceiver an Bord. Deshalb ist ein simultan in beiden Bändern funkender Router eine sinnvolle Anschaffung.

Mit einem Simultan-Dualband-Router teilen Sie die Clients auf die beiden Funkbänder auf. Geräte, die nach der älteren IEEE-Norm 802.11g (max. 54 MBit/s brutto) funken und dauerhaft Daten übertragen wie beispielsweise Streaming Clients und Internet-Radios, bremsen die modernen 802.11n-Stationen nämlich aus.

Zu den 11g-Funkern zählen ferner beispielsweise Touchscreen-Smartphones der ersten Generation (etwa iPhones vor dem 4er-Modell), aber auch Spielekonsolen und manches ältere Notebook-Schätzchen. Die dualbandfähigen 11n-Clients verlagern Sie dagegen auf das 5-GHz-Band, damit sie von den älteren Langsamfunkern nicht behelligt werden.

Manche Basen wie beispielsweise Apples Airport-Modelle arbeiten im 2,4-GHz-Band grundsätzlich mit 20 MHz schmalem Funkkanal. Bei Smartphones schadet das wenig, aber ein Notebook mit schnellem WLAN-Modul könnte man so nicht ausreizen. Dann würde es helfen, wenn sich das Notebook bei einem simultan dualbandfähigen Router nur mit dessen 5-GHz-Funkmodul verbindet.

Legt man das Antennenstäbchen am Router waagrecht, verbessert das die Versorgung in den Nachbarstockwerken. Allerdings wird sie in Antennenrichtung in derselben Etage leiden. Lassen Sie also eines der Stäbchen senkrecht stehen.

Das können Sie erzwingen, indem Sie das 2,4-GHz-Funknetz des Routers beispielsweise „Meyer-2“ und das andere „Meyer-5“ nennen. Anschließend richten Sie auf dem Notebook nur Letzteres ein – vorausgesetzt, das WLAN-Modul des Notebooks ist dualbandfähig.

Besitzt die WLAN-Basis interne Antennen, dann kann man nur durch Drehen und Verschieben des Geräts die Versorgung in bestimmten Räumen verbessern. Schon das Verschieben um eine Unterarmlänge oder geschicktes Platzieren eines Spiegels kann drastische Auswirkungen haben (siehe nachfolgenden Beitrag).

Die an Routern üblichen Stäbchen versorgen die Umgebung ungefähr kugelförmig (oben), in Richtung der Antennenachse bleibt ein Loch. Bei stärker bündelnden Rundumstrahlern ähnelt das Versorgungsgebiet einer Linse (Mitte). Richtantennen strahlen dagegen keulenförmig in eine Richtung.

Bei Routern mit externen Antennen gibt es mehr Spielraum, denn diese kann man unterschiedlich ausrichten: Senkrecht versorgen sie das Stockwerk optimal, in dem der Router steht. Waagrecht bedienen sie dagegen das darunter oder darüber liegende Stockwerk besser.

Besitzt der Router Antennenbuchsen und arbeitet er nur in einem Frequenzband, dann können Sie die vorhandenen Wellenfänger gegen stärkere austauschen. Typischerweise stecken ab Werk Antennen mit ungefähr 2 dBi Gewinn darauf (1,6-fache Leistung gegenüber einer ideal kugelförmig strahlenden Antenne), was eine ungefähr apfelartige Abstrahlung ergibt (siehe Diagramm).

Stärker bündelnde Rundumstrahler sind für ein paar Euro als längere Stäbe im Handel, die 5 oder 9 dBi Gewinn haben. Das entspricht einer verdreifachten beziehungsweise verachtfachten Leistung gegenüber einer ideal kugelförmig strahlenden Antenne. Sie bewirken eine linsenartige Versorgung: Senkrecht stehend vergrößern sie die Reichweite gegenüber den Standardstäben im selben Stockwerk.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 4/2012.

Mehr Infos

WLAN-Tuning

Artikel zum Thema "WLAN-Tuning" finden Sie in c't 4/2012:

  • WLAN-Repeater vergrößern die heimische Funkblase - Seite 94
  • Handreichungen für optimalen WLAN-Betrieb - Seite 100
  • Reflektoren verbessern den Durchsatz - Seite 104

(ea)