Monitormarke Belinea steht zum Verkauf

Bluechip besitzt seit gut einem Jahr Brunen IT – jetzt sind die ehemaligen Eigentümer Frank Brunen und Fred Krull aus der Geschäftsführung ausgeschieden. Brunen hält noch die Markenrechte an Belinea und sucht dafür einen finanzkräftigen Käufer.

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Von
  • Matthias Parbel
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Belinea – deutsche Traditionsmarke für Monitore

(Bild: Brunen IT)

Frank Brunen ist guter Dinge. Im Gespräch mit heise resale gibt er auf die Frage, was er derzeit mache, offen zu: "Nichts!" Das klingt nach Privatier, ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Denn jetzt, nachdem er und Partner Fred Krull aus der Geschäftsführung der Brunen IT, die seit gut einem Jahr zur Bluechip Computer AG gehört, ausgeschieden sind, bemüht sich der 29-jährige um einen Millionendeal. Brunen will die Marke Belinea verkaufen. Die sei, so sagt er, mindestens zehn Millionen wert. Das habe ihm ein Gutachter empfohlen. "So wertvoll die Marke auch ist, ich rechne eher mit einem niedrigen siebenstelligen Betrag."

Das sind immerhin mehr als eine Million Euro für eine Marke, die noch 2007 für 1,7 Millionen verkaufte Monitore stand. Aber das ist knapp fünf Jahre her. Zwar stehen auch heute noch in vielen Büros Belinea-Bildschirme, selbst in Fernsehproduktionen kommen sie gelegentlich zutage, doch im Grunde gerät die Marke von Monat zu Monat immer mehr in Vergessenheit. Von wegen, kontert Frank Brunnen aus dem ostfriesischen Wittmund. Die Marke gibt es seit 20 Jahren, sie ist in 105 Ländern – und damit nahezu weltweit – geschützt. Allein ein weltweiter Markenschutz mit dazugehöriger Web-Adresse, sei heutzutage nur mit viel Glück möglich. "Meist gibt es irgendwo auf der Welt immer Einsprüche. Belinea hingegen ist geschützt und hat keine Beschmutzung durch Maxdata erlitten." Außerdem verfüge die Marke über eine sehr hohe Wertigkeit.

"Derzeit führe ich viele Gespräche, aber noch gibt es keine konkreten Ergebnisse", antwortet Brunen auf die Frage nach möglichen Interessenten. Mehr wolle er in der momentanen Phase noch nicht sagen. Nur so viel: Die derzeitigen Interessenten kämen durchweg aus Deutschland und aus dem Umfeld der IT-Branche. Jetzt hoffe er, "dass die Gespräche unter Umständen in den nächsten Wochen konkretisiert werden können". Davon ist er jedenfalls überzeugt.

Ob er allerdings dann den angepeilten Millionenbetrag in einer Summe auf seinem Konto wiederfindet, bleibe ebenfalls noch offen. Denn der umtriebige Unternehmer offeriert die Marke nicht nur zum Verkauf. Vielmehr kann "sie auch auf Lizenzbasis oder im Mietkauf erworben werden". Außerdem bietet er – quasi als Mitgift – auch seine Arbeitskraft und Erfahrung an. "Wenn ich mich beim neuen Eigentümer der Marke Belinea einbringen kann, ist es gut." Wenn nicht, dann kann Frank Brunen auch damit leben. Langweilig werde es dem Ostfriesen deswegen nicht.

Nach Übernahme der Brunen IT jetzt auch klare Verhältnisse in der Geschäftsführung: Sven Buchheim (2. von re) führt die Geschäfte des Neuerwerbes

(Bild: Anzeiger für Harlingerland)

Immerhin hatten Brunen, ebenso wie sein Partner Fred Krull – die noch andere Geschäftstätigkeiten unterhalten – die bis Ende vergangenen Jahres erfolgte Integration der Brunen IT in die Bluechip Computer AG begleitet. Nicht dass sie da übermäßig gefordert waren, aber immerhin involviert. Denn Bluechip, Hersteller und Distributor aus Meuselwitz, hatte die Brunen IT Service GmbH bereits im Oktober 2010 gekauft. Vorangegangen waren fünf Jahre Annäherung. Denn seither produzierten die Thüringer das PC-Portfolio für Brunen. Mit der Übernahme der Brunen IT war vereinbart worden, dass Frank Brunen und der Finanzexperte Fred Krull noch für etwa ein Jahr in der Geschäftsführung bleiben. Die Käufer-Seite wiederum sandte Mitte vergangenen Jahres Bluechip-Prokurist Sven Buchheim in die Brunen-Geschäftsführung, der seit Jahresbeginn die Brunen-Geschäfte nun allein führt.

Nach dem Abschluss der Übergangsphase werde Bluechip die Brunen-Produkte – PCs, Notebooks und Tablets – weiterhin ausschließlich Online vertreiben. "Das sind vor allem Consumerprodukte", betont Buchheim, während Bluechip für die Eigenmarke und das Build-to-Order Geschäft zu einem großen Teil das Geschäftskundensegment als Abnehmer sieht. Konsequent achtet Buchheim beim Onlinegeschäft mit Brunen-Produkten über den Webshop one.de darauf, auf keinen Fall in Preissuchmaschinen zu erscheinen. So könne er die Preise stabil halten. Außerdem werden diese Produkte demnächst unter dem neuen Namen ECT erscheinen. Übrigens: Natürlich hat Frank Brunen auch Bluechip die Marke Belinea angeboten. Aber davon wollte Buchheim denn doch nichts wissen. Unter anderem sei ihm der Preis zu hoch gewesen.

Hersteller, Logistiker, Dienstleister: bluechip Computer AG in Meuselwitz

(Bild: bluechip)

Die Mischung aus Distribution und Eigenmarkenfertigung wird Bluechip auch in Zukunft beibehalten. Denn die Kombination aus beiden Geschäften – die Distribution ist mit etwa 35 Prozent am Umsatzvolumen beteiligt – habe sich gut bewährt. Zumal über den Großhandel sehr viele A-Brands abgesetzt würden. Neben der Firmenzentrale mit Produktion und Administration in Meuselwitz, verfügt Bluechip seit einiger Zeit über ein separates Logistikzentrum in Gera. Dort stehe, so Buchheim, bei einem Logistikpartner ausreichend Lagerfläche zur Verfügung für das bestehende Geschäft und zukünftige Produkterweiterungen.

Zum geplanten Ausbau des Portfolios gehören auch zukunftsorientierte Nischenlösungen. So plant Bluechip die Einführung einer eigenen Produktlinie für den Medizinbereich. Ebenfalls neu seien Education-Lösungen. Für Schulen werde es, in Zusammenarbeit mit Spezialisten, Komplettlösungen geben. Laut Buchheim sind solche Nischen für das weitere Wirtschaftswachstum ausgesprochen wichtig. "Ohne neue Produktfelder ist es schwierig geworden, im Markt überhaupt noch weiteres Wachstum generieren zu können." Deshalb kalkuliert der Prokurist nur "ein leichtes Plus" für das laufende Geschäftsjahr. Seine Prognose: "Etwa 118 Millionen Euro". Im zurückliegenden Geschäftsjahr wurden rund 114 Millionen Euro erwirtschaftet. Beschäftigt sind bei Bluechip etwa 240 Mitarbeiter. (map)
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