Kontroverse um GPL-freien Busybox-Ersatz

Der Vorschlag des Sony-Mitarbeiters Tim Bird, einen Busybox-Ersatz zu entwickeln, der nicht unter der GPL steht, hat für Kontroversen gesorgt.

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Von
  • Dr. Oliver Diedrich

Der Vorschlag des Sony-Mitarbeiters Tim Bird, einen Busybox-Ersatz zu entwickeln, der nicht unter der GNU General Public License (GPL) steht, hat für Kontroversen gesorgt. Laut Matthew Garrett, einem bei Red Hat angestellter Kernelentwickler, ziele der Vorschlag vor allem darauf ab, Verletzungen der GPL zu erleichtern.

Das GPL-2-lizenzierte Busybox kombiniert zahlreiche klassische Unix-/Linux-Werkzeuge für die Kommandozeile Platz sparend in einem Programm. Das Tool wird daher in fast allen Embedded-Linux-Varianten eingesetzt. In der Vergangenheit nutzte das Software Freedom Law Center SFLC Busybox, um im Auftrag des Software Freedom Conservancy (SFC) gegen Firmen vorzugehen, die Linux in Geräten wie Routern, NAS-Boxen oder Unterhaltungselektronik einsetzen, ohne die Bedingungen der GPL zu erfüllen.

Das Software Freedom Conservancy vetritt die rechtlichen Belange zahlreicher Open-Source-Projekte, darunter auch das Busybox-Projekt. In den Klagen geht es in der Regel darum, dass die Hersteller den Quellcode des Linux-Systems nicht bereitstellen oder die Käufer der Geräte nicht über die Rechte informieren, die sie an der Software haben. Beides sind Kernforderungen der GPL, unter der auch der Linux-Kernel und etliche weitere Linux-Programme stehen.

Matthew Garrett argumentiert, ohne Busybox sei es viel schwieriger, gegen Gerätehersteller vorzugehen, die die GPL verletzen, da bislang noch keine Kernel-Entwickler ihre Rechte an das Software Freedom Conservancy übertragen hätten. Die meisten anderen Projekte unter der Obhut des SFC sind im Embedded-Bereich nicht relevant.

Unterstützung erhält Tim Bird, Initiator der Busybox-Alternative, durch den füheren Busybox-Maintainer Rob Landley. Landley hatte dem SFC erlaubt, auf der Grundlage seiner Rechte an Teilen des Busybox-Codes gegen GPL-Verletzungen zu klagen, ist aber mittlerweile desillusioniert: Durch die Klagen sei keine einzige Zeile Code zu Busybox hinzugekommen, schreibt er in einer Diskussion auf LWN.net. Allerdings hätten die Klagen bewirkt, dass Gerätehersteller nach Alternativen zu Embedded Linux suchen oder wie Google bei Android ganz bewusst ein GPL-freies Userland schaffen.

Landley arbeitete bis Ende 2009 unregelmäßig an dem Busybox-Ersatz Toybox. Im November letzten Jahres stellte er das Programm unter BSD-Lizenz und kündigte an, die Software weiterzuentwickeln mit dem Ziel, Toybox zum Standardwerkzeug für Android-Systeme zu machen. Tim Bird erwähnt Toybox als wahrscheinlichen Startpunkt für die Entwicklung des vorgeschlagenen Busybox-Ersatzes.

Als Konsequenz aus der hitzigen Diskussion um seinen Vorschlag hat Bird deutlich gemacht, dass es ihm nicht darum gehe, GPL-Verletzungen zu erleichtern. Allerdings stünden die Verpflichtungen, die das SFC Herstellern auferlege, die (möglicherweise bloß versehentlich) die GPL verletzt haben, in keinem Verhältnis zu dem Wert von Busybox. Bird betont außerdem, dass es bei dem geplanten Busybox-.Ersatz nicht um ein Sony-Projekt handelt. (odi)

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