Österreich: Mobilfunker 3 kauft Orange Austria

Die zähen Übernahmeverhandlungen im österreichischen Mobilfunkmarkt haben zu einem Ergebnis geführt: Orange Austria wird wie zuletzt erwartet vom kleineren Anbieter 3 übernommen, wobei Marktführer A1 Telekom Austria bei dem Deal mitmischt.

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Nach monatelangen Verhandlungen kauft nun der kleinste österreichische Mobilfunker 3 (Hutchison 3G Austria) den Konkurrenten Orange Austria (ehemals One). Der Gesamtpreis beläuft sich auf rund 1,3 Milliarden Euro. Davon übernimmt Marktführer A1 (Telekom Austria) 390 Millionen und bekommt dafür ausgewählte Teile von Orange. 3 ist Teil des Konzerns Hutchison Whampoa. Orange Austria hat samt Yesss etwa 2,2 Millionen Kunden und gehört zu 65 Prozent dem Finanzinvestor Mid Europa Partners (MEP). Die übrigen 35 Prozent hält France Telecom.

Wird die Übernahme von den Wettbewerbsbehörden genehmigt, bleiben auf dem wettbewerbsintensiven Mobilfunkmarkt Österreichs nur noch drei Netze übrig: A1, T-Mobile und das von 3 vermarktete Netz der China Development Bank. Im Jahr 2000 waren noch sechs UMTS-Lizenzen versteigert worden. Die verbleibenden Betreiber hoffen auf einen Rückgang des Wettbewerbs, der dem Land niedrige Tarife und technisch hochgerüstete Netze beschert hat. 3 selbst erwartet Synergieeffekte von 500 Millionen Euro.

A1 erhält für seine 390 Millionen Euro die Orange-Discounttochter Yesss, die Rechte an der nicht mehr genutzten Marke "One", ein Paket an Frequenzen und einen kleinen Teil der Sendestationen von Orange. Die genaue Zahl ist dabei noch offen, wird aber 634 Stationen nicht übersteigen. Von den Orange-Frequenzen erhält A1 2 x 3,2 MHz im 900 MHz Band, und je 2 x 5 MHz in den Bereichen um 2100 MHz und 2600 MHz. Möglicherweise sind in dem Paket auch Verlustvorträge enthalten, die A1 Steuern sparen.

3 zahlt die übrigen gut 900 Millionen Euro an MEP und France Telecom. Bei gutem Geschäftsverlauf muss 3 nach zwei Jahren bis zu weitere 70 Millionen Euro an MEP überweisen. So könnte MEP gerade noch jenen Preis einnehmen, der bei der Übernahme 2007 bezahlt wurde. Damals wurde One (heute Orange) mit 1,4 Milliarden Euro bewertet. Die Kreditzinsen muss MEP wohl abschreiben. France Telecom war seit Gründung von Orange Austria (damals Connect Austria) mit 17,45 Prozent beteiligt und hat diesen Anteil 2007 verdoppelt.

3 mit Orange aber ohne Yesss zählt 2,8 Millionen Kunden, was einem Marktanteil von 22 Prozent entspricht. Der Frequenzbestand von 3 wird deutlich wachsen: Nach Abzug des an A1 gehenden Pakets kommen von Orange 2 x 10 MHz im 2100 MHz Band (UMTS), 2 x 29 MHz im Bereich 1800 MHz (derzeit GSM) und 2 x 5 MHz um 2600 MHz (LTE) hinzu. Außerdem sind da noch 0,8 MHz im 900 MHz Band. Daran könnte T-Mobile interessiert sein. Deren Zustimmung zur Übernahme wäre für eine rasche Genehmigung hilfreich.

Yesss hatte per Ende September 15 Mitarbeiter und rund 742.000 Kunden, 31.000 mehr als neun Monate davor. Der Umsatz belief sich 2010 auf 56,4 Millionen Euro, von Januar bis September 2011 waren es 38,1 Millionen. Linear hochgerechnet auf das Gesamtjahr ergäbe das einen Rückgang von 10 Prozent auf 50,8 Millionen Euro. SIM-Karten, Endgeräte und Ladebons von Yesss werden vorwiegend über den Lebensmitteldiscounter Hofer (Aldi) verkauft. Dies ist auch für A1 ein attraktiver Vertriebskanal. Mit den bis zu 634 Orange-Sendestationen will A1 seine Netzabdeckung in ländlichen Regionen verbessern. (ad)