Schneller im Ziel

Normalerweise braucht Windows 7 weniger als eine Minute zum Hochfahren. Für den Fall, dass es mal wieder länger dauert, finden sich im Internet haufenweise Tipps. Einige davon sind wertvoll, andere schlicht Humbug.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Axel Vahldiek

Wenn Windows ewig bootet, lautet die trivialste Lösung, den PC einfach durchlaufen zu lassen. Doch das ist allein schon aus ökonomischen und ökologischen Gründen allenfalls bei Servern sinnvoll. Da sind die in Windows eingebauten Energiesparmodi schon pfiffiger: Im „Ruhezustand“ wird der Inhalt des Arbeitsspeichers auf die Festplatte gesichert und der PC anschließend komplett abgeschaltet. Beim Einschalten braucht nur der Inhalt des RAM restauriert zu werden, was schneller geht als ein kompletter Bootvorgang (siehe Tabelle auf S. 124 in c't 5/12 ). Noch fixer klappt das Aufwachen aus dem „Energiesparmodus“, weil der Inhalt des RAM dabei erhalten bleibt, was allerdings ein wenig Strom erfordert. Doch die gleichbleibend hohe Anzahl der Anfragen an die c’t-Redaktion zeigt immer wieder, dass beides keineswegs immer so funktioniert, wie es soll (mehr dazu im Artikel ab S. 126 in c't 5/12 ).

So mancher verzichtet gar freiwillig auf die Energiesparmodi, etwa weil er sich einfach wohler fühlt, wenn er den Arbeitstag mit einem frisch hochgefahrenen Windows beginnt. Welche Gründe auch immer letztlich dafür entscheidend sind, laut Microsoft fahren 57 Prozent der Desktop-PC- und 45 Prozent der Laptop-Benutzer ihren Rechner lieber vollständig herunter, als ihn in einen Energiesparmodus zu versetzen. Und auch die anderen können sich nicht dauerhaft davor drücken – spätestens am nächsten Patchday ist doch wieder ein Bootvorgang fällig.

Kein Wunder also, dass das schnellere Booten von Windows auf der Wunschliste vieler Anwender ganz oben steht. Gerade angesichts moderner Smartphones und Tablets, die auf Knopfdruck quasi sofort einsatzfähig sind, empfindet schließlich so mancher eine Bootdauer von 30 Sekunden oder noch mehr heutzutage geradezu als Zumutung (und das nicht nur bei Windows [1] ). Also haben wir uns umgesehen, welche aktuellen Werkzeuge Abhilfe versprechen. Gefunden haben wir mehrere, deren Einsatz sich jedoch durchweg als recht kompliziert entpuppte (siehe Kasten auf S. 125 in c't 5/12 ). Doch bei der Gelegenheit sind wir über jede Menge Tipps gestolpert, mit deren Hilfe das Booten mit viel weniger Aufwand zu beschleunigen sein soll. Ob das stimmt, haben wir nachgeprüft und waren von einigen Ergebnissen selbst überrascht.

Das Nachmessen, ob ein Boot-Tipp für Windows 7 wirklich etwas bringt, ist nicht ganz trivial. Das beginnt damit, dass sich der Startpunkt des Bootvorgangs automatisiert nur schwer erfassen lässt. Das lösen wir pragmatisch per Stoppuhr – die Ergebnisse sind dann zwar nicht auf die Millisekunde genau, aber Geschwindigkeitsunterschiede, die sich so nicht feststellen lassen, spielen in der Praxis ohnehin keine Rolle. Als Startpunkt der Messung dient jener Moment, in dem wir im Bootmenü den Windows-7-Eintrag auswählen.

Viel schwieriger ist die Frage zu beantworten, wann die Messung zu stoppen ist, denn Windows schummelt beim Booten. Der Desktop erscheint bereits zu einem Zeitpunkt, an dem das Hochfahren noch gar nicht abgeschlossen ist. Wir haben uns daher dafür entschieden, die Zeit in dem Moment zu nehmen, ab dem Windows wirklich einsatzbereit ist. Das prüfen wir für vier verschiedene Aufgaben: Erstens messen wir, wie lange es dauert, bis der Media Player eine WMV-Datei abspielt, zu der eine Verknüpfung im Autostart-Ordner liegt. Zweitens, wann der Internet Explorer 9 eine Website anzeigt. Damit die Ergebnisse nicht aus dem Cache kommen, verfüttern wir zu diesem Zweck ebenfalls über den Autostart-Ordner einen Zufallsbegriff an die Google-Bildersuche. Als Drittes warten wir im Explorer auf die Vorschau dreier je rund 6,5 MByte großer Bilder, welche wir vor jedem Start durch Kopien mit anderem Namen ersetzen. Der vierte Test schließlich entspricht dem dritten, nur dass die Bilder hier auf einem Server im lokalen Netz liegen.

Als erstes Testgerät kam ein bereits in die Jahre gekommenes Netbook Akoya 1210 von Medion zum Einsatz (bekannt geworden als „Aldi-Netbook“). Darin steckt ein langsamer 1,6-GHz-Atom-Prozessor von Intel, flankiert von einem einzigen GByte RAM und einer langsamen 2,5-Zoll-Festplatte mit 160 GByte Fassungsvermögen (Seagate Momentus, 5400 U/min). Damit liegt die Hardware-Ausstattung des Netbooks nur knapp über den Mindestanforderungen für Windows 7 – wenn ein Tipp wirklich etwas bringt, sollte das hier am ehesten zu spüren sein.

Jene Tipps, die auf dem Netbook Wirkung zeigten, haben wir auf einem schnelleren Desktop-PC ein weiteres Mal angewendet. Darin arbeitete ein Intel Core i7-920 (2,66 GHz, 4 Kerne, Hyper-Threading) zusammen mit 6 GByte RAM und zwei schnellen 640-GByte-3,5-Zoll-Festplatten (Samsung F1 HD642JJ, 7200 U/min).

Auf dem Netbook installierten wir die 32-Bit-Version von Windows 7 Home Premium mit Service Pack 1 sauber neu, auf dem PC mit dem Core i7 landete das 64-Bit-Pendant. Vor den Tests haben wir die Rechner wie üblich so vorbereitet, wie Microsoft es in dem Dokument „Performance Testing Guide for Windows“ vorschlägt (zu finden über den c’t-Link am Ende des Artikels). Dazu gehört unter anderem das Sicherstellen, dass alle Windows-Updates eingespielt sowie der Suchindex, die Virendefinitionen des Defenders und einige andere Systemfunktionen auf dem aktuellen Stand sind. Zudem wird verhindert, dass Mechanismen wie Windows-Update oder Benutzerkontensteuerung die Experimente stören.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 5/2012.

Mehr Infos

Windows schneller booten

Artikel zum Thema "Windows schneller booten" finden Sie in c't 5/2012:

  • Windows-Boot-Tipps auf dem Prüfstand - Seite 118
  • BIOS-Setup für schnelles Hochfahren optimieren - Seite 126

(axv)