Neuer Sony-Chef setzt wieder auf OLED

Eigentlich wollte Sony weg von organischen TV-Displays, doch nun nimmt der neue Chef Kazuo Hirai die Idee vom großen OLED-TV wieder auf. Kleinere LCDs werden dagegen komplett an die Japan Inc. abgegeben.

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Vor einiger Zeit hatte Sony bekanntgegeben, organische Displays künftig nur noch für professionelle Anwendungen und für kleinere Mobilgeräte zu entwickeln. Doch jetzt gibt es offenbar eine Kehrtwende: Der neue Präsident und CEO Kazuo Hirai kündigte an, wieder in die OLED-Forschung investieren zu wollen. Man müsse die eigenen Techniken ausbauen und konkurrenzfähige Produkte entwickeln, betonte Hirai. Dazu gehörten im TV-Bereich die OLEDs sowie die von Sony Crystal LED genannte Technik, die das Unternehmen erstmals auf der CES vorstellte.

Aus der Produktion von kleinen und mittelgroßen Flüssigkristallschirmen will Sony dagegen ganz aussteigen: Zum 30. März überträgt Sony alle Rechte und Verpflichtungen aus diesem Bereich an seine 100-prozentige Tochtergesellschaft SMD (Sony Mobile Displays) und damit zugleich an die staatlich geförderte Innovation Network Corporation of Japan (INCJ). Die Japan Inc ist ein Zusammenschluss von Sony, Toshiba und Hitachi unter der Regie der japanischen Innovationsagentur Innovation Network Corporation. Sie will Touchdisplays für Smartphones und Tablets produzieren.

Auch die Panelfertigung von großen LCD-Schirmen hat Sony kürzlich aufgegeben: Im Januar verkaufte das Unternehmen seine Anteile an der S-LCD an Samsung. Das Joint Venture S-LCD war von den beiden Unternehmen im Jahr 2004 am Standort einer Samsung-Fabrik gegründet worden.

Große organische Schirme hat Sony schon sehr früh entwickelt – deutlich vor den aktuellen Platzhirschen Samsung und LG. So zeigte das Unternehmen bereits 2001 ein 13-zölliges OLED-Display und gliederte mit Field Emission Technologies eine eigene Firma zur Weiterentwicklung der OLED-Technik – die bei Sony FED hieß – aus. 2009 wurde das FED-Projekt zu den Akten gelegt.

Sonys Crystal LED Display nutzt Leuchtdioden statt OLEDs

Vor fünf Jahren beeindruckte Sony Kunden und Konkurrenten dann mit dem schicken 11-zölligen OLED-Fernseher XEL-1. Doch auch dieses Projekt scheiterte, die Produktion des teuren Mini-TV wurde Anfang 2010 eingestellt. Stattdessen konzentrierte man sich beim japanischen Hersteller auf professionelle Monitore mit OLED-Schirm, die bei ausgezeichneter Qualität auch etwas teurer sein dürfen. Heraus kam ein 24,5-zölliges Displays für die Rundfunktechnik, beispielsweise eingesetzt bei der Fernsehübertragung in Ü-Wagen. Außerdem präsentierte Sony auf der letztjährigen IFA eine interessante Videobrille mit OLED-Minidisplays.

Auf der diesjährigen CES im Januar überraschte Sony mit seinem Crystal LED Display. In diesem leuchtet pro Bildpunkt eine Halbleiterdiode, das Prinzip ähnelt also der OLEDs, nur dass es hier keine Probleme mit der unterschiedlichen Lebensdauer der farbigen Leuchtstoffe gibt. Der erste Bildeindruck war gut, die Frage ist allerdings, ob sich diese Displayvariante halbwegs kostengünstig herstellen lässt: Ein Full-HD-Display mit seinen über sechs Millionen Subpixeln respektive Dioden würde bei nur 0,1 Cent pro Diode bereits mehr als 6000 Euro kosten. Einzelne Leuchtdioden sind zumindest derzeit noch deutlich teurer. (uk)