Forschungsprojekt Theseus ist abgeschlossen

Auf einer Konferenz in Berlin präsentieren die Wissenschaftler die Erkenntnisse und Anwendungen zum semantischen Internet der Dinge.

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Von
  • Herbert Braun

Nach fünf Jahren ist das 200 Millionen Euro schwere IT-Forschungsprojekt Theseus planmäßig ausgelaufen. Zum Abschluss veranstalten die Wissenschaftler einen zweitägigen Kongress in Berlin, der heute von Staatssekretär Stefan Kapferer aus dem Bundesministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung eröffnet wurde.

Professor Hans-Jörg Bullinger, der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, sieht in Theseus einen "großen Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit der Informations- und Kommunikationstechnologie aus Deutschland". Er blickt auf "zahlreiche Patente, innovative Geschäftsmodelle, neuartige Dienste und Technologien" zurück, die vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen zugute kämen.

Theseus war im Dezember 2006 beim ersten deutschen IT-Gipfel angekündigt worden, als sich die Bundesregierung aus dem deutsch-französischen Suchmaschinen-Forschungsprojekt Quaero zurückzog. Auch bei Theseus ging es um einfacheren Zugang zu Informationen, aber nicht in Form einer Suchmaschine, sondern eher mit semantischen Techniken für ein Internet der Dienste.

Zu den Ergebnissen zählt die Wissensplattform Alexandria, die heute für die allgemeine Nutzung freigegeben wird. Der von Neofonie entwickelte Dienst destilliert semantische Daten aus Informationsquellen im Internet, etwa der Wikipedia, und stellt den Anwendern Werkzeuge zur Verfügung, um diese auszubauen und zu pflegen. Alexandria nimmt in natürlicher Sprache gestellte Fragen entgegen und soll auf stern.de zum Einsatz kommen.

Das von Attensity Europe entwickelte Theseus-Anwendungsszenario Processus soll Informationen in unstrukturierten Datenmengen aufspüren. Das Fraunhofer-Institut beschäftigte sich mit der Strukturierung von medizinischen Texten, Bildern und Labordaten im Projekt Medico.

Ein weiterer Fraunhofer-Schwerpunkt war die Digitalisierung von Daten aus Archiven, insbesondere für die Deutsche Digitale Bibliothek, die Quellen aus 30.000 deutschen Museen sammeln und öffentlich zugänglich machen soll. Das Theseus-Projekt Contentus stattet diese automatisch mit Metadaten aus. Mit Texo entwarf SAP die Grundlagen für Marktplätze von Internetdiensten, wobei die neue Unified Service Description Language (USDL) eine zentrale Rolle spielt.

Im Rahmen des Theseus-Projekts entstanden fünf Unternehmen, 20 Standardisierungsprojekte, 130 Prototypen und 800 wissenschaftliche Publikationen; 50 Patente meldeten die Forscher an. Auf der kommenden CeBIT wird sich Theseus noch einmal am Stand des Wirtschaftsministeriums präsentieren (Halle 9, Stand G 50). iPad-Anwender können sich die Theseus-Forschungen auch mit einer App bequem erschließen."

Das Forschungsprogramm wurde Ende 2007 gestartet und hat eine Laufzeit von fünf Jahren sowie ein Gesamtvolumen von rund 200 Millionen Euro, die jeweils zur Hälfte vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) und von den beteiligten Partnern aus Industrie und Forschung aufgebracht werden. (jo)