München als Modellstadt für den Glasfaserausbau

In der bayerischen Landeshauptstadt läuft der Jahreskongress des FTTH Council Europe. Der Münchner Oberbürgermeister hob zur Eröffnung seine Stadt als modellhaft für den Glasfaserausbau in Deutschland hervor.

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Von
  • Richard Sietmann

Unter dem Motto "Creating a Brighter Future" hat heute in München der Jahreskongress des FTTH Council Europe begonnen. Mit 3300 Teilnehmern ist dies bislang die größte Veranstaltung des 2004 gegründeten Branchenverbands von mehr als 150 Netzwerkausrüstern, der sich den Ausbau der Zugangsnetze mit der Glasfaser bis zum Teilnehmeranschluss (Fiber-To-The-Home, FTTH) oder zumindest in die Gebäude (FTTB) auf die Fahnen geschrieben hat und dazu unter anderem regelmäßig Ranglisten über den Stand des Glasfaserausbaus in einzelnen Ländern veröffentlicht.

Den heute veröffentlichten jüngsten Zahlen zufolge haben Ende 2011 über 5,1 Millionen Haushalte in den 27 EU-Staaten sowie acht weitere wie der Schweiz, Norwegen und der Türkei FTTH/B-Anschlüsse genutzt – ein Zuwachs von etwa 600.000 gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt stieg die Zahl der FTTH/B-anschlussfähigen Haushalte seit 2010 um 41 Prozent auf fast 28 Millionen. In den EU-Ländern liegt die durchschnittliche Anschlussquote – das Verhältnis von anschlussfähigen zu tatsächlich angeschlossenen Haushalten – bei 18 Prozent.

In diesen Statistiken hinkt Deutschland weit hinter anderen Ländern Europas her. "In Europa gibt es ein schönes Wachstum – nur leider nicht in Deutschland", erklärt Hartwig Tauber, Geschäftsführer des FTTH Council. "Die Marktzahlen zeigen, hier ist noch einiges zu tun – von der 1-Prozent-Hürde ist Deutschland noch ziemlich weit entfernt." Derzeit beziehen gerade mal 0,5 Prozent aller bundesdeutschen Haushalte Breitbanddienste über FTTH oder FTTB, das reicht nicht für einen Platz in den Top 20.

Mit einem Lichtblick konnte immerhin der Gastgeber der Konferenz aufwarten. Die bayerische Landeshauptstadt sei "eine der Modellstädte in Deutschland für den zügigen und flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes", erklärte Oberbürgermeister Christian Ude in seiner Eröffnungsansprache. Derzeit hat die Stadtwerke-Tochter M-Net bereits 18.500 Gebäude im innerstädtischen Bereich erschlossen; bis 2013 soll das Netz alle 32.500 Gebäude innerhalb des Mittleren Rings erreichen und dann rund die Hälfte der 760.000 Münchner Haushalte mit dem optischen Next Generation Access versorgen können.

Solche Netze gehörten "unverzichtbar zur modernen Infrastruktur einer Kommune" und hätten einen "hohen Stellenwert bei der Daseinsvorsorge", erklärte Ude, der zugleich betonte, dass das Vorhaben "den Stadthaushalt mit keinem einzigen Euro belasten" werde, da der Ausbau allein von der M-Net (als Netzbetreiber) und den Stadtwerken München (als Provider der passiven Netzinfrastruktur) getragen werde. Aber "von dem flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes profitieren alle", unterstrich Ude. Für Betriebe, Architekturbüros und Werbeagenturen ergäben sich Wettbewerbsvorteile, Hauseigentümer könnten Wertsteigerungen ihrer Immobilie verzeichnen.

Der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt wies aber auch auf "ein krasses Stadt-Land-Gefälle" hin, dass sich nun abzeichne. "Es droht eine 2-Klassen-Gesellschaft" mit der Metropole und ihrer modernsten Kommunikationsinfrastruktur einerseits und den abgehängten Regionen "auf der digitalen Standspur". Es sei "ganz klar eine staatliche Aufgabe, für gleiche Lebensverhältnisse in Bayern zu sorgen", postulierte der Spitzenkandidat der SPD für die 2013 anstehenden Landtagswahlen im Freistaat. "Man kann bei Infrastrukturaufgaben nicht auf den Markt warten." Da wäre man schon auf die Entgegnung des Staatssekretärs Stefan Kapferer (FDP), der seit Juni 2011 im Bundeswirtschaftsministerium für die Telekommunikationspolitik zuständig ist, gespannt gewesen; der Staatssekretär hatte sich zwar zur Kongresseröffnung angekündigt, war aber nicht erschienen. (anw)