Cebit

Neue Anwendungen für den elektronischen Personalausweis

Auf der CeBIT 2012 sollen eine ganze Reihe von Möglichkeiten vorgestellt werden, die die Akzeptanz des eID-Systems verbessern können. Die Palette reicht von der Nutzung am Bankautomaten bis zum Versand von BAFöG-Anträgen.

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Von
  • Detlef Borchers

Zur CeBIT vor einem Jahr holte sich der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sein Ticket mit dem neuen Personalausweis ab. De Maizière verließ die Messe als designierter Verteidigungsminister und war fortan nicht mehr für den Ausweis zuständig. Das neue Personaldokument kam seither nur mühsam voran: 36 Angebote, bei denen die elektronische Identifikation genutzt werden kann, gibt es derzeit. Auf der CeBIT 2012 sollen eine ganze Reihe von Möglichkeiten vorgestellt werden, die die Akzeptanz des eID-Systems verbessern können. Die Palette reicht von der Nutzung am Bankautomaten bis zum elektronischen Versand von BAFöG-Anträgen.

Als Hersteller des Ausweises hat die Bundesdruckerei (Halle 7, Stand C18) sicher das größte Interesse daran, dass ihr Produkt rege genutzt wird. So arbeitet man in Berlin nicht nur an einer langfristigen Lösung im Zusammenspiel mit Mobiltelefonen, sondern stellt auf der CeBIT auch neue Anwendungen vor. Zusammen mit der BIW-Bank und der Firma Xcom zeigt die Druckerei, wie der Ausweis im Bankgeschäft nicht nur bei der Kontoeröffnung als Alternative zu PostIdent-Verfahren eingesetzt werden kann. Überdies wird demonstriert, wie der Ausweis an Geldautomaten mit kontaktloser Schnittstelle ganz ohne Bankkarte zur Abhebung oder Kontoabfrage benutzt werden kann. Die Authentifizierungsfunktion des Personalausweises wird auch am Stand des Bundesinnenministeriums (Halle 7, Stand A 50/1) demonstriert. Gezeigt wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn, wie man sich mit dem nPA an einem Call-A-Bike-Terminal registrieren kann.

Ein anders gelagertes Beispiel ist die Beantragung eines polizeilichen Führungszeugnisses, bei dem eine webbasierte Online-Unterschrift zum Einsatz kommt, die von der Firma Intarsys entwickelt wurde. Nachladbare Signaturzertifikate sollen auf diese Weise den Ausweis voranbringen, ohne dass die Anwender eine eigene, relativ teure qualifizierte elektronische Signatur (QES) erwerben müssen – wenn denn das Verfahren funktionieren würde, die QES auf dem Ausweis anzubringen. Eine einsame Anwendung der QES im Zusammenspiel mit den Personalausweis steht auf der CeBIT 2012 auf dem Programm: Sie soll auf dem bereits 2011 gezeigten HSH-Bürgerterminal bei Bremen Online Services (Halle 7, Stand B25) zum Einsatz kommen, um elektronische Dokument in der Behörde medienbruchfrei zu unterzeichnen.

Ein weiteres Verfahren mit einer AdHoc-Signatur wird von den IT-Dienstleistern Citeq und Procilion am Stand der Bundesdruckerei demonstriert: Der "Antrag auf Gebäudevermessung beim Katasteramt" mag auf den ersten Blick nicht sexy sein, ist jedoch nur eines von 400 Antragsverfahren, die in der westfälischen Universitätsstadt Münster für den nPA entwickelt werden. Insgesamt sind in Münster derzeit sieben Verfahren eID-fähig gemacht worden. Die Stadt, in der über 70 Prozent der nPA-Besitzer die elektronische Identifikation aktiviert haben, rechnet nach Angaben von Citeq für 2012 mit über 1000 eID-Anträgen.

Dass die junge studentische Klientel der Schlüssel zur Akzeptanz des Ausweises sein kann, möchte OpenLimit (Halle 7, Stand B40) unter Beweis stellen. Die Firma, die auch die AusweisApp für den nPA unter Windows, Linux und MacOS entwickelt, zeigt ein vollelektronisches Antragsverfahren von BAFöG-Zahlungen. Dieses e-BAFöG wurde in Zusammenarbeit mit der Datenzentrale Baden-Württemberg entwickelt und nutzt die SecDoc-Technologie von OpenLimit und Fujitsu für die Langzeitarchivierung der Anträge.

Auch bei den Lesegeräten für den Ausweis sind Neuheiten auf der CeBIT zu sehen. Sowohl von Kobil System (Halle 12, Stand C21) als auch von Feig Electronic (Halle 5, Stand E50) werden neue Lesegeräte erwartet. Ein Bluetooth-Kartenleser von Reiner SCT (Halle 12, Stand B25) soll im Zusammenspiel mit einer Android-App demonstrieren, wie der Ausweis mobil eingesetzt werden kann. Diese Anwendung wird am Stand von Fraunhofer FOKUS (Halle 9, Stand E08) gezeigt.

Abseits der Produktvorführungen dürften auf der CeBIT 2012 ähnlich wie im Fall der De-Mail Diskussionen im Public Sector Parc (Halle 7) um das neue E-Government-Gesetz einen Auftrieb für den elektronischen Personalausweis bringen. Mittlerweile hat die Piratenpartei den Referentenentwurf elektronische Verwaltung (PDF-Datei) veröffentlicht, der klar bekundet, wie elektronische Verfahren im großen Stil herkömmliche Verfahren ablösen werden. (vbr)