Abmahnungen wegen "Neutrino"

Händlern, die Linux-Digitalreceiver mit der Bedienoberfläche Neutrino anbieten, droht Ärger: Der deutsche Distributor Axxaro hat sich den Namen des Projekts als Marke eintragen lassen. Auch die Entwicklergemeinde ist alarmiert.

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Händlern, die Linux-Digitalreceiver mit dem Open-Source-GUI Neutrino anbieten, steht möglicherweise Ärger ins Haus: Der deutsche Distributor Axxaro, der unter anderem Coolstream-Receiver mit NeutrinoHD vertreibt, hat sich Mitte 2011 ohne Wissen der Neutrino-Community die Rechte an der Wortbildmarke NeutrinoHD gesichert und Ende Dezember auch die Wortmarke Neutrino eintragen lassen. Wie die Nachrichtenseite Digitalfernsehen berichtet, haben einige Händler, die mit NeutrinoHD werben, in den letzten Tagen kostenbewehrte Abmahnungen wegen Markenrechtsverletzungen erhalten.

Neutrino wurde ursprünglich von Steffen Hehn als Bedienoberfläche für den Digitalreceiver Dbox2 entworfen und unter der GPL veröffentlicht. Heute kommt die Oberfläche auf verschiedenen Receivern zum Einsatz, unter anderem auf Coolstream-Geräten, die Axxaro vertreibt, sowie auf Settop-Boxen der AZBox-Familie des portugisischen Herstellers OpenSat, der die Bedienoberfläche auf seinen Geräten offenbar aufgrund der Abmanhnungen in Aztrino umbenannt hat.

Laut Axxaro-Geschäftsführer Christoph Gemassmer wurden lediglich "weniger als eine Hand voll gewerblicher Anbieter (...) auf ihre Markenrechtsverletzung hingewiesen". Axxaro hat sich in der Vergangenheit an der Weiterentwicklung der Neutrino-GUI beteiligt und verfolgt nach eigener Darstellung den Grundsatz, "dass auch nur der Anbieter mit dem Namen werben sollte, der auch selber in den Namen investiert hat".

Viele freie Entwickler sind von Axxaros Vorgehen wenig angetan, erfolgte die Markeneintragung doch ohne vorherige Rücksprache mit der Community. In zahlreichen Forenbeiträgen wird die Befürchtung geäußert, Axxaro könne künftig auch Privatleute abmahnen oder einen Namenswechsel für das Projekt erzwingen.

Dem widerspricht das Unternehmen in einer Stellungnahme gegenüber heise open: "Es besteht jetzt und in Zukunft keinerlei Interesse daran, private Entwickler, private Verkäufer, private Forenbetreiber oder gewerbliche Anbieter von Gebrauchtgeräten der Marke Dbox2 im Zusammenhang mit Neutrino oder NeutrinoHD abzumahnen oder eine Nutzung zu untersagen." Die Markeneintragung solle lediglich verhindern, "dass kommerziell ausgerichtete Drittanbieter den Namen und den entsprechenden Werbeeffekt für eigene Endgeräte nutzen, ohne sich selbst aktiv an der Entwicklung beteiligt zu haben." Man stehe noch immer hinter dem Projekt und wolle die Entwicklung auch künftig unterstützen. (mid)