Anschaffungsbereitschaft nimmt zu

Die Verbraucher schätzen ihre finanzielle Lage besser ein, als noch im letzten Jahr. Zugleich ist die Zahl der Privatiinsolvenzen noch immer auf einem sehr hohen Niveau.

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Von
  • Marzena Sicking

Die Verbraucher in Deutschland schätzen ihre eigene wirtschaftliche Lage aktuell positiver ein als noch im vergangenen Herbst. Das ist ein Ergebnis des aktuellen "SchuldnerKlima-Index Deutschland" der regelmäßig von der Creditreform veröffentlicht wird. Dieser basiert auf einer bundesweiten und repräsentativen Befragung von 1.000 Verbrauchern im Alter von 18 bis 69 Jahren.

30,5 Prozent der Befragten bewerten ihre wirtschaftliche Lage mit einer guten oder sehr guten Schulnote, das sind rund zwei Prozent mehr als bei der letzten Umfrage. Jeder dritte geht auch für die nächsten Monate von einer positiven bzw. sehr positiven Entwicklung seiner finanziellen Situation aus. Das ist allerdings knapp ein Prozent weniger als im Herbst. Die Zahl der Menschen, die Schulden haben, ist ebenfalls gestiegen: 64 Prozent gaben an, Kredite oder "sonstige finanzielle Verbindlichkeiten und Verpflichtungen" zu haben. Bei der letzten Befragung waren es zwei Prozent weniger.

Darin sehen die Befragten aber keinen Grund für eine Kaufzurückhaltung: 27,8 Prozent plant in den nächsten drei Monaten weitere Anschaffungen mit Krediten zu finanzieren. Die Bereitschaft, weitere Schulden zu machen, ist damit im Vergleich zu den Herbstergebnissen wieder deutlich gestiegen. Das Geld soll dabei nicht in große Anschaffungen wie Autos oder Immobilien, sondern in kleinteilige Konsumgüter fließen. PCs, Fernseher & Co. werden wieder verstärkt auf Pump gekauft.

Das ist durchaus irritierend, zumal sich die Verbraucher des Drucks, der dadurch auf ihren Schultern lastet, durchaus bewusst sind. So liegt der Teilindikator, der den subjektiven Schuldenstress bemisst, aktuell bei 78,6 Punkten. Er ist damit zwar etwas niedriger als im Herbst, liegt damit aber noch immer auf dem zweitschlechtesten Wert seit Herbst 2010. Demnach fühlt sich fast jeder elfte Verbraucher zurzeit finanziell überfordert.

Von einer Entspannung ist auch beim aktuellen "Schuldenbarometer 2011" der Wirtschaftsauskunftei Bürgel keine Rede. Dieser Statistik zur Folge haben im vergangenen Jahr insgesamt 136.033 Bundesbürger Privatinsolvenz angemeldet. Das sind zwar 2,2 Prozent weniger als im Vorjahr, dennoch verharren die Werte laut den Analysten damit weiterhin auf einem sehr hohen Niveau: Mehr Pleiten gab es in den letzten zehn Jahren demnach nur 2007 und 2010. Von den registrierten 136.033 Privatinsolvenzen im vergangenen Jahr entfielen 32.389 auf Nordrhein-Westfalen, 17.290 auf Niedersachen und 15.202 auf Bayern. Relativ betrachtet trifft es Bewohner von Bremen mit 293 Insolvenzen auf 100.000 Einwohner am häufigsten. In Bayern ist relativ gesehen mit 121 Insolvenzen je 100.000 Einwohner die Gefahr am geringsten.

Insgesamt ist in vier der sechzehn Bundesländer die Zahl der Privatpleiten 2011 gestiegen. Vor allem Nordrhein-Westfalen und Hamburg haben mit einem Plus von 7,1 bzw. 6,0 Prozent einen deutlichen Anstieg zu verzeichnen. Den stärksten Rückgang an Privatpleiten meldeten im vergangenen Jahr Sachsen und Baden-Württemberg mit einem Minus von 13,3 bzw. 10,6 Prozent. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Besonders oft sind junge Erwachsene im Alter von 18 bis 25 Jahren und Verbraucher über 60 Jahren betroffen und deutlich mehr Männer als Frauen betroffen. Für 2012 erwarten die Experten, dass sich die Zahl der Privatinsolvenzen etwa auf gleichen Niveau einpendeln wird. (masi)