Überschnelle Neutrinos: vielleicht nur ein schlechtes Kabel

Eine schnöde schlechte Verbindung zwischen Glasfaser und Elektronik des GPS-Messsystems könnte Schuld an den 60 Nanosekunden sein, die die Neutrinos im OPERA-Experiment zu schnell waren.

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Von
  • Andreas Stiller

Eine lose Glasfaserverbindung im GPS-Zeitmesssystem steht im Verdacht, die Messergebnisse beim OPERA-Experiment verfälscht zu haben. CERN-Pressesprecher Arnaud Marsollier bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP einen entsprechenden Bericht des US-Magazins Science vom Mittwoch. Auch ein für die Zeitmessung verwendeter Oszillator wird demnach als mögliche Fehlerquelle noch genauer untersucht.

Im September 2011 hatte das Experiment für großes Aufsehen gesorgt, nachdem dabei Neutrinos entdeckt worden waren, die sich auf dem Wege vom Large Hadron Collider (LHC) des CERN zum 732 Kilometer entfernten Labor im Gran-Sasso-Tunnel offenbar mit Überlichtgeschwindigkeit bewegten. Rund 15.000 Teilchen waren um 60 Nanosekunden schneller gemessen worden als das Licht. Das würde Einsteins Relativitätstheorie und damit die moderne Physik auf den Kopf stellen.

Dem Science-Bericht zufolge hat sich nach einer Neuverbindung des Glasfaserkabels mit der Messelektronik just jene 60 Nanosekunden Diskrepanz ergeben. Die Wissenschaftler wollen jetzt aber noch ein paar Daten von weiteren Neutrino-Messungen sammeln, bevor sie Definitives sagen. Etwa im Mai, so hoffen sie, wird man erste Ergebnisse haben. Dann bricht möglicherweise das Kartenhaus der Einstein-Widerleger samt ihrer zahlreichen Begründungstheorien restlos in sich zusammen. (as)