Microsoft kündigt kostenlose Express-Variante des Team Foundation Server an

Für Teams bis zu fünf Entwicklern wird Microsoft eine kostenfreie Variante seines Servers für das Application Lifecycle Management anbieten. Eine Beta-Version wird mit der Beta 1 von Visual Studio 11 am 29. Februar 2012 bereitgestellt..

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg

Microsoft wird den Team Foundation Server (TFS) nun auch als kostenlose Express-Version konfektionieren. Das Werkzeug für das Application Lifecycle Management (ALM) umfasst die Kernfunktionen der Basisausgabe des Servers. Enthalten sein werden Quellcodeverwaltung, die sogenannten Work Items, serverseitige Builds und ein neues Planungswerkzeug für die agile Softwareentwicklungsteams.

Der Begriff "Express" steht bei Microsoft seit einigen Jahren für abgespeckte, aber dafür kostenfreie Varianten kommerzieller Produkte, die schon länger auf dem Markt sind. Den Team Foundation Server hatte Microsoft 2005 eingeführt als Ersatz für das fehleranfällige und in die Jahre gekommene Quellcodeverwaltungssystem Visual Source Safe. Die zweite Version erschien im Jahr 2008 zusammen mit Visual Studio 2008. Viele Entwickler wwurden bei den ersten beiden Versionen durch den hohen Preis abgeschreckt. 2010 senkte Microsoft die Preise deutlich für die dritte Version des TFS, insbesondere für kleine Teams bis zu fünf Entwickler.

Die neue Express-Variante ist für Teams bis zu einer Handvoll Entwicklern nun komplett kostenfrei. Der TFS speichert alle seine Daten in einer SQL-Server-Datenbank. Im Fall von TFS Express muss das dann der ebenfalls kostenlose SQL ServerExpress sein. Multi-Server-Konfigurationen und der Einsatz eines TFS-Proxy-Servers werden nicht unterstützt. Auch funktional gibt es Einschränkungen, zum Beispiel bei der Planung der Entwicklungs-Sprints und den neuen Funktion von Visual Studio 11, mit denen Entwickler Feedback von Anwendern einer Software einholen können.

Für den sechsten und weitere Entwickler sollen Unternehmen einfach Client-Access-Lizenzen zukaufen können. Auch ein Upgrade von TFS Express auf die vollständige Version soll unter Beibehaltung der Daten möglich sein. In diesem Fall werden aber wohl Lizenzkosten für die ersten fünf Benutzer fällig.

Neu ist auch, dass die Express-Versionen der Entwicklungsumgebung Visual Studio (Visual C# Express, Visual Basic Express, Visual Web Developer Express, Visual Studio Express for Windows Phone) überhaupt mit dem TFS überhaupt zusammenarbeiten können. Bisher war diesen nicht zahlenden Entwicklern sogar die Quellcodeverwaltung mit Source-Control-Providern (SCC-Plug-ins) verwehrt.

Außer der Bestätigung des schon im Internet kursierenden Erscheinungstermins zur Beta 1 von Visual Studio 11 und .NET Framework 4.5 am 29. Februar präsentierten Microsofts Corporate Vice President Soma Somasegar und sein Kollege Jason Zander (Corporate Vice President des Visual-Studio-Teams) keine wesentlichen Neuigkeiten für Visual Studio 11. Zu sehen war aber erstmals eine überarbeite Oberfläche der Entwicklungsumgebung. Sie ist nun deutlich farbloser als die der Vorgänger. Das geht einher mit dem von der Express-Produktfamilie vorgegebenen Grau-in-grau-Trend. Visual Studio 11 zeigt sich nun in hellgrau und dunkelgrau mit einzelnen Farbakzenten in Blau. Das soll die eigentlichen Inhalte besser hervorheben.

Die Oberfläche erscheint wesentlich aufgeräumter und klarer strukturiert. Microsoft verzichtet in der Standardeinstellung auf viele, von Entwicklern seltener genutzte Symbolleistenelemente. Das Ausschneiden, Kopieren und Löschen nutzen Entwickler typischerweise über die Tastatur. Microsoft hat zudem komplett neue Symbole entwickeln lassen. Mit Berufung auf eine Studie ist das Visual-Studio-Entwicklungsteam der Meinung, die veränderten Symbole hätten keine negativen Auswirkungen auf die Wiedererkennung unter den Entwicklern.

Mit Visual Studio 11 nimmt Microsoft explizit die Operations-Seite in den Anwendungslebenszyklus mit auf.

(Bild: Microsoft )

Die Präsentation von Zander beschränkte sich ansonsten auf schon seit Längerem bekannte Funktionen, zum Beispiel das schon im Mai 2011 angekündigte Storyboarding durch Endbenutzer mit PowerPoint, ein in den Webbrowser integriertes Planungswerkzeug für agile Softwareentwicklungsteams, Werkzeuge zum Einholen von Benutzerfeedback sowie die Nutzung des Aufzeichnungswerkzeugs IntelliTrace auf produktiven Webservern. IntelliTrace wird nun auch Systemadministratoren zur Verfügung gestellt werden, die nun explizit in Anwendungsentwicklungsprozess mit einbezogen werden (Stichworte "DevOps" und "Continuous Delivery"). Zander zeigte auch Funktionen wie den Solution Navigator, die Registerkartenverwaltung und die Funktionssuche (Quick Launch), die es schon lange unter dem Namen Productivity Power Tools für Visual Studio 2010 gibt.

Die Projektmanagement-Übersicht arbeitet mit den aus Metro-Style-Apps bekanten Kacheln.

Die Beta 1 von Visual Studio 11, die es Ende Februar hier geben wird, umfasst eine "Go Live"-Lizenz. Microsoft erlaubt damit Entwicklern, schon mit der ersten Beta produktiv zu arbeiten. Das ist insofern ungewöhnlich, da die Redmonder das meist erst ab der zweiten Beta erlauben. Einen endgültigen Produktnamen oder gar Erscheinungstermin hat man nicht verkündigt, aber es wurde klar, dass Visual Studio 11 zusammen mit Windows 8 auf den Markt kommen soll. Die Nähe zur neuen Version von Microsofts Betriebssystem wird auch dadurch deutlich, dass die Beta-Versionen von Visual Studio 11 und .NET 4.5 am gleichen Tag freigeschaltet werden sollen wie die Beta von Windows 8.

Siehe dazu auch:

  • Holger Schwichtenberg; Totgesagte leben länger; Jenseits von JavaScript und HTML5: Ausblick auf .NET 4.5 und Visual Studio 11.0, Artikel auf heise Developer
  • Herb Sutter; VC++11 Beta on Feb 29, Blog-Eintrag vom 23. Februar 2012

(ane)