Eclipse Automotive Tool Platform – Werkzeugkette für die Automobil-Industrie

Als Werkzeugplattform hat sich in der Automobilbranche zunehmend Eclipse etabliert. Die Eclipse Automotive Tool Platform darf als Bestandsaufnahme darüber gelten, welche Eclipse-Komponenten in der Automobil-Industrie eine Rolle spielen.

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Von
  • Andreas Graf

Lücken in der Werkzeugkette sind eine der größten Produktivitätsbremsen. Beim Übergang von einem Werkzeug in das nächste sind oft viele manuelle Schritte notwendig, insbesondere wenn die Werkzeuge von verschiedenen Herstellern stammen.

Die Idealvorstellung vieler Projekte ist eine Werkzeugkette, die auf einer gemeinsamen technischen Plattform integriert ist. Dies scheiterte bisher unter anderem an zwei Aspekten: Auf technischer Seite konnte sich keine technische Infrastruktur soweit etablieren, dass sie breite Anerkennung fand. Und aus Gründen der Geschäftsmodelle waren und sind Werkzeughersteller oft nicht daran interessiert, ihre Werkzeuge integrierbar und offen zu gestalten. Die Anforderungen der Kunden erfordern dies aber zunehmend.

Als Werkzeugplattform etabliert sich in der Automobilbranche (Gleiches gilt für Luft- und Raumfahrt) zunehmend Eclipse. Eclipse wird hier nicht als Entwicklungsumgebung gesehen (mit den Java- und C-IDEs JDT und CDT), sondern als Infrastruktur für Werkzeuge aus den unterschiedlichsten Phasen des Entwicklungsprozesses.

Allerdings ist Eclipse alleine keine "Silver-Bullet". Eclipse bietet so viele Komponenten, dass eine Auswahl für eine Architektur zu treffen ist. Um hier Wildwuchs zu begrenzen, arbeiten einige OEMs und Zulieferer an firmenspezifischen Vorgaben für Werkzeugarchitekturen auf Eclipse-Basis. Damit liegt der Gedanke nahe, die Abstimmung nicht nur im eigenen Unternehmen durchzuführen.

Die Eclipse Automotive Industry Working Group hat die erste Version einer Eclipse Automotive Tool Platform veröffentlicht. Diese ist im Wesentlichen eine Bestandsaufnahme darüber, welche Eclipse-Komponenten in der Automobil-Industrie eine Rolle spielen und sowohl für Hersteller als auch für Projekte eine Orientierung geben können, mit welcher Technikauswahl die Integration am einfachsten sein kann.

Herausgegeben wird die Plattform als Eclipse-Package und als Target-Definition, sodass sich eigene Werkzeuge auf dieser Basis entwickeln lassen. Das AUTOSAR-Projekt "Artop" findet sich aus juristischen Gründen nicht in der Liste – es kann aus Lizenzgründen nicht als freies Open Source und bei der Eclipse Foundation veröffentlicht werden.

Diese Plattform kann als erster Schritt zu integrierbaren Werkzeugen dienen, garantiert aber noch nicht die enge Integration von Werkzeugen. Die Zusammenarbeit "konkurrierender" Unternehmen bei Infrastruktur-Themen und die jeweilige Produktdifferenzierung auf Basis der gemeinsamen Plattform läuft dem klassischen Modell entgegen, die gesamte Funktionalität vor der Einsicht der Konkurrenz zu schützen. Dementsprechend benötigt das Umdenken je nach Unternehmensphilosophie mehr oder weniger Zeit.

Erste Erfahrungen von OEMs, die In-house-Werkzeuge leicht mit kommerziellen Werkzeugen kombinieren konnten, die eine offene Strategie verfolgen, zeigen den Wert der offenen Architekturen.

Eclipse wird sich in Zukunft weiter als Werkzeugplattform etablieren. Spannend wird sein zu beobachten, wie sich die Architekturen und Geschäftsmodelle des Markts entwickeln. Auch wenn der Eclipse-Anteil stark wächst, wird es weiterhin Werkzeuge auf anderen Plattformen geben. Firmen, die in ihrer Architektur etwa auf C++ oder .NET setzen, werden diese Investitionen nach wie vor schützen.

Aber die Eclipse-Mitglieder werden die Vorteile von "Coopetition" nutzen können. ()