CeBIT 2012: Open Source und Linux [Update]

Für Linux und Open Source hat die Deutsche Messe wieder einen eigenen Bereich auf der CeBIT reserviert. Aber auch abseits der Open Source Area in Halle 2 findet man Interessantes aus der Open-Source-Welt.

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Zum vierten Mal versammeln sich 2012 viele freie Projekte und Firmen aus dem Open-Source-Umfeld in der Open Source Area auf der CeBIT. Wie schon im Vorjahr hat die Deutsche Messe die Sonderschau Open Source in der Halle 2 angesiedelt – will man alle Aussteller besuchen, die sich mit freier Software beschäftigen, benötigt man jedoch gutes Schuhwerk, denn Open Source findet man auch bei vielen anderen Ausstellern.

Die Open Source Area in Halle 2 vereint den Open Source Park mit vielen kommerziellen Anbietern, die Project Lounge mit den Ständen der freien Projekte und das Vortragsforum.

(Bild: Deutsche Messe AG)

Die Open Source Area in Halle 2 besteht aus dem Open Source Park, in dem kommerzielle Anbieter ihre Produkte präsentieren, der Project Lounge für die freien Projekte und einem Vortragsforum, das das diesjährige CeBIT Leitmotiv "Managing Trust" in einer eigenen Beitragsreihe aufgreift.

Aufgrund des großen Besucheransturms in den Vorjahren empfiehlt es sich auch 2012, frühzeitig zu den Vorträgen zu erscheinen, um noch die Chance auf einen Sitzplatz zu haben. Gerade bei bekannten Rednern dürften selbst Stehplätze mit Blick auf die Bühne rar werden: Jon "Maddog" Hall hält täglich von 10:45 bis 11:30 Uhr einen Vortrag zum Thema Freie Software und Klaus Knopper behandelt im Daily Talk von 12:15 bis 13:00 Uhr Fragen zu seinem freien Live-Linux Knoppix und zu Linux allgemein. Zudem findet am 8. März ab 16:30 Uhr die Verleihung der Linux New Media Awards statt. Eine internationale Jury vergibt die Auszeichnung in insgesamt sieben Kategorien an Projekte und Firmen aus dem Open-Source-Umfeld.

Im heise CeBIT Forum in Halle 5 steht der Samstag Nachmittag (10. März) im Zeichen des Pinguins: Thorsten Leemhuis gibt in seinem Kernel-Log Einblicke in die Linux-Entwicklung und Mirko Dölle erklärt unter dem Thema "Sicher im Netz" den Umgang mit dem Online-Banking-System c't Bankix und den Einsatz des Surf-Systems c't Surfix.

Beim Linux Professional Institute in Halle 9 können sich Interessierte über Zertifizierungen im Linux- und Open-Source-Bereich informieren. [Update] Da Halle 9 aus Sicherheitsgründen gesperrt wurde, ist das LPI in Halle 26 umgezogen. [/Update] Außerdem bieten die "Multi-Media Berufsbildende Schulen" an der Expo Plaza 3 etwas abseits des Rummels die Möglichkeit, während der CeBIT die LPI-Prüfungen zu vergünstigten Konditionen abzulegen. So kosten die Module 101 und 102 für LPIC-1 sowie 201 und 202 für LPIC-2 jeweils 80 Euro Prüfgebühr und werden in den Sprachen Deutsch und Englisch angeboten. Für die Module 301 bis 304 für LPIC-3 fallen jeweils 100 Euro Prüfgebühr an; die Prüfungssprache ist hier traditionell Englisch. Wer an einer Prüfung teilnehmen möchte, muss sich zuvor über die LPI-Website anmelden und eine LPI-Identifikationsnummer beantragen, sofern es seine erste Prüfung ist.

In der Open Source Project Lounge präsentieren sich auch in diesem Jahr zwölf freie Projekte auf der weltgrößten IT-Messe. Zu sehen sind dort das FFGTK-Projekt (Ansteuerung Fritzbox-/Speedport-Router), die Free Software Foundation Europe (politische und gesellschaftliche Fragen rund um freie Software), das Foswiki-Projekt (Open-Source-Wiki), das Freifunk-Projekt (freie WLAN-Netze und WLAN-Router mit Linux), FusionDirectory (Infrastruktur-Management), das Horde-Projekt (Groupware), das KDE-Projekt (Desktop, Anwendungen), OpenAttic (Storage Management), OpenGnSys (Software Rollout), der Python-Verband (freie Programmiersprache), die deutsche Ubuntu-Nutzergemeinde zeigt den aktuellen Stand der Entwicklung der freien Linux-Distribution, zudem ist das Uranos-Projekt (automatisierte Linux-/Windows-Installation) vertreten.

Nebenan im Open Source Park präsentiert die Bremer Univention GmbH diverse Server-Lösungen. Das Highlight ist diesmal der vor kurzem veröffentlichte Univention Corporate Server 3, der dank Samba 4 nun auch die Aufgaben eines Active-Directory-Domänencontroller übernehmen kann. Obwohl es sich bei dem beiliegenden Samba 4 noch um eine Entwicklerversion handelt, bietet Univention dafür vollen Support. Auch die Cloud ist bei UCS 3 ein wichtiges Thema: Am Stand der Bremer können sich Besucher zeigen lassen, wie man Anwendungen, etwa Groupware-Systeme, Dokumentenmanagement- oder IT-Services-Management-Lösungen, einfach in die Cloud bringt und in eine bestehende IT-Infrastruktur integriert.

Darüber hinaus stellt Univention seine auf Xen und KVM basierenden Virtualisierungslösungen in UCS zur Erstellung und zum zentralen Management von virtualisierten Servern und Desktops vor. Schulträgern und Bildungseinrichtungen gibt das Unternehmen einen Ausblick auf die kommende Version von UCS@school mit UCS-3-Unterbau, die ebenfalls Samba 4 mitbringen wird. Eine weitere Lösung für Schulen gibt es beim Univention-Partner on line Datensysteme zu sehen, der seine DataCenterBox präsentiert – eine Virtualisierungsplattform bestehend aus leistungsfähiger Hardware und UCS@school.

Ebenfalls am Univention-Stand findet man das Startup-Unternehmen OwnCloud, das ähnlich wie Dropbox oder Apples iCloud die zentrale Speicherung und Synchronisierung von Terminen, Kontakten und Dateien über verschiedene Geräte hinweg bieten will, wobei die Daten jedoch auf dem eigenen OwnCloud-Server bleiben und keinem fremden Anbieter anvertraut werden müssen. Auf der CeBIT will das von OwnCloud-Projekgründer Frank Karlitschek und Markus Rex, ehemals verantwortlich für den Bereich Open Platform Solutions bei Novell, gegründete Unternehmen erste Produkte zeigen.

Metaways präsentiert im Open Source Park unter anderem die Monitoring-Lösung Opsview von Opsera, die neben einzelnen Servern auch Cloud-Knoten und Cloud-Dienste überwachen kann. Opsview beruht auf dem bekannten Monitoring-System Nagios, das die Firma Netways neben Icinga und Lösungen zur Business-Visualisierung ebenfalls im Open Source Park in Halle 2 zeigt. Passend dazu hält Bernd Erk am ersten Messetag ab 13:00 Uhr einen Vortrag zum Einsatz von Icinga in Unternehmen.

Wer auf der Suche nach einer kompletten ERP-Lösung ist, kann am Stand von Pentaprise Halt machen und sich den Enterprise Solution Server (ESS) ansehen. Er bietet sowohl die Standard-ERP-Funktionen wie Warenwirtschaft, Finanzbuchhaltung und Auftragsabwicklung als auch eine eigene Entwicklungsumgebung mit Masken-, Datenbank- und Reportgenerator für modulare Erweiterungen. Schnittstellen für PHP, Perl, Java und weitere Programmiersprachen erlauben die Automatisierung beliebiger Geschäftsprozesse. Über eine neue Erweiterung lassen sich mit ESS jetzt auch Dokumente und E-Mails archivieren.

Als weitere freie ERP-Lösung kann man sich Lx-Office bei Linet Services ansehen. Dort kann man sich außerdem über die Groupware-Suiten Kolab und Zarafa sowie die Projektmanagement- und Controllingsoftware Bob informieren.

Groupware-Hersteller Zarafa ist ebenfalls vor Ort und zeigt nach zwei Jahren offener Entwicklung die erste fertige Version des neuen Groupware-Client-Programms Z-WebApp, das die Nachfolge des alten Web-Clients WebAccess antritt. Das neue Frontend wurde mit dem ExtJS-Framework entwickelt, unterstützt HTML-5-Anwendungen und ist komplett modular aufgebaut, wodurch man Z-WebApp leicht um weitere Funktionen erweitern können soll. Bislang gibt es unter anderem schon Plug-ins, die Chat, Video-Chat und Webmeetings in Z-WebApp integrieren. Eine weitere Neuvorstellung ist das Zarafa-Modul Z-DMS, das das Dokumentenmanagementsystem Agorum Core in die Groupware einbindet und neben der Archivierung von Dateien und E-Mails auch eine Versionierung der Dokumente bietet.

Wer das Dokumentenmanagement unabhängig von Zarafa einsetzen will, schaut einfach beim Stand von Agorum Software vorbei, an dem man sich einen Überblick über alle Funktionen verschaffen kann. So ist es mit dem in der aktuellen Version erweiterten Outlook-Plug-in möglich, aus dem Microsoft-Mailer auf das Dokumentenmanagement zuzugreifen. Außerdem lassen sich mit der Erweiterung in agorum core verwaltete Dokumente per Mausklick als Anhang mit Outlook verschicken.

Eine weitere Groupware-Lösung gibt es bei Open-Xchange zu sehen. Das Unternehmen präsentiert sich als Partner auf dem Univention-Stand und zeigt dort seine Software-Appliances, mit denen es vor allem große Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Behörden ansprechen will.

Alfresco stellt Version 4.0 seines Content Management Systems Alfresco Enterprise vor, zu dessen neuen Funktionen eine enge Integration von Web-Diensten wie Flickr, Facebook, Twitter und YouTube gehört, die man über den Channel Manager direkt aus Alfresco heraus mit neuem Content bestücken kann. Anwender können darüber hinaus auch dann Dateien einsehen und bearbeiten, wenn die Daten im Internet liegen, etwa bei Google Text & Tabellen.

[Update] Die Drupal-Initiative Deutschland präsentiert das freie Content-Management-System in der Open-Source-Area. Außerdem findet man Drupal und einige weitere Open-Source-CMS wie Typo3 und Joomla am Stand des Webhosters Mittwald in Halle 6. [/Update]

Abseits der Open Source Area zeigt Novedia in Halle 26 einen Prototypen seiner neuen, auf dem kürzlich erschienenen Liferay 6.1 beruhenden Portal-Lösung novaTeam. Der Schwerpunkt der Entwicklung lag dabei auf Funktionen für ein "Social Intranet" mit umfassenden Collaboration-Features für die unterschiedlichen Abteilungen einer Firma. Insofern braucht man doch gutes Schuhwerk, wenn man sich auf der CeBIT 2012 umfassend über Open-Source-Software informieren will – wobei die Halle 2 sicher ein guter Ausgangspunkt für den Messebesuch ist. (mid)

  • Agorum Software: Halle 2, D58 (123)
  • Alfresco: Halle 2, D58 (143)
  • Drupal: Halle 2, Stand D58 (166)
  • heise CeBIT Forum: Halle 5, F18
  • Linet Services: Halle 2, D48
  • Linux Professional Institute: Halle 9 [Update] Halle 26 [/Update]
  • Metaways: Halle 2, D58 (121)
  • Mittwald: Halle 6, J11
  • Netways: Halle 2, D58 (112)
  • Novedia: Halle 26, C20
  • Open Source Forum: Halle 2, E56
  • Open-Xchange: Halle 2, D48
  • OwnCloud: Halle 2, D48
  • Pentaprise: Halle 2, D58 (160)
  • Univention: Halle 2, D48
  • Zarafa: Halle 2, D54

(mid)