MWC

Disput zwischen Netzbetreibern und Regulierern

Die Aussichten der Mobilfunkbranche sind so schlecht nicht, auch wenn man auf dem MWC gelegentlich den Eindruck gewinnt, die Regulierung drücke den Netzbetreibern die Luft ab. Die gescholtene EU-Kommissarin hat sich am Dienstag deutlich zu Wort gemeldet.

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Netzbetreiber haben es nicht leicht. Ihre Kunden wollen immer schnellere Netze mit immer mehr Geräten an immer mehr Orten nutzen. Also müssen die Carrier ihre Netze immer auf dem Stand der Technik halten und in die Entwicklung neuer Techniken investieren. Das kostet Geld. Geld, das den Mobilfunkern nach Ansicht von Vodafone-Chef Vittorio Colao fehlt, weil die Politik den Unternehmen die Gewinne beschneidet. Bei der Absenkung der Terminierungsentgelte liefen die Regulierer der EU-Kommission "auf Autopilot", ohne über die Konsequenzen nachzudenken, sagte Colao am Montag zur Eröffnung des Mobile World Congress in Barcelona.

Das Gejammer der Netzbetreiber über die Absenkung der Terminierungsentgelte ist nicht neu: Kein Quartalsbericht, in dem nicht von den negativen Folgen der Regulierungspolitik auf den Umsatz die Rede ist. Auch Telekom-Chef René Obermann nutzte seinen Auftritt beim Branchentreff in Barcelona, um ein bisschen in das Klagelied einzustimmen. Das Weltbild der Netzbetreiber ist einfach: Wir zahlen dem Staat Milliarden für Mobilfunklizenzen und verlieren Milliarden durch Eingriffe der Regulierer.

In der EU fällt die Regulierung der Netze in die Zuständigkeit der Kommissarin für die Digitale Agenda. Neelie Kroes reagierte in aller Schärfe auf Colaos Auftritt. "Nachricht an Vittorio und Vodafone: Ich lasse mir nichts vormachen und reagiere nicht gut auf Drohungen", sagte die EU-Kommissarin am Dienstag. "Wenn Verbraucher keine Angst mehr haben, ihre Smartphones und Tablets zu nutzen, wenn sie in Europa unterwegs sind, werden auch die Netzbetreiber davon profitieren."

Eines könnten die Regulierer tun, findet nicht nur Colao: Den enormen Appetit der Branche auf Frequenzen stillen. Die soll ihnen die Politik ausreichend zur Verfügung stellen, möglichst exklusiv und nicht "häppchenweise", wie Colao kritisierte. "Wir brauchen Unmengen an Spektrum", forderte der Vodafone-Chef. Sonst könne die Branche nicht in den Netzausbau investieren. "Mehr Spektrum muss bereitgestellt werden, das führt zu neuen Netzen, Innovationen und Jobs", sekundierte AT&T-Mobilfunkchef Ralph de la Vega.

Google-Grandseigneur Eric Schmidt zeigte am Dienstagabend in Barcelona Sympathien für die Situation der Netzbetreiber, ohne allerdings klar Position zu beziehen. Schmidt räumte ein, dass der weitere Erfolg von Google und seinem Betriebssystem mit dem Ausbau der Netze verknüpft ist. Android wächst derzeit mit 850.000 neu aktivierten Geräten täglich, sagte Chefentwickler Andy Rubin auf dem Mobile World Congress. Damit das so bleibt, müssten die Netze die nötigen Kapazitäten haben, meint Schmidt. Der Google-Chairman hat für Regulierung und Netzbetreiber einen väterlichen Rat: "Sie müssen sich zusammensetzen." (vbr)