Boom-Stimmung im afrikanischen Mobilfunkmarkt

Zwischen 1999 und 2004 hat sich die Zahl der Handy-Benutzer auf dem Kontinent von 7,5 auf 82 Millionen mehr als verzehnfacht. Das Engagement in Südafrika könnte Vodafone als Sprungbrett in weitere Staaten mit schnellem Wachstum dienen.

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Von
  • Ralf E. Krüger
  • dpa

In Afrika macht sich Boom-Stimmung breit. Der Kontinent der Ärmsten ist in Sachen Mobilfunk einer der weltweit am schnellsten wachsenden Märkte. Zwischen 1999 und 2004 hat sich die Zahl der Handy-Benutzer von 7,5 auf 82 Millionen mehr als verzehnfacht. Der britische Vodafone-Konzern, der bereits über die südafrikanische Vodacom an dem Geschäft beteiligt ist, will sich nun die 15-prozentige Aufstockung seiner Beteiligung stolze 1,35 Milliarden britische Pfund (2 Milliarden Euro) kosten lassen. Vodacom wird dabei mit 106 Milliarden Rand (13,3 Milliarden Euro) bewertet.

Südafrika kommt beim Ausbau Marktes in der Tat eine kontinentale Vorreiter-Rolle zu. Mit innovativen Produkten ermöglicht Vodacom oder Konkurrent MTN selbst unterhalb der Armutsgrenze lebenden Afrikanern Zugang zur Kommunikation. Sprechzeit wird in kleineren Einheiten ab 29 Rand (3,60 Euro) gekauft.

Per Handy erhalten auch Farmer am Kap Wettervorhersagen, und von der Kriminalität bedrohte Städter geben sich gegenseitig damit warnende Hinweise. Mit Blick auf die in Südafrika anstehende Fußball-Weltmeisterschaft 2010 wird bei einer Handy-Entwicklung für TV-Empfang mit weiteren phänomenalen Steigerungsraten gerechnet. Dabei können die sich schon heute sehen lassen. Mehr als die Hälfte der 43 Millionen Südafrikaner hat ein Handy. Im Jahresvergleich hat Vodacom bis Juni 2005 die Zahl der Kunden um satte 39 Prozent auf 17,2 Millionen steigern können – 14,3 Millionen in Südafrika. Konkurrent MTN – der ebenfalls 1994 seine Dienste aufnahm – geht von 15,4 Millionen Kunden bis 2007 aus.

Vodafone bekommt über Vodacom zudem Zugang zu Mobilfunkmärkten in Mosambik, der Demokratischen Republik Kongo, Tansania und Lesotho – Staaten, in denen sich Handys ebenfalls mit atemberaubender Geschwindigkeit durchsetzen. Es sind Länder mit hoffnungslos störanfälligen und veralteten Festnetzen. Der Mobilfunk erlaubt dort Millionen von Afrikanern das Überspringen einer ganzen Technikgeneration. Und das Wachstumspotenzial ist bei weitem nicht ausgeschöpft. Gerade in aus europäischer Sicht oft als schwierig angesehen Märkten wie dem Kongo sind zudem die Profitmargen hoch.

Für Südafrika, das bereits seit Jahren erfolgreich die politische und wirtschaftliche Durchdringung des Kontinents vorantreibt, ist das Vodafone-Interesse ein weiterer Triumph. Erst vor wenigen Monaten hatte sich die britische Barclays-Bank die Mehrheit an der südafrikanischen Absa-Bank mehrere Milliarden Euro kosten lassen. (Ralf E. Krüger, dpa) (ssu)