Auto zahlt Parkticket selbst

Ein Diplomand hat in einem gemeinsamen Projekt der TU München und der BMW-Forschung ein Bezahlsystem entwickelt, mit dem zum Beispiel Parkgebühren aus dem Auto per WLAN beglichen werden können.

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Im Rahmen eines Forschungsprojekts des Lehrstuhls für angewandte Informatik der TU München und BMW Forschung und Technik hat ein Diplomand ein drahtloses Bezahlverfahren für Parkgebühren entwickelt. Die Arbeit zu "Konzeption und Realisierung einer Anwendung für drahtlose Bezahlvorgänge in Ad-hoc-Fahrzeug-Netzwerken" hat das bereits praxiserprobte Verfahren des Bezahlens per Geldkarte weiterentwickelt und als Prototyp in das Bordsystem eines 7er-BMW integriert. Die Bezahlung wird über eine drahtlose Verbindung vollständig über das Display des Bordcomputers abgewickelt.

Das Abrechnungssystem registriert beim Einfahren an der Schranke die Einfahrtszeit. Bei der Ausfahrt fährt der Parkkunde direkt mit dem Auto zur Ausfahrtschranke, der Bordrechner des Fahrzeugs verbindet sich dort über ein WLAN mit dem Parkhaussystem. Die individuell berechnete Parkgebühr erscheint auf dem Display des Bordcomputers und muss vom Fahrer bestätigt werden. Die Gebühr wird dann von dem auf dem Chip der EC-Geldkarte gespeicherten Guthaben abgezogen. Die Geldkarte wird dazu in ein entsprechendes Lesegerät im Auto gesteckt. Das System nutzt das von der Karlsruher Fun Communications entwickelte Online-Bezahlverfahren "SmartPay". Das Verfahren soll sich auch für Bezahlvorgänge bei Drive-in-Restaurants und an Mautstellen eignen.

In dem bei BMW durchgeführten Projekt ging es zunächst um die technische Machbarkeit des Ansatzes. Dafür wurde ein externes Lesegerät per Kabel mit dem Auto verbunden. In einer eventuellen Serienfertigung müsste der Kartenleser fest in das Fahrzeug integriert werden. Langsfristig sei vorstellbar, das ein solches Bezahlsystem auch EC-Karten oder Kreditkarten unterstützt. Ob und wann das System in Serie gehen wird, konnte BMW noch nicht sagen. Das System sei interessant, gehe aber definitiv "nicht übermorgen" in Serie, erklärte eine Sprecherin. Eine Integration des Systems in die Fahrzeugelektronik müsse von Anfang an bei der Entwicklung des Fahrzeugs berücksichtigt werden. Bei den Entwicklungszyklen der Autoindustrie kann das Jahre bedeuten.

Über die technische Durchführbarkeit hinausgehende Fragestellungen hat die Studie noch nicht angesprochen. So ist zum Beispiel unklar, wie von Kaufhäusern bei Einkauf gewährte Rabatte auf die Parkgebühr realisiert werden können – von der Frage der Sicherheit von Netz und Kartenddaten einmal ganz abgesehen. Bis der erste Serienwagen aus dem Parkhaus rollt und sein Parkticket über WLAN begleicht, dürften also noch ein paar Jahre ins Land gehen. Bis dahin bleibt der Weg zum Automaten. (vbr)