Wine 1.4 freigegeben

Das erste große Update nach zwanzig Monaten bringt Unterstützung für MS Office 2010 und soll Spiele- sowie Anwendungsperformance verbessern.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Zu den wichtigsten Neuerungen des kürzlich freigegebenen Wine 1.4 gehört eine neue DIB (Device Independent Bitmap) Graphics Engine, die den Overhead bei der Bildausgabe über den X-Server reduziert. Das soll die Geschwindigkeit von Anwendungen erheblich erhöhen, die DIB viel verwenden. Die neue Wine-Version verspricht zudem, die Kompatibilität zu modernen Anwendungen zu verbessern. So soll nun auch Microsofts Office 2010 unter der Software laufen, die dessen Entwickler als "mehr als nur einen Windows-Emulator" einstufen.

Der im neuen Wine eingebaute Browser basiert auf der Gecko-Engine von Firefox 8 und bietet mit Wine 1.4 Unterstützung für ActiveX. Die Wine-Macher haben auch die Bausteine der Audio-Unterstützung erheblich überarbeitet. Bei der Zusammenarbeit mit dem bei vielen Linux-Distributionen eingesetzten Pulseaudio raten die Entwickler zur Kombination mit aktuellen Versionen von Pulseaudio (≥1.0) und den alsa-Plugins (≥1.0.25). Wine kann zur Verarbeitung von Audio- und Video-Daten jetzt auf das Gstreamer-Framework zurückgreifen, wodurch Wine 1.4 alle Formate verarbeitet, die Gstreamer unterstützt; bei der Wine-Variante für Mac OS X greift die Software für diese Zwecke auf das Quicktime-Framework zurück.

Die Wine-Entwickler wollen zudem die Unterstützung für asynchrone Verarbeitung von Daten verbessert haben, die über die Netzwerkschnittstelle eingehen; davon sollen Spiele mit Netzwerkanbindung profitieren. Einige Änderungen an Grafik-Interna sollen die Performance speziell bei Spielen verbessern, die auf der Unreal Engine 3 basieren. Weiter ausgebaut wurde die Unterstützung für DirectX 9. Auch Teile des "Game Explorer API" haben die Entwickler implementiert. Die Nutzung einer XInput-2-Extension soll das Verhalten der Maus in Spielen oder Anwendungen verbessern, die im Vollbildmodus laufen.

Wine unterstützt nun auch die von Windows Vista bekannten Dialoge zum Öffnen oder Speichern von Dateien. Wine versteht sich mit Version 1.4 auch mit "Installer Patches" – eine Grundvoraussetzung der Installationsroutinen mancher Service-Pack-Installer, wie etwa jenen für .NET. Mit Hilfe der Werkzeuge cabarc und winemsibuilder können Anwender nun MSI-Installer unter Wine erstellen. Version 1.4 lässt sich zudem für ARM-Prozessoren kompilieren.

Die Wine-Entwickler haben diese und zahlreiche weitere, in den Release Notes näher erläuterte Änderungen der Version 1.4 im Rahmen der 1.3er-Serie vorbereitet. Nach dem vor zwanzig Monaten erschienenen Wine 1.2 ist Wine 1.4 daher das erste auf Endanwender zielende Update, das größere Verbesserungen bringt. Das kürzlich von CodeWeavers veröffentlichte und kommerziell vertriebene Crossver XI setzt bereits auf Code einer Vorabversion des unter LGPL2+ stehenden Wine 1.4. Dies für Linux und Mac OS X angebotene Produkt beerbt die bislang separat vertriebenen Software CrossOver Office sowie CrossOver Games. (thl)