Nokia Siemens Networks bleibt in München

Nach wochenlangen Mitarbeiterprotesten hat der Siemens-Konzern den Chef von Nokia Siemens Networks (NSN), Rajeev Suri, zurückgepfiffen. Der Standort München soll dem Unternehmen erhalten bleiben - wenn auch in deutlich kleinerem Umfang als bisher.

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Den völligen Kahlschlag beim Telefonnetz-Ausrüster Nokia Siemens Networks (NSN) in München haben der Siemens-Konzern und die IG Metall verhindert: Der größte deutsche Standort von NSN bleibt erhalten, 2000 Mitarbeiter können bleiben. Sie dürfen in den nächsten drei Jahren weder entlassen noch versetzt werden. Die übrigen 1600 müssen in eine von Siemens geführte, auf zwei Jahre befristete Auffanggesellschaft wechseln oder in Altersteilzeit gehen. Nachdem die Gewerkschaft mit der Unternehmensführung tagelang rund um die Uhr verhandelt hatte, wurde dieser Kompromiss am gestrigen Freitag besiegelt.

Das Joint-Venture zwischen der finnischen Nokia Oyi und dem deutschen Siemens-Konzern besteht seit 1. April 2007, hat seinen Hauptsitz im finnischen Espoo und ist als Unternehmen niederländischen Rechts eingetragen. Siemens hatte sein Telefonnetz-Geschäft 2007 an das von Nokia geführte Gemeinschaftsunternehmen übertragen. Dieses fährt nun seit Jahren horrende Verluste ein – einerseits infolge von Managementfehlern, andererseits auch durch den hohen Druck chinesischer Billig-Konkurrenz. Daher will NSN sich künftig auf mobiles Breitband-Internet konzentrieren. Bereits vor vier Monaten hatte NSN-Chef Rajeev Suri den Abbau von weltweit 17 000 der 74 000 Arbeitsplätze angekündigt. In Deutschland sollen die meisten Standorte schließen, darunter auch in Augsburg und Nürnberg. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen hierzulande gegenwärtig noch 9100 Mitarbeiter.

Den Standort München wollte Suri eigentlich komplett schließen, 2000 Mitarbeiter entlassen und die übrigen 1600 versetzen. Diese Strategie habe man durchkreuzt, sagte der bayerische IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler. Nach Mitarbeiter-Demonstrationen vor der Siemens-Zentrale und dem Büro von Siemens-Chef Peter Löscher intervenierte der Elektrokonzern, dem NSN zur Hälfte gehört. Für Siemens sei es nicht ohne weiteres hinzunehmen, dass NSN aus München verschwindet, hatte Finanzvorstand Joe Kaeser vor zwei Wochen erklärt und Rajeev Suri öffentlich gerüffelt.

Zuvor hatte auch die Landesregierung bei Siemens interveniert. Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) erklärte: "Wir hatten dem Management von Anfang an deutlich gemacht, dass wir eine Aufgabe des Standorts für eine unternehmerische Fehlentscheidung gehalten hätten". Der Freistaat biete beste Bedingungen, um in Wachstumsmärkten wie dem mobilen Breitband-Internet erfolgreiche Geschäftsmodelle zu entwickeln. Er bedaure, dass nicht alle Arbeitsplätze erhalten werden könnten, aber dieser Abbau sei wohl unvermeidlich, um den Standort als Ganzes erhalten zu können, meinte Zeil. Siemens hat für die NSN-Beschäftigten bereits den Zugang zu seinem internen Stellenmarkt geöffnet. (dpa) / (uh)