DeNIC bei Bewerbung um .net-Registry abgeschlagen

Der momentane Betreiber für .net, der Ex-Domainmonopolist VeriSign, liegt bei der Neuausschreibung des Registry-Betriebs für die Top Level Domain .net vorne.

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Von
  • Monika Ermert

Der momentane Betreiber für .net, der Ex-Domainmonopolist VeriSign, liegt bei der Neuausschreibung des Registry-Betriebs für die Top Level Domain .net vorne. Im Ranking, das der Dienstleister Telcordia im Auftrag der Internet-Verwaltung ICANN aufgestellt hat, rangiert VeriSign auf Platz eins. Auf dem zweiten Rang folgt Sentan, die gemeinsame Bewerbung von .biz-Betreiber Neustar und der japanischen Länderregistry. Die .info-Registry Afilias rangiert trotz der billigsten Preise auf Rang drei. Die .de-Registry DeNIC liegt überraschend abgeschlagen auf Platz vier, gefolgt von Core++. ICANN hatte angekündigt, so schnell wie möglich mit dem Erstplatzierten Vertragsverhandlungen aufzunehmen. Inwieweit Vorstand und Geschäftsführung von ICANN dem nur knapp hinter VeriSign liegenden Sentan aus Wettbewerbsgründen doch noch den Vorzug geben könnten, dazu schwieg man sich bei der Organisation vorerst noch aus.

Ohnehin werden alle Bewerber im Lauf der Woche das Ranking wohl noch genauer unter die Lupe nehmen. Grundsätzlich, so heißt es nämlich in dem Telcordia-Bericht, könnte jeder einzelne der Bewerber die .net-Registry betreiben. Die Unterschiede lägen vor allem in den Bereichen Erfahrung, Risiko und Preis. Ob einer der Unterlegenen nun doch noch die Bewertung in Frage stellt, da Telcordia mit VeriSign durch persönliche Beziehungen und wechselseitige Aufsichtsratssitze verbunden sind, bleibt erst einmal noch offen.

Beim Preis für die Registrierung gegenüber den Domainendverkäufern, den Registraren, liegt das deutsche DeNIC beispielsweise laut der Bewertung an letzter Stelle. Das DeNIC hatte aber in der Bewerbung bei der Bepreisung nicht zuletzt auf den Faktor hingewiesen, dass man ohne genaue Informationen von VeriSign darüber, wie viele Domains noch vor der Übergabe abkassiert würden, nicht kalkulieren könne, welche Einnahmen im ersten Jahr zu erwarten sind.

Wundern wird man sich beim DeNIC auch über andere Bewertungen: VeriSign erhielt einen Bonuspunkt dafür, dass man mit .com eine Registry betrieben hat, die viel größer als .net ist; der .de-Betrieb -- immerhin die zweitgrößte Registry nach .com, war den Bewertern dagegen keinen Bonuspunkt wert. Kritisiert wird an der DeNIC-Bewerbung auch, dass möglicherweise die geplanten Standorte für DNS-Server nicht weit genug auseinander liegen; das DeNIC hatte aber gerade in den USA ausführlich Werbung gemacht, man werde auch dort einen Standort aufbauen.

Platzhirsch VeriSign übertrifft laut Telcordia in 14 Unterpunkten die Anforderungen (eine "blaue" Bewertung nach der Kategorisierung von Telcordia). Auch die werden die Bewerber noch einmal unter die Lupe nehmen: Dass etwa ausgerechnet VeriSign die schnellsten DNS-Antwortzeiten garantieren soll, erscheint angesichts vieler Klagen über mangelnde Performance der DNS-Infrastruktur beim Ex-Monopolisten recht optimistisch. Die positive Bewertung, dass VeriSign die meisten "neuen Registry Services" anbietet, wirkt angesichts der Streitereien um den Sitefinder-Dienst zudem eher fragwürdig. Unbestreitbar ist allerdings, dass mit der Neuvergabe an VeriSign das geringste Migrationsrisiko für die .net-Domain besteht. (Monika Ermert) / (jk)