Die wichtigsten Soft-Skills

Nicht nur Erfahrung und Know-how, sondern auch die weichen Fähigkeiten eines Mitarbeiters sind wichtig für das Unternehmen. Finden Sie heraus, ob der Bewerber Ihre Wertvorstellungen teilt.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Ein Unternehmen, dass seine Mitarbeiter nur nach Zeugnissen und Know-how bewertet und einstellt, wird zwangsläufig scheitern. Denn die Kandidaten mit den besten Unterlagen sind nicht zwangsläufig auch die, die sich harmonisch in das Gesamtbild des Unternehmens einfügen werden. Ein Vertriebsleiter, der die Mitarbeiter nur unter Druck setzt und nicht erfolgreich motiviert, wird früher oder später Probleme bereiten. Ein egozentrischer Karrierist wird Intrigen spinnen und für schlechte Stimmung im Betrieb sorgen. Schon ein solcher "fauler Apfel“ kann dafür sorgen, dass sich die Leute in Ihrem Unternehmen mehr mit sich selbst als mit dem Job beschäftigen. Und das können sie nicht gebrauchen. Deswegen sollten Sie auch auf die soziale Kompetenz und andere Soft Skills achten.

Teamfähigkeit: Einzelkämpfer und Karrieristen können den Betriebsfrieden nachhaltig stören. Natürlich dürfen und sollen Ihre Mitarbeiter ehrgeizig sein, aber nicht rücksichtslos und egoistisch. "Teamfähigkeit“ wird in jeder zweiten Stellenanzeige gefordert, der Bewerber stellt sich darauf ein und betont im Bewerbungsgespräch, wie gerne und harmonisch er doch mit anderen Menschen zusammenarbeitet. Lassen Sie sich nicht von solchen Floskeln beeindrucken, sondern fragen Sie nach. Nach konkreten Ergebnissen und Erfolgen, die der Kandidat gemeinsam mit einem Team erreicht hat. Achten Sie hierbei darauf, ob er nur von sich oder auch von den Leistungen der anderen spricht. Und fragen Sie nach den Hobbies und/oder sozialem Engagement. Auch hier zeigt sich oft, ob Sie eine Diva oder einen wirklich empathischen Menschen vor sich haben.

Belastbarkeit & Flexibilität: Diese Eigenschaften schreiben Bewerber sich grundsätzlich auf die Fahne. Schließlich will man sich als kraftstrotzender Alleskönner darstellen, es geht ja um einen Job. Kaum ist der Vertrag unterschrieben, schiebt der Neue aber nur noch Dienst nach Vorschrift. Wirklich testen können Sie diese Eigenschaften im Bewerbungsgespräch natürlich nicht. Deshalb sollten Sie bei Kandidaten, die in die nähere Auswahl kommen, immer einen Probetag im Betrieb vereinbaren. Und ihm dann spontan eine angeblich eilige Aufgabe übertragen. Stürzt sich der Kandidat begierig auf diese Chance oder versucht er, sich irgendwie aus dieser "Verantwortung" zu winden? Auf jeden Fall ist es ein stressiger Moment für ihn und die Reaktion gibt eine Menge Aufschluss darüber, wie der Mensch unter Druck im Job reagiert.

Sie können im Bewerbungsgespräch außerdem Fragen stellen, die Ihnen eine gewisse Vorstellung davon geben, wie der Kandidat "tickt": Belastbarkeit und Flexibilität zeigt sich nämlich gerade im Umgang mit Misserfolgen. Gehen Sie auf Brüche im Lebenslauf näher ein, fragen Sie im Detail nach dem Umgang mit schwierigen Projekten. Ein Mitarbeiter muss Fehler erkennen, eingestehen und seine Strategie schnell neu anpassen können. Flexibel ist nur, wer aus Erfahrungen lernt.

Arbeitgeber übersehen bei der Suche nach dem geeigneten Kandidaten oft, dass "Belastbarkeit" nicht nur bedeutet, dass der Mitarbeiter ab und zu Überstunden schiebt. Bei der steigenden Zahl der psychischen Krankheiten ist es genauso wichtig, ob der Kandidat erfolgreiche Wege zur Stressbewältigung gefunden hat. Ein Mitarbeiter, der ackert bis er umfällt und dann monatelang ausfällt, ist nicht das, was Sie brauchen. Fragen Sie deshalb unbedingt, wie der Bewerber den Ausgleich zum Stress im Job findet. Sport, Meditation u.ä. verringern nachweislich den Stress, es kann aber auch die Modelleisenbahn sein. Bei Kandidaten, die Ihnen erklären, sie würden Stress doch nur als positiv empfinden und sich mit Begeisterung hineinstürzen, sollten Sie hingegen vorsichtig sein. Das sind echte Burn-out-Kandidaten.

Kommunikationsfähigkeit: Verständlich ausdrücken sollte sich ein Mitarbeiter auf jeden Fall können, das ist selbstverständlich. Er sollte aber vor allem auch bereit sein, zu kommunizieren! Der Small-Talk mit dem Kunden, das Pläuschchen mit den Kollegen und die überzeugende Darstellung der eigenen Meinung oder auch eine Präsentation gehören zum Arbeitsalltag dazu. Ein Mitarbeiter, der sich zwar ausdrücken kann, aber eigentlich keine Lust dazu hat, ist eine klare Fehlbesetzung.

Die Kommunikationsfähigkeit des Bewerbers können Sie leicht während Ihres Gesprächs mit ihm testen. Lassen Sie ihn verschiedene Dinge ausführlich erläutern, achten Sie auf Wortwahl und Körpersprache. Beachten Sie bitte aber auch: Der Kandidat ist mit Sicherheit sehr nervös, es ist nicht unbedingt gesagt, dass er in diesem Moment ein optimales Ergebnis abliefert.

Wenn Sie mehr sehen wollen, sollten Sie im Anschluss an das eigentliche Gespräch noch einen Rundgang durch das Unternehmen anbieten. Dann ist die Atmosphäre bereits etwas lockerer und Sie können bei einem Plausch die Small-Talk-Fähigkeiten sowie die Schlagfertigkeit des Kandidaten testen. Wie er auf die Vorstellung anderer Mitarbeiter reagiert und ob dabei er mehr als „Guten Tag“ über die Lippen kriegt, lässt schon tief blicken. (masi)