Fachkräfteengpässe in gewerblich-technischen Berufen

Wenn es um den Fachkräftemangel geht, ist meist von Akademikern die Rede. Eine Studie zeigt: bei Ausbildungsberufen ist die Situation noch viel schlimmer.

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Von
  • Marzena Sicking

Gibt es einen akuten Fachkräftemangel oder nicht? Je nachdem, wer hier medienwirksam seine Interessen vertritt, sind die Angaben durchaus unterschiedlich. Nun hat sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) des Themas ebenfalls in einer Studie gewidmet und bestätigt: Es herrscht akuter Fachkräftemangel und war in vielen Branchen.

Besonders betroffen von dem Mangel sind nicht die Großbetriebe, sondern der Mittelstand. Bereits 30 bis 40 Prozent der Betriebe würden von mittelschweren bis großen Problemen bei der Stellenbesetzung berichten. Besonders groß sei der Mangel an Mitarbeitern mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Das Defizit belaufe sich aktuell auf 179.000 Personen. Das bestätigt auch die aktuelle Arbeitsmarktstatistik: Nur in acht akademisch geprägten Berufsfeldern ist demnach ein Personalmangel erkennbar, bei den beruflich qualifizierten sind es 46.

Bei den Akademiker-Berufen treten vor allem im Ingenieur-Bereich große Engpässe auf. Die größte Knappheit betrifft den Maschinen- und Fahrzeugbau. Auch bei den Elektroingenieuren ist die Nachfrage deutlich größer als das Angebot. Betroffene Betriebe müssten im Durchschnitt 106 Tage auf den neuen Mitarbeiter warten. Das BMWi bestätigt damit auch die Einschätzung der Interessenverbände, die von einem Mangel an etwa 80.400 Ingenieuren sprechen. Laut Studie fehle sogar "mindestens" diese Anzahl, um alle deutschlandweit offenen Stellen besetzen zu können. Auch bei Datenverarbeitungsfachleuten hat die Analyse außerdem einen akuten Fachkräftemangel ergeben. Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sind als Festangestellte in Firmen ebenfalls heiß begehrt und inzwischen Mangelware.

Besonders schlecht ist bei Jobs mit einer qualifizierten Berufsausbildung die aktuelle Situation bei den gewerblich-technischen Berufen wie zum Beispiel Elektroinstallateur. Hier kämen auf 100 bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldete Stellen für Elektroinstallateure und Elektromonteure gerade einmal 41 Arbeitslose.

An den Engpässen bei den KMU sind die Großunternehmen nicht ganz unschuldig: Sie würden höhere Löhne als kleine und mittlere Unternehmen zahlen und über bessere Rekrutierungsspezialisten verfügen. Dies gilt insbesondere für Akademiker-Berufe: Der Großteil der Beschäftigten arbeitet in Großunternehmen. Hinzu käme, dass sich die Interessenten grundsätzlich lieber bei Großunternehmen als bei KMU bewerben, so dass letztere ihre Angebotenen Stellen seltener, später und mit weniger geeigneten Personen besetzen könnten.

Insgesamt ergebe sich aus der Analyse, dass vor allem kleine und mittlere Unternehmen dringend Unterstützung bei der Fachkräftesicherung brauchen. Hierbei soll ihnen nun das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung aktiv helfen. (gs)
(masi)