Photoshop-Know-how: Gängige Freistelltechniken

Haare, Glas, Baumgewirr - heise Foto stellt gänge Freistelltechniken für Photoshop vor. Dabei zeigt sich deutlich: Das Motiv bestimmt die Methode.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Maike Jarsetz
Inhaltsverzeichnis

Techniken zum Freistellen in Adobe Photoshop gibt es viele. Welche sich am besten eignet, hängt dabei ausschließlich vom Motiv ab. Im Folgenden stellen wir dazu ein paar Strategien vor. Vertiefendes Wissen rund ums Freistellen sowie Workshops und Informationen zu Plug-ins finden Sie in der aktuellen Ausgabe der c't Digitale Fotografie in einem Schwerpunkt zum Thema unter anderem mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen von leicht bis schwer.

Bei monochromen und gleichmäßigen Hintergründen kann die Auswahl manchmal einfach per Zauberstab erfolgen. Bequemer und wirkungsvoller ist aber eine Farbbereichsauswahl.

Das Schnellauswahlwerkzeug steuert seine Toleranz über die Werkzeuggröße.

Der Befehl "Farbbereich" aus dem Menü "Auswahl" lässt Sie wahlweise im Originalbild oder in einer kleinen Maskenvorschau mit einer Pipette die Auswahl vornehmen. Auch hier können Sie mit den üblichen Shortcuts die Auswahl erweitern (Shift-Taste) oder wieder Bereiche abziehen (Alt-Taste). Zusätzlich steuern Sie über die Toleranz die Ausweitung der Auswahl. Mit der Option "Lokalisierte Farbgruppen" können Sie den Farbbereich auf eine Auswahlzone beschränken. Der erst dann aktive Bereichsregler steuert den Auswahlradius um die Kernauswahl herum.

Fenster "Kante verbessern"

Klar abgegrenzte Objekte, die vor unruhigen Hintergründen stehen, sind meistens sehr gut mit dem Schnellauswahlwerkzeug auszuwählen. Vergessen Sie hier das Finetuning nicht: Mit verkleinerter Werkzeuggröße verringern Sie die Auswahl-Toleranz und können mit gedrückter Alt-Taste Ausreißer der ersten Auswahl wieder abziehen. Natürlich können Sie eine solche Arbeit auch wieder im Maskierungsmodus vornehmen. Oft ist die Grundauswahl aber so gut, dass eine Überarbeitung mit der Abrunden-Funktion des Fensters "Kanten verbessern" schon zum Ziel führt.

Wenn es sich um einfache Formen handelt und Sie gut mit dem Zeichenstift-Werkzeug umgehen können, ist natürlich auch eine Alternative die Auswahl mit Pfaden vorzunehmen. Der eindeutige Vorteil dabei ist: Sie müssen nicht nachträglich die Fehler eines automatischen Auswahlwerkzeuges auf Pixelebene korrigieren, sondern bestimmen von vornherein selber die Komplexität. Außerdem lassen sich die Pfade auch nachträglich noch gut mit den Pfeilwerkzeugen editieren.

Die Ebenenmaske ist die flexibelste Möglich keit, eine Auswahl zu speichern und zu editieren (rechts); eine Aus - wahl speicherung in der Kanäle-Palette ist im Bild nicht sicht - bar, aber jederzeit verfügbar (links).

Manchmal ist eine Freistellung einfacher als man denkt. Baumgewirr vor Sonnenuntergang oder andere schwarze Objekte werden einfach mit den Füllmethoden der Ebenen, wie Multiplizieren, auf einen neuen Hintergrund überlagert. Umgekehrt können helle oder weiße Details sehr gut mit der Füllmethode "negativ multiplizieren" auf neue Hintergründe überlagert werden. Diese Technik findet auch oft bei der Haarfreistellungen Anwendung – da allerdings nur für die wertvollen Randpixel.

Halbtransparente Objekte wie Glas, Schleier oder ähnliches sind eine echte Herausforderung, aber manchmal gar nicht so aufwendig freizustellen. Ein meistens erfolgreicher Lösungsansatz ist hierbei die Luminanzauswahl, die in der Palette Kanäle vorgenommen wird: Klicken Sie mit gedrückter Strg/Cmd-Taste auf einen Kanal, um daraus die Helligkeitsinformationen als Auswahl zu laden. Das Tolle an dieser Technik ist die Feinheit der Auswahl, kein Auswahlwerkzeug kann so differenziert die verschiedenen Transparenzstufen abbilden. Auch diese Auswahl kann noch gut über die Funktion "Maske" verfeinert werden. Der Regler "Verschieben" erhöht oder verringert die Transparenz. Der Kontrast-Regler ist sinnvoll, wenn Sie zu weiche Übergangsbereiche herausarbeiten wollen.

Die Brille ist nicht freigestellt, sondern steht auf dem Modus multiplizieren. Ein paar helle Details des Gestells sind über eine Maske hinzugefügt.

Aber auch hierfür gibt es einen zweiten Ansatz: Ein Doppelklick auf die freizustellende Ebene führt Sie in die Fülloptionen der Ebene, in denen Sie über den Farbbereichsregler helle oder dunkle Bildteile fließend ausgrenzen können. Wichtig ist hier per Alt-Taste einen weichen Übergangsbereich herzustellen. Der Vorteil dieser Technik ist, dass Sie die Freistellung jederzeit verändern können, der Nachteil: Sie ist nicht offensichtlich. Keine Ebenenmaske weist auf die Freistellung hin und man muss schon wissen, dass die Fülloptionen angewendet wurden, um diese mit einem Doppelklick auf die Ebene wieder aufzurufen.

Für Fell, Pelz, ähnlich Strubbeliges oder einzelne Haarsträhnen ist seit Photoshop CS5 die Funktion "Kante/Maske verbessern" ein echter Segen. Dabei ist egal, wie Sie die Vorauswahl vorgenommen haben – ob mit dem Schnellauswahlwerkzeug oder einer komplexen Kanalauswahl. Wichtig ist nur, dass sie noch keine Hintergrundpixel enthält, also eher zu klein als zu groß ist. Mit dem Pinselwerkzeug der Kantenerkennung kümmern Sie sich dann um die Randbereiche.

Wählen Sie einen sinnvollen Ansichtsmodus, wie zum Beispiel die Masken-Überlagerung, um sowohl die aktive Auswahl als auch noch unausgewählte Randdetails erkennen zu können. Dann markieren Sie mit dem Pinsel einfach Zonen, in denen Photoshop die Auswahl an der größten Kontrastkante vornehmen soll – und die Auswahl wird automatisch erweitert. Ganz dankbare Objekte sind hierbei gleichmäßige Details wie ein Fell. Denn hier reicht es meist schon aus über den Smart-Radius-Regler eine neue Freistellungszone zu definieren, in der der Kontrast dann auch automatisch als neue Freistellungskante definiert wird. Die genaue Platzierung des Radius können Sie sich auch einblenden – aktivieren Sie dazu nur die Option "Radius Anzeigen".

Ein Haar teilt sich seine Pixel immer mit dem Hintergrund.

Die Königsdisziplin ist natürlich nach wie vor die Haarfreistellung. Und hier reicht eine Technik niemals aus. Meist steht am Anfang eine Freistellungsmaske, die auf Basis des kontrastreichsten Kanals und einigen Tonwertkorrekturen hergestellt wurde. Manchmal muss dieser Kanal auch erst über die Kanalberechnungen aus mehreren Kanälen erzeugt werden. Außerdem wird die Maske oft in Einzelteilen erstellt, da sich für verschiedene Bildbereiche unterschiedliche Auswahltechniken anbieten. Die Kombination von Kanälen ist aber genauso einfach wie die Kombination von Auswahlen. Auch hier gelten die gleichen Tastenkombinationen von Shift- und Alt-Taste, die Sie diesmal noch mit der Strg/Cmd-Taste kombinieren, um die entsprechende Auswahl aus dem Kanal zu laden.

Um eine Haarmaske fein auszuarbeiten, benötigt man viele unterschiedliche Techniken: Eine Option ist natürlich die Kantenerkennung der Funktion "Maske Verbessern", genauer arbeitet man bei dieser diffizilen Vorauswahl aber mit dem Abwedler und Nachbelichter, um einzelne Strähnen dichter oder dünner zu maskieren. Auch das Weichzeichner-Werkzeug leistet wertvolle Dienste bei zu hart ausgewählten Details oder auch unscharfen Haarsträhnen.

Die Qualität einer Freistellung zeigt sich erst bei der Montage auf einen anderen Hintergrund und da fängt dann die richtige Arbeit erst an … (ssi)