Bändiger der Bildgewalt

Nach dem ersten Jahrzehnt digitaler Fotografie hat sich eine stattliche Menge Fotos angesammelt, die nicht nur sortiert, sondern auch auf Tischrechner, Laptop, Smartphone und Tablet verteilt werden will – eine anspruchsvolle Aufgabe, die nur eine Kombination aus Bildverwaltungsprogramm und Cloud-Speicherdienst bewältigen kann.

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Um eine Sammlung mit fünfstelliger Anzahl an Fotos zu überblicken, braucht man selbst ein fotografisches Gedächtnis oder eine Software, die den Job übernimmt. Sie soll dem Nutzer beim Sichten und Suchen die Arbeit abnehmen und ihm nicht neue aufbürden.

Bildverwaltungsprogramme sortieren etwa den gesamten Datenbestand selbstständig nach dem Aufnahmedatum. Sie erkennen Gesichter und gruppieren diese schon, bevor man ihnen Namen gegeben hat. Sie verorten Fotos per Drag & Drop auf einer eingebundenen Landkarte, wo man sie mit einem simplen Mausklick auf die entsprechende Stecknadel wiederfindet. Was mit welchem Programm geht und was nicht, steht auf den kommenden Seiten.

Die Fotos kann man in den meisten Fällen direkt von der Kamera in die Datenbank und mit einer datumsbasierten Ordnerstruktur auf die Festplatte laden lassen. Wer gerne die Kontrolle behält, legt für jeden Import manuell einen neuen Ordner an. Vorher sollte man sich allerdings ein paar Gedanken über die Beschaffenheit des heimischen Foto-Archivs machen (siehe Kasten).

Beim Import kann man die Bilder bereits mit einem vorgefertigten Satz Metadaten versehen, beispielsweise mit Namen und Adresse des Erstellers sowie Copyright-Informationen und ein paar hilfreichen Stichwörtern zum Inhalt.

Anschließend geht es ans Sichten und Bewerten. Im Idealfall zeigt der Bildverwalter die Fotos nicht nur auf Monitorauflösung skaliert, sondern auch in pixelgenauer Ansicht. So kann man von Bild zu Bild springen und dabei immer nur einen Bildausschnitt vergleichen. Diese Technik entlarvt unscharfe Varianten, die Sie am besten gleich in die Tonne befördern. Bewertungen aus bis zu fünf Sternen sollten sich per Tastendruck vergeben lassen.

Die Bewertungen ermöglichen richtig eingesetzt eine bessere Differenzierung als ein simples „mag ich“ und „mag ich nicht“. Sie schaffen einen Unterschied zwischen den drei wertvollsten Bildern für den Jahreskalender oder den 200 gelungenen für die Online-Präsenz. Möglichst schafft man bereits beim ersten Qualitäts-Check eine Basis für die spätere Verarbeitung. Das geht im Idealfall so einfach, wie eine Diashow zu betrachten. Schließlich soll der Umgang mit den eigenen Bildern nicht zur Last fallen, sondern Spaß machen. Das persönliche Bewertungssystem kann so aussehen:

  • Ein Stern: nur Erinnerungswert, für die Festplatte
  • Zwei Sterne: Material für Collagen, für Freunde und Familie
  • Drei Sterne: für TV-Fotoshows und Webpräsenz bestimmt
  • Vier Sterne: Bilder zum Ausbelichten und für Fotobücher
  • Fünf Sterne: Kunst! Fotos für Poster und das Best-of-Album

Bildverwaltung ist Mittel zum Zweck. Man kann etwa die gewünschten Bilder in geringer Auflösung als JPEG-Dateien in einen Ordner auf dem Desktop ausgeben, um sie auf Seiten wie Facebook und Flickr zu laden. Die Programme erstellen immer noch HTML-Galerien, allerdings gibt es mittlerweile so viele kostenlose Angebote, seine Fotos im Web zu präsentieren, dass man auf komplizierte Frickel-Lösungen nicht mehr angewiesen ist.

Die großen Player Apple, Adobe, Google und Microsoft bieten reichlich Speichervolumen für Fotos – teils auch kostenlos – im Netz an. Das Angebot umfasst dabei deutlich mehr als Web-Galerien für Oma am Boden- und ihren Enkel in Übersee.

Die Cloud-Speicherdienste helfen, den präsentablen Teil des Fotobestands ständig überall abzurufen, also per Smartphone- und Tablet-App sowie via Web-Oberfläche auch auf jedem beliebigen PC. Die Hersteller haben erkannt, dass es nicht mehr einen oder zwei Rechner, sondern eine Fülle an Geräten gibt, mit denen man auf seine Fotos zugreift.

Mit dem Mobilgerät kauft man bereits eine Cloud-Lösung ein. Man ist aber nicht zwangsläufig auf diese angewiesen, denn zumindest die Dienste von Adobe, Google und Microsoft lassen sich plattformübergreifend nutzen. Wie das geht und welcher Dienst der richtige ist, erklärt der Artikel ab Seite 96 in c't 9/2012.

Es ist an der Zeit, sich eine Fotostrategie zuzulegen, die Perlen zu suchen, und diese dann in die Cloud zu befördern. Künftig zückt man lässig das Handy und hat alles parat, wenn man unterwegs nach den Eindrücken von der letzten Urlaubsreise oder dem Kindergeburtstag gefragt wird.

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Aufbau eines Fotoarchivs

Wenige Regeln sorgen im Fotoarchiv für Übersicht und vermeiden Frust, falls mal etwas schiefgehen sollte.

1. Speichern Sie alle Fotos an einem Ort.

Eine zwischen Desktop, Dropbox, Datenpartition und Eigenen Dateien verteilte Fotosammlung macht es unmöglich, den Überblick zu wahren. Ein zentrales Archiv muss her – alles andere sind nur Kopien.

2. Sortieren Sie Ausschuss aus.

Nicht jeder Schnappschuss ist ein Dokument der Zeitgeschichte. Schlechte Bilder helfen nur, die guten zu verstecken. Ausschuss schon beim Sichten in die Tonne zu befördern erhöht im Schnitt die Qualität der Fotos und vermeidet Frust bei der Suche.

3. Überlegen Sie sich eine Ordnerstrategie.

Betriebssysteme sortieren Ordner alphabetisch. Dennoch sollte man das Archiv chronologisch anlegen. Geht den Verzeichnisnamen ein Datumsstempel voraus, der nach dem Muster „2012-01_Rom“ mit Jahr und Monat anfängt, findet man sich im Archiv gut zurecht.

4. Setzen Sie auf sichere Medien.

Nicht jedes Medium überdauert die Jahrzehnte. Fotos, die Sie auf CDs und DVDs gesichert haben, sollten Sie auf eine Festplatte umkopieren. Optische Datenträger geben ihre Schätze nach etwa zehn Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr her.

5. Speichern Sie in einem langfristig lesbaren Format.

Die Formate JPEG und TIFF sind bewährt und werden wohl auch zukünftig unterstützt. Das einst moderne Format JPEG2000 hingegen könnte aussterben. Trotz dessen besserer Kompression sollte man auf JPEG oder TIFF setzen. Für Raw-Fotos empfiehlt sich die Konversion in das quelloffene DNG-Format.

6. Kennzeichnen Sie Originale und Kopien.

Bearbeitete Kopien sollte man eindeutig vom Original unterschieden, etwa durch ein eindeutiges Suffix („-bearbeitet01“) oder durch Ablage in einem Unterordner. Ansonsten besteht die Gefahr, Originale zu überschreiben oder eine weboptimierte Variante in geringer Auflösung statt des Originals aufzuheben.

7. Fertigen Sie ein Backup an.

Externe Festplatten, die einige hundert GByte Fotos aufnehmen können, kosten nicht viel. Zehn Jahre im Bild festgehaltene Erinnerungen sind allerdings unbezahlbar. Die Regel lautet, jedes Foto mindestens zweimal vorzuhalten. Erst wenn es sicher auf zwei Festplatten liegt, wird es von der Speicherkarte gelöscht.

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Die Cloud als Fotoalbum

Artikel zum Thema "Die Cloud als Fotoalbum" finden Sie in c't 9/2012:

  • Das eigene Fotoarchiv - Seite 86
  • Bildverwaltung für Profi- und Hobby-Fotografen - Seite 88
  • Cloud-Fotodienste fürs Web und mobile Geräte - Seite 96

(akr)