Nina Papiorek: Von der Fotografie gefunden

Nina Papiorek lebt sich in der Fotografie voll und ganz aus. Ihre stillen Landschaften und ausdrucksstarken Porträts in Schwarzweiß, die sie seit 2009 auf seen.by ausstellt und verkauft, erzählen faszinierende Geschichten.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dr. Thomas Hafen

Durdle Door Dorset, UK

(Bild: Nina Papiorek, www.sensorfleck.de)

Als die Fotografie Nina Papiorek fand, war sie in Irland unterwegs. Nach dem BWL-Studium machte sie dort 2006 Urlaub und wollte mehr als die üblichen Erinnerungsfotos mit nach Hause bringen. "Ich war direkt mit Herz und Seele dabei", sagt sie. In kürzester Zeit eignete sie sich fotografisches Fachwissen an, nahm bereits zwei Jahre später an der Gemeinschaftsausstellung "Pixelprojekt Ruhrgebiet" teil und konnte 2009 mit "Urbane Stadtansichten" im Rathaus Oberhausen ihre erste Solo-Ausstellung präsentieren.

Preise und Nominierungen folgten, etwa beim Prix de la Photographie Paris, den International Photo Awards (IPA) 2010 oder den Sony World Photography Awards. Seit 2009 ist sie außerdem Mitglied bei seen.by und eine der bekanntesten und beliebtesten Fotografinnen auf dem Fotokunst-Portal. "Es liegt wohl immer an der Person selbst, wie viel Zeit sie aufbringt und sich weitergehend mit etwas beschäftigt", erklärt sich Papiorek den raschen Erfolg. Preise und Ausstellungen bestätigen ihr, auf dem richtigen Weg zu sein: "Ein größeres Lob kann man einem Fotografen wohl nicht machen. Außerdem steigern sie den Bekanntheitsgrad und machen vielleicht sogar Werbung für mich als Fotografin."

Religiöse Puja am Abend zu Ehren des Flusses Ganges, Indien

(Bild: Nina Papiorek, www.sensorfleck.de)

Inspirationen findet die seen.by-Fotografin Papiorek noch immer auf Reisen, unter anderem in europäische und amerikanische Metropolen wie Paris und New York, aber auch in exotische Länder wie Nepal, Indien, Burma, Namibia oder Marokko: "Fremde Kulturen, Menschen und Landschaften üben einen großen Reiz auf mich aus. Aus dem Alltag gerissen zu werden, ermöglicht mir, Nebensächliches zu vergessen und komplett abzuschalten."

In den vergangenen zwei Jahren hat sie viele Reisen mit befreundeten Fotografen unternommen – eine weitere Inspirationsquelle. Überhaupt ist der Austausch mit anderen eine wichtige Quelle für Papiorek: "Ich finde es sehr interessant, wenn man plötzlich erkennt, dass ein Foto auf Außenstehende einen ganz anderen Eindruck macht, als auf mich als Fotografin." Sachliche Bildkritik hört sie sich gerne an und versucht, die Gedanken des Gegenübers nachzuvollziehen. Grundsätzlich fotografiert sie aber in erster Linie für sich selbst: "Jeder sollte für sich den eigenen Weg finden."

Neben ihren Landschaften, die eine faszinierende Stille ausstrahlen, beeindrucken ihre ausdrucksstarken Porträts. Von Paparazzi-Schüssen hält sie dabei gar nichts: "Einem Porträt, das aus der Ferne mit einem Tele fotografiert wurde, sieht man das immer an." Es sei gar nicht schwer, mit den Menschen in Kontakt zu kommen und sie um Erlaubnis zu fragen – notfalls mit Händen und Füßen: "Die meisten fühlen sich sogar geehrt und freuen sich, dass man Interesse an ihrer Person hat." In Nepal seien die Menschen direkt auf sie zugekommen, sobald sie die Kamera erblickt hätten: "Oft bildeten sich ganze Menschentrauben, Familienmitglieder wurde geholt, die auch fotografiert werden wollten."

Gondolas Venedig, Italien

(Bild: Nina Papiorek, www.sensorfleck.de)

Papiorek verwendet nicht nur sehr viel Zeit auf das Motiv und die Interaktion mit ihm, sondern auch auf die Nachbearbeitung. "Jedes meiner Bilder unterliegt einer recht starken Nachbearbeitung", sagt sie. "Es beginnt mit der Schwarzweiß-Umwandlung über Tonwerte, Gradationskurven, Lichteffekte, Vignettierung …" Teilweise verbringt sie mehrere Stunden mit der Bearbeitung eines einzigen Bildes, verwirft Entstandenes und beginnt immer wieder von vorne. Dabei lehnt sie grundsätzlich keine Form der Manipulation ab: "Ich vertrete eher die Meinung, dass man mit Bildbearbeitung das i-Tüpfelchen aus einem Foto herausholen kann."

Nur ihre Langzeitbelichtungen entstünden niemals am PC, sondern immer beim Fotografieren selbst. Konkrete Pläne für neue Projekte hat Papiorek nicht. Sie wird wieder viel unterwegs sein: "Ziele gibt es unendlich viele. Ich reise jedoch nicht, um zu fotografieren, sondern wegen der Reise als solche. Das Fotografieren ist dann der mehr als positive Nebeneffekt, den ich in vollen Zügen genieße und auslebe."

Weitere Informationen und Bilder finden Sie bei seen.by und unter www.sensorfleck.de. (ssi)