RFC: Wer IP sagt, muss auch IPv6 beherrschen

Unscharfe Termini in Internet-Standards erschweren die Umstellung auf IPv6, beklagt das neue RFC 6540. So gebe es immer noch neue Geräte und Programme, die sich als Internet-tauglich bezeichnen, aber ausschließlich auf IPv4 setzen.

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Von
  • Reiko Kaps

Mit dem soeben veröffentlichten RFC 6540 (Request for Comments) fordern die Autoren, dass IPv6 nicht länger als optional anzusehen sei. Der inzwischen erschöpfte IPv4-Adressraum und die Beschränkungen der Übergangstechniken wie NAT erfordern es, dass IPv6 eine notwendige Voraussetzung für Internet-taugliche Geräte und Software ist. Außerdem führe der in vielen Internet-Dokumenten verwendete Begriff "IP" (Internet Protocol) zunehmend zu Missverständnissen: Je nach Kontext bedeutet er dort IPv4 und IPv6, nur IPv6 oder nur IPv4.

Als Beispiel für solche unscharfen Beschreibungen nennen die RFC-Autoren das RFC 1812, das beispielsweise im Abschnitt 4.2 beschreibt, wie Netzwerkrouter IP unterstützen müssen. Um welche Protokollversion es sich dabei handelt, lässt sich dort nicht eindeutig ablesen. Daher werden auch heute noch Geräte besonders an Privatkunden verkauft, die zwar das Label "IP fähig" oder "Internet-tauglich" tragen, aber trotzdem kein IPv6 beherrschen. Gewinnt IPv6 allerdings weiter an Bedeutung, was zu erwarten ist, dürften solche Geräte jedoch kaum noch im Internet funktionieren. Theoretisch lässt sich das Problem zwar per Firmware-Update lösen, doch stellen bislang nur wenige Hersteller Aktualisierungen bereit.

Gerade dieser Umstand ist für Internet Service Provider ein großes Problem, da Netzbetreiber sehr oft keinen Zugriff auf die Endgeräte der Kunden hätten, schreiben die Autoren, die zum Teil beim Kabelnetzanbieter Time Warner tätig sind. Solche nur IPv4-tauglichen Geräte erschwerten die IPv6-Einführung erheblich, denn sie erfordern die umständlichen und teuren Übergangstechniken, beklagen sie die aktuelle Situation. "Je eher der Großteil der Geräte auch IPv6 beherrscht, umso schneller verlaufe die Umstellung."

Daher fordern die Autoren, dass neue Software und Geräte (Implementations) IPv6 unterstützen müssen, Aktualisierungen für bereits vorhandene Programme und Geräte sollten IPv6 nachrüsten. Hersteller sollten dabei den Fokus auf den parallelen Betrieb beider Protokollversionen legen (Dual-Stack) und die Qualität der IPv6-Unterstützung muss dabei wenigsten der des IPv4-Stacks entsprechen. Außerdem sollen Hersteller ermuntert werden, ihre Produkte für IPv6 fit zu machen. (rek)