ARD-Beitrag zu "Killerspielen" weiter in der Diskussion

Die "Panorama"-Redaktion rechtfertigt weiterhin ihren Fernsehbeitrag und verteidigt den darin als Experten zugezogenen Chef einer Internet-Sicherheitsfirma.

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Nachdem der Beitrag des ARD-Politmagazins Panorama über "Morden und Foltern als Freizeitspaß – Killerspiele im Internet" in der Sendung vom 22. Februar sowohl im Internet-Forum des Magazins als auch auf diversen Seiten der Spielergemeinde für hohen Wellengang gesorgt hat, wurde die online abgegebene Stellungnahme der Panorama-Redaktion offenbar mindestens einmal überarbeitet. Nun enthält sie auch einen Abschnitt über den als Experten befragten Bert Weingarten von der Pan Amp AG. Der Vorstand der Sicherheitsfirma, die in der Öffentlichkeit immer wieder einmal durch Pressemitteilungen über angeblich mit Hilfe ihrer Filter- und Suchsoftware gefundene Bombenbauanleitungen, Server islamistischer Terroristen oder andere kriminelle Bestrebungen im Internet auffällt, stand zuvor im Zentrum eines Beitrags in Telepolis: Panorama, "Killerspiele" und die Filter-Firma. Dort wird unter anderen erläutert, "dass wesentliche Inhalte der Sendung vom 22. Februar von der Firma Pan Amp beigesteuert wurden".

Die Panorama-Redaktion hält es für "völlig legitim", Weingarten in diesem Zusammenhang zu interviewen. "Er ist als Fachreferent auf zahlreichen internationalen und nationalen Kongressen zum Thema Internetsicherheit geladen. Zu den Zuhörern gehörten unter anderem Kriminalisten, Innenminister und zahlreiche Journalisten." Es gebe zudem einige Printmedien, die Weingarten als Experten zitieren. Der Vorwurf, Weingarten sei ein "Forum für seine wirtschaftlichen Interessen" geboten worden, sei nicht gerechtfertigt. Panorama habe an keiner Stelle des Beitrags über "Killerspiele" über Produkte der Internet-Sicherheitsfirma berichtet. Auch sei der Firmenname "Pan Amp" nicht im Kommentartext erwähnt, sondern nur kurz im Insert aufgeführt worden.

Aus der Spielergemeinde heraus wurde inzwischen dem Deutschen Presserat per Einschreiben eine Beschwerde über den Panorama-Beitrag zugeschickt, geht aus dem Forum der "Call of Duty Infobase" hervor. Dort war für einige Tage der Entwurf für eine Beschwerde zur Diskussion gestellt worden. Die Fans des Spiels Call of Duty beschweren sich unter anderem darüber, dass der Fernsehbeitrag unwahre Aussagen enthalte und die Spielefans mit Nazis und Vergewaltigern in eine Ecke stelle. Es sei nicht sorgfältig recherchiert, verschiedene Spiele-Genres seien miteinander vermischt und auf eine Stufe gestellt worden.

Auch geht die Beschwerde auf Weingartens Auftritt in dem Panorama-Beitrag ein. Ein "Killerspiele"-Verbot könne nur in Weingartens und im Interesse seiner Firma liegen. Durch die Art der Berichterstattung sei Werbung für sein Unternehmen betrieben worden. Zudem sei die Art und Weise, wie die Bilder geschnitten und mit Musik unterlegt seien, eine Form der Effekt-Hascherei, "die eine freie Meinungsbildung für Zuschauer, die sich mit diesem Thema nicht auskennen, gar nicht erst zulassen".

Panorama-Moderatorin Anja Reschke hatte den "Killerspiele"-Beitrag mit Verweis auf die Spielehersteller abmoderiert, die angesichts eines drohenden "Killerspiele"-Verbots einen Abzug ins Ausland erwägen. In der Tat werden Programmierer von dem insbesondere von Bayern vorangetriebenen, vom Bundesrat aber zunächst vertagten möglichen Verbot abgeschreckt. Diese Woche verbündeten sich der Verband der Internetwirtschaft eco und der Bundesverband der Entwickler von Computerspielen Game, um den Computerspielen zu mehr Ansehen zu verhelfen. Bildungsexperten haben inzwischen darauf hingewiesen, dass Verbote Killerspiele für Jugendliche interessanter machen würden. (anw)