Google kooperiert mit erster deutscher Bibliothek

Rund eine Million Werke der Bayerischen Staatsbibliothek sollen für Google Book Search digitalisiert werden.

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Der US-Suchmaschinendienstleister Google hat mit der Bayerischen Staatsbibliothek den ersten deutschen Partner für sein Buchsuche-Projekt Google Book Search gewonnen. In nächster Zeit sollen rund eine Million lizenzfreier Werke aus den historischen und aus Spezialsammlungen digitalisiert werden – unter anderem von Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und den Gebrüdern Grimm, teilt Google mit. Neben den deutschsprachigen Werken enthält die bayerische Sammlung auch lizenzfreie Werke in Französisch, Spanisch, Latein, Italienisch und Englisch.

Für Rolf Griebel, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek, bedeutet die Vereinbarung mit dem Suchmaschinendienstleister, der Bestand werde "buchstäblich der ganzen Welt" geöffnet. Es sei eine "faszinierende Herausforderung, jedem Leser auf der ganzen Welt die reiche literarische Tradition Deutschlands zur Verfügung zu stellen".

Googles Buchsuchprojekt besteht aus zwei Teilen: Zum einen übergeben Verlage Bücher, die digitalisiert werden sollen, um einen Teil online einsehbar zu machen. Das US-Unternehmen verarbeitet die Bücher nach eigenen Angaben kostenlos – und bekommt keine Vermittlungsprovision, wenn Benutzer Bücher kaufen. Die Verlage entscheiden, ob sie auf den Buchsuchergebnisseiten Anzeigen zulassen. Falls sie Werbeanzeigen schalten, leitet Google den größten Teil des Werbeerlöses an den Verlag weiter, heißt es in einer Mitteilung.

Für den zweiten Teil holte sich Google Bibliotheken als Partner. Vor der Bayerischen Staatsbibliothek waren dies unter anderen die Bibliotheken der Oxford University, der Harvard University, der Universität Complutense Madrid und die Bibliothek von Barcelona. Unter Umständen kann ein Buch aus den Bibliotheksbeständen, vollständig angezeigt werden, zum Beispiel nach Ablauf des urheberrechtlichen Schutzes. Bei urheberrechtlich geschützten Werken werden dem Nutzer nur bibliographische Daten wie der Buchtitel und der Name des Autors angezeigt sowie bis zu drei kurze Textfragmente.

"Wenn Verlage oder Autoren nicht möchten, dass ihre Bücher digitalisiert werden, können sie Google darüber informieren, Google schließt sie dann selbstverständlich aus", schildert das Unternehmen. Hier setzt ein Teil der heute aus dem Hause des Konkurrenten Microsoft geäußerten scharfen Kritik an. Microsoft-Anwalt Thomas C. Rubin erläutert heute auf dem Jahrestreffen des US-Verlegerverbands Association of American Publishers (AAP), dass Google durch diese "Opt-out"-Klausel und anderes Verhalten eine Missachtung von Copyrights verdeutliche. Die AAP hatte im Herbst 2005 gegen Googles Buchsuchprojekt geklagt, da das Unternehmen Werke ohne Zustimmung der Urheber digitalisiere. Die Wissenschaftliche Buchgesellschaft hat im Juni vorigen Jahres ihren Antrag auf Einstweilige Verfügung gegen das Buchprojekt auf Anraten des Richters zurückgezogen. (anw)