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Forscher in Bonn und Darmstadt haben neuartige Suchverfahren entwickelt, mit denen multimediale Objekte erfasst werden können.

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Forscher in Bonn und Darmstadt haben neuartige Suchverfahren entwickelt, mit denen multimediale Objekte erfasst werden können.

Immer mehr Informationen im Internet liegen in Formaten vor, die mit herkömmlicher Suchtechnik nur noch schwer erfasst werden können. Lassen sich Textdokumente innerhalb kürzester Zeit durchforsten, sieht dies bei Multimediainhalten deutlich schwieriger aus. Forscher an der Uni Bonn und der TU Darmstadt haben nun zwei neuartige Software-Werkzeuge entwickelt, die Datengattungen durchsuchbar machen, die als besonders problematisch gelten: Dreidimensionale Grafikobjekte sowie Musik, die nur in Partiturform vorliegt.

Das bis zum letzten Jahr von der Deutschen Forschungsgesellschaft geförderte Projekt mit dem Titel "Probado" ("Prototypischer Betrieb allgemeiner Dokumente") hat zum Ziel, Bibliotheken neue Werkzeuge für nicht-textuelle Informationen an die Hand zu geben, die bei der Digitalisierung und anschließenden Verfügbarmachung der Inhalte helfen. Der Prozess der Erschließung soll dabei weitgehend automatisch erfolgen und beispielsweise passende Metadaten inkludieren. Neben TU Darmstadt und Uni Bonn sind auch Forscher der Universitäten Graz und Hannover projektbezogen beteiligt.

Probado erlaubt einen Direkteinstieg in eine Partitur.

(Bild: Uni Bonn / TU Darmstadt)

Die Suchsoftware "Probado Musik" kann mit verschiedenen Eingabearten gefüttert werden, darunter Notenfolgen, die auf einem virtuellen Klavier gespielt werden, sowie mit Tonschnipseln aus Audiodateien. Das System ist anschließend in der Lage, die richtige Stelle in einer Partitur aufzuzeigen – und zwar selbst dann, wenn das Abspieltempo nicht ganz passt. Auch verschiedene Interpretationen und nur einzelne Passagen sind als Input möglich.

Das Abspielen der Suchergebnisse erfolgt mit einer synchronisierten Hervorhebung von Noten sowie, falls vorhanden, Liedtext. Ein "Audioviewer" zeigt Tondokumente, ein "Scoreviewer" sammelt die Partituren. Ihre Suchdatenbank trainierten die Forscher in den letzten sechs Jahren, als sie bei der Digitalisierung großer Bestände klassischer Musik der Bayerischen Staatsbibliothek halfen. So war es möglich, die Technik gleich in der Praxis zu erproben.

Eingangssignal von Probado Musik kann jede beliebige Tonfolge sein.

(Bild: Uni Bonn / TU Darmstadt)

"Bei der Erschließung der Musik-Dateien werden sogenannte "Optical Music Recognition"-Programme und die von den beteiligten Informatikern entwickelten Indexierungsverfahren eingesetzt", erläutert Jürgen Diet, Projektleiter im Referat Digitale Bibliothek und der Musikabteilung der Bayerischen Staatsbibliothek. Die Metadaten würden durch Zugriff auf die Katalogdaten der Bibliothek und mit Hilfe von externen Quellen, beispielsweise den Datenbanken der Tonträgerindustrie, erstellt. "Die Suche auf dem Musik-Repository kann entweder auf den Metadaten erfolgen oder bei der inhaltsorientierten Suche direkt in den Musikdateien."

"Probado 3D" ist noch etwas ausgefeilter: Die Software ist auf 3D-Modelle von Architektur spezialisiert. Dabei findet das System aus der Eingabe bestimmter Parameter wie Raumeinteilung, Zimmerverbindungen oder Raumfluchten passende Treffer. Dies soll laut der Forscher deutlich genauer und schneller gehen, als durch die reine Suche in Beschreibungstexten. Die Software steht bereits als Prototyp bereit. Die Idee dahinter ist, dass sich beispielsweise Architekten und Bauleute vorhandene Planungsunterlagen leichter erschließen können.

Probado 3D erlaubt das Durchsuchen von Architekturmodellen.

(Bild: Uni Bonn / TU Darmstadt)

Aktuell enthält die "Probado 3D"-Datenbank 8000 verschiedene Gebäude-, Konstruktions- und Objektmodelle. Sie ist an der Technischen Informationsbibliothek Hannover, der zentralen Fachbibliothek für Technik und Naturwissenschaften in Deutschland, angesiedelt. Das System ist in der Lage, automatisch Objektbeschreibungen für 3D-Modelle zu erstellen. Nutzer können dann Objekte miteinander vergleichen.

Um Gebäude besser beschreiben zu können, führten die Forscher das Konzept der sogenannten Room Connectivity Graphs ein, die Architekturtopologien erfassen können. So lässt sich auch nach Raumkonfigurationen suchen – eine grafische Benutzerschnittstelle hilft hier bei der Erstellung der Suchanfrage. (bsc)