Der finale Countdown

Am 30. April 2012 verändert sich die deutsche TV-Landschaft: An diesem Tag endet die analoge Satellitenübertragung, alle Fernsehprogramme werden über Astra 19,2 Grad Ost nur noch digital ausgestrahlt.

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Lesezeit: 21 Min.
Von
  • Nico Jurran
Inhaltsverzeichnis

Wer am Abend des 30. April über seine analoge Sat-TV-Empfangsanlage Fernsehen schauen möchte, sieht sprichwörtlich schwarz: An diesem Tag endet nicht nur die analoge Verbreitung aller Programme von ARD und ZDF über Astras Hauptorbitalposition 19,2 Grad Ost, auch alle privaten Sender ziehen mit. Die vier privaten Spartensender DMAX, Comedy Central, Nickelodeon und Viva haben die analoge Verbreitung ihrer Programme bereits zum Jahresende eingestellt; seit dem 1. Januar 2012 sind sie ausschließlich digital über Satellit empfangbar.

Die frei werdenden Frequenzen werden im ersten Schritt – direkt im Anschluss an die Abschaltung – vor allem für die Einspeisung von öffentlich-rechtlichen HDTV-Sendern genutzt, darunter vier regionale Programme der ARD, die drei Spartenprogramme des ZDF und die Gemeinschaftssender 3sat, Phoenix und KiKa. Anfang 2014 sollen schließlich die übrigen Regionalprogramme sowie die drei Spartensender der ARD folgen. Da sich die Öffentlich-Rechtlichen bislang einen Transponder teilten, ändern sich auch für einige der bestehenden HDTV-Sender die Empfangsdaten: So sollen Das Erste HD und Arte HD künftig über die Frequenz 11 494 GHz horizontal (Symbolrate 22 000, FEC 2/3) verbreitet werden.

Gleich nach der Abschaltung der analogen Sat-TV-Verbreitung kommen zehn neue öffentlich-rechtliche HDTV-Sender hinzu. Sechs weitere Kanäle folgen dann 2014.

Bereits am 1. April startet der neue RTL-Kanal „RTL Nitro“ in Standardauflösung (SD), der mit Serien aus den Bereichen Crime und Sitcom sowie Spielfilmen nach eigener Darstellung schwerpunktmäßig eher auf männliche Zuschauer zielt. Ungewöhnlich daran ist, dass die RTL-Gruppe nach den verschlüsselten Spartensendern „RTL Crime“ und „Passion“ noch einmal einen frei empfangbaren Kanal ausstrahlt. Voraussichtlich wird RTL Nitro später verschlüsselt in der HD-Fassung auch im kostenpflichtigen HDTV-Paket HD+ der Astra-Tochter HD-Plus zu finden sein, konkrete Aussagen gab es dazu aber bis zum Redaktionsschluss nicht. Fest steht schon, dass Super RTL HD noch in diesem Jahr – ohne konkreten Starttermin – Teil von HD+ wird.

Nach Schätzung des Marktforschungsinstituts TNS Infratest waren Ende 2011 rund 1,8 Millionen deutsche Satelliten-Haushalte noch nicht auf Digitalempfang umgerüstet. Aus Leseranfragen wissen wir, dass andererseits viele Fernsehzuschauer fälschlicherweise glauben, bald kein Fernsehen mehr empfangen zu können. Schuld an der Verunsicherung haben nicht zuletzt einige Händler und Mitarbeiter von Kabelnetzprovidern, die die Gelegenheit nutzen, um unbedarfte Anwender mit falschen oder zumindest fragwürdigen Aussagen in Verträge zu locken und zum Kauf eigentlich nicht benötigter Digital-TV-Receiver zu bewegen.

Ganz sicher nicht von der Abschaltung betroffen sind Zuschauer mit DVB-T-Empfängern sowie Kabel-TV-Kunden – unabhängig davon, ob sie bei Kabel Deutschland, Kabel BW, Unitymedia, Tele Columbus oder einem kleineren Provider unterschrieben haben. Alle großen deutschen Netzbetreiber speisen die bislang analog empfangbaren Programme auch weiterhin in dieser Form ein – wofür sie die (nun) digital von den Sendern angelieferten Fernsehsignale vorher kurzerhand selbst in analoge Signale wandeln (von einigen Anbietern etwas inkorrekt „Re-Analogisierung“ genannt). Bei einigen Sendern wie beispielsweise CNN wird dies schon seit Jahren gemacht; die nötige technische Ausstattung für diesen Vorgang ist längst einsatzbereit.

Entscheidungsbaum für Anwender, die von analogen auf digitalen Sat-TV-Empfang wechseln möchten. Lautet die Empfehlung "HDTV-Receiver mit Aufnahmefunktion", so sollten Sie sich im Haupttext über mögliche Einschränkungen beim Free- und Pay- TV-Empfang informieren.

Wissen Sie lediglich, dass Sie Satelliten-TV empfangen, sind sich aber nicht sicher, ob in analoger oder digitaler Form? Hier hilft ein Blick auf Videotext-Seite 198 der Sender Das Erste, ProSieben, RTL, Sat.1, ZDF und Bayerisches Fernsehen: Dort werden Zuschauer mit analoger Sat-TV-Empfangsanlage gebeten, auf den digitalen Sat-TV-Empfang zu wechseln. Wer bereits Satellitenfernsehen digital empfängt, erfährt hingegen, dass kein Handlungsbedarf besteht. Technisch gesehen übertragen die Sender dazu über den analogen und den digitalen Weg Videotextseiten mit unterschiedlichen Inhalten.

Auch wenn Sie bereits HDTV-Programme wie „Das Erste HD“ oder „ZDF HD“ (zu erkennen am Logo) auf ihrem Flachbild-TV sehen können, ist dies ein untrügliches Zeichen, dass Sie von der Abschaltung der analogen Sat-TV-Verbreitung nicht berührt sind. Denn hochauflösendes Fernsehen wird in Deutschland ausschließlich digital ausgestrahlt. Auf der sicheren Seite sind Sie schließlich, wenn Sie Sky-Kanäle empfangen können – unabhängig davon, ob Sie die verschlüsselten Sender des Pay-TV-Anbieters Sky tatsächlich anschauen können oder nicht. Denn auch Bezahlfernsehen wird nur noch in digitaler Form ausgestrahlt.

Ein guter Teil der bisherigen Analog-Sat-Empfangsgeräte dürften in Mehrparteienhäusern mit Gemeinschaftsanlage stehen. Die Mieter haben hier oft kein Mitspracherecht bei der Umrüstung; üblich sind hier vielmehr Mietverträge mit einer pauschalen Klausel, nach der der Vermieter (irgend)eine TV-Empfangsmöglichkeit schafft. Danach muss er in der Regel auch die Kosten für etwaige Umrüstmaßnahmen tragen. Möglich ist jedoch, dass der Vermieter die Miete erhöht, wenn sich das TV-Angebot durch die Modernisierung verbessert. Rechtlich strittig ist dabei der Fall, dass das Programmangebot das gleiche bleibt, sich also praktisch nur die Darreichungsform (digital statt analog) ändert. Einen eventuell nach der Analog-Abschaltung nötigen Digital-TV-Receiver muss der Mieter aber auf jeden Fall selbst bezahlen.

Allerdings wird nicht jede Gemeinschaftsanlage auf digitales Satellitenfernsehen umgestellt; einige Wohnungsbaugesellschaften wechseln beispielsweise auf Kabelfernsehempfang. Eine andere Möglichkeit ist die Wandlung der empfangenen digitalen Sat-TV- in digitale Kabel-TV-Signale. Vereinfacht gesprochen bekommen die Mieter dann Satellitenfernsehen mit Receivern, die eigentlich für digitalen Kabel-TV-Empfang gedacht sind. Dieser Weg kann jedoch einige Probleme und Einschränkungen hervorrufen, angefangen mit einem im Vergleich zum direkten Sat-TV-Empfang verminderten Programmangebot. Denn tatsächlich kann und will es sich kaum ein Vermieter leisten, alle über Satellit empfangbaren Kanäle umzuwandeln und in das eigene Netz einzuspeisen.

Vor allem aber ist bei solchen Anlagen nicht selten die im digitalen Datenstrom übertragene „Network Information Table“ (NIT) mit den Empfangsdaten der einzelnen Kanäle unvollständig. Ohne diese Informationen gelingt den Empfangsgeräten ein Suchlauf aber nicht oder nur bruchstückhaft. Viele Receiver für digitales Kabelfernsehen lassen zwar einen Brute-Force-Suchlauf (Blindscan) zu, bei dem einfach alle Frequenzen gescannt werden. Mit einfachen Digital-TV-Receivern und einigen Flachbild-TVs mit eigenem DVB-C-Tuner traten hier in der Vergangenheit jedoch immer wieder unlösbare Probleme auf. Wer Sky abonnieren möchte, sollte zudem darauf achten, dass man eventuell eine Smartcard mit der Kennung P02 benötigt. Die ist an sich für Sat-Empfang gedacht, besitzt aber eine Kabelkennung. Wird das Signal tatsächlich 1:1 weitergeleitet, sollte sich aber eigentlich auch eine gewöhnliche Smartcard für Sky-Sat-Kunden einsetzen lassen. Wer wegen der Umstellung nun einen DVB-C-Receiver benötigt, sollte einen Blick auf unseren Test in [1] werfen.

Typenschild eines digitaltauglichen LNB: Der Frequenzbereich reicht von 10,7 bis 12,75 GHz.

Für die meisten Anwender, die aktuell analoges Sat-Fernsehen über ihre eigene Anlage empfangen, dürfte nur ein Wechsel auf die Digitalvariante in Frage kommen. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern ist die Umrüstung recht einfach: Die Satellitenschüssel als solche lässt sich auf jeden Fall weiterverwenden; ob der in der Mitte montierte LNB (Low Noise Block) getauscht werden muss, hängt davon ab, ob er bereits „digitaltauglich“ ist. Dafür muss er den Frequenzbereich von 11,7 bis 12,75 GHz unterstützen – was bei nach 1995 hergestellten LNBs die Regel ist. Im Zweifelsfall kann ein Blick auf das aufgedruckte Typenschild oder das Datenblatt des LNB helfen. Hier sollte ein Empfangsbereich – eventuell unterteilt in zwei Abschnitte (häufig bezeichnet mit „Low“ und „High“) – von 10,7 bis 12,75 GHz vermerkt sein. Ein neuer LNB kostet nicht die Welt, selbst Produkte großer Markenhersteller sind für rund 20 Euro zu haben.

Digitaltaugliche Multischalter haben pro LNB jeweils vier Eingänge (siehe Kreis), während es bei den analogen Ausführungen derer lediglich zwei waren.

Bei Mehrteilnehmeranlagen müssen sämtliche aktiven Bauteile digitale Signale verarbeiten können, darunter auch und vor allem der Multischalter, der die vom LNB gelieferten Signale an die einzelnen Sat-Receiver verteilt. Analogbandtaugliche Modelle und LNBs können auch digitale Sender zur Verfügung stellen – allerdings nur, wenn diese im Low-Band senden. Voll digitaltaugliche Modelle, die das gesamte Frequenzspektrum abdecken, erkennt man daran, dass sie für jeden LNB vier statt nur zwei Eingänge zur Verfügung stellen. Die Preis für digitaltaugliche Multischalter beginnen bei unter 50 Euro.

Interessant können in diesem Zusammenhang auch sogenannte Einkabelsysteme nach dem Standard SCR/CSS CENELEC EN50494 sein, allgemein besser bekannt in einer kompatiblen Ausprägung mit dem Markennamen „Unicable“ der FTA Communications (mit Handelsmarken wie „Inverto“ und „Lemon“). Hier lassen sich bis zu acht Receiver an nur eine einzige Ableitung anschließen, wobei das volle Programmspektrum inklusive HDTV zur Verfügung steht. Technisch steht dabei jedem Receiver eine bestimmte Frequenz (User Band, kurz UB) zur Verfügung. Über spezielle DiSEqC-Signale teilt ein Receiver der Verteileinheit (LNB oder Multischalter) Ebene und Transponder des gewünschten Programms mit, die dann auf das UserBand des Receivers aufmoduliert wird.

Als dritte Komponente benötigt man für digitales Satellitenfernsehen schließlich ein passendes Empfangsgerät. Zu denken ist hier zunächst einmal an die typische Settop-Box, die es mit und ohne eingebaute Festplatte gibt – wobei man dann von Recorder oder Festplatten-Receiver beziehungsweise einfach nur Receiver spricht. Ein Sonderfall sind oft vergleichsweise preisgünstige Receiver, die „PVR-ready“ sind und sich somit nach dem Anschluss eines Speichermediums an eine USB-Buchse oder (seltener) an einen eSATA-Port in einen Recorder verwandeln. Unterschieden wird bei Modellen mit Aufnahmefunktion zudem zwischen solchen mit einem und mit mehreren Empfangsteilen (Tuner). Letztere benötigt man beispielsweise, um gleichzeitig eine Sendung anzuschauen und eine andere auf einem anderen Kanal mitzuschneiden.

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Nächster Halt SDTV-Abschaltung?

Noch ist die Abschaltung der analogen Satellitenübertragung nicht vollzogen, da steht schon der nächste Schritt auf der Tagesordnung – der zudem weitaus größer ist: So geht die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF), dass ARD und ZDF die parallele Übertragung ihrer Kanäle in HD und SD (Simulcast) bis 2019 beenden können. Das bedeutet, dass den Sender eine eventuelle Doppelausstrahlung nach 2019 bei der Berechnung der Rundfunkgebühren (umgangssprachlich „GEZ-Gebühr“) nicht mehr als Kostenfaktor anerkannt würde. Wollen sie länger in SD ausstrahlen, müsste dies durch Umschichtung der vorhandenen Mittel geschehen. Wird die SD-Ausstrahlung über Satellit abgeschaltet, bedeutet dies für die Zuschauer, dass sie die öffentlich-rechtlichen Kanäle nicht mehr mit ihrem SD-Receiver empfangen könnten. Insoweit empfehlen wir nur noch den Kauf von HDTV-tauglichen Empfangsgeräten.

Den großen Privatsenderketten ProSiebenSat.1 und RTL könnte eine SD-Abschaltung ganz recht sein: Für die Zuschauer entfiele damit nämlich nicht nur der Empfang ihrer Kanäle in Standardauflösung; zugleich würde der komplette Wechsel auf HD auch ein Ende der unverschlüsselten Übertragung von RTL & Co. bedeuten. Schließlich werden die HD-Fassungen der Kanäle schon heute im HD+-Paket lediglich verschlüsselt ausgestrahlt und sind offiziell nur mit zertifizierten Receivern und nur gegen Zahlung einer ab dem zweiten Jahr fälligen sogenannten „Servicepauschale“ (von aktuell 50 Euro pro Jahr) empfangbar.

Wir empfehlen bei einer Neuanschaffung gleich zu einem HDTV-tauglichen Receiver (mit sogenanntem DVB-S2- statt DVB-S-Tuner) zu greifen, um für eine mögliche Sat-TV-Zukunft ohne SD-Sender gerüstet zu sein (siehe auch Kasten „Nächster Halt SD-Abschaltung?“). Dieser Rat gilt auch für Zuschauer, die derzeit noch keinen HDTV-tauglichen Fernseher besitzen. Tatsächlich können alle HDTV-Modelle auch die SDTV-Kanäle empfangen und geben gewöhnlich alle Fernsehbilder auf Wunsch auch in Standardauflösung aus.

Wer Unicable nutzen möchte, benötigt ein DVB-S(2)-Empfangsgerät, das dieses Einkabelsystem explizit unterstützt; derartige Receiver lassen sich aber auch an den üblichen Empfangsanlagen betreiben. In einem kurzen Test funktionierte ein von uns aufgebautes Unicable-System mit mehreren Inverto-Receivern ohne Probleme, ein nachträglich installiertes No-Name-Gerät bockte jedoch: Es konnte sich nicht mit den anderen Receivern über die Verteilung der Frequenzen einigen und vergaß nach dem Abschalten immer wieder die Unicable-Einstellungen. Es erweist sich daher als sinnvoll, möglichst Geräte von einem Hersteller einzusetzen – schon um bei Problemen nur einen Ansprechpartner zu haben und nicht zum Spielball mehrerer Hotlines zu werden.

Planen Sie sowieso gerade der Kauf eines HDTV-Fernsehers, sollten Sie ein Modell mit eingebautem DVB-S2-Tuner in Erwägung ziehen. Das spart einen separaten Receiver inklusive zweiter Fernbedienung. Besser ausgestattete Fernseher haben mittlerweile – gewöhnlich in Verbindung mit einem USB-Speichermedium – selbst Aufnahme- und Timeshifting-Funktionen. Allerdings bleiben diese meist hinter denen von reinrassigen Recordern zurück und ermöglichen beispielsweise meist nicht die Weitergabe der Aufnahmen, da sie die Mitschnitte verschlüsselt ablegen oder proprietäre Dateisysteme benutzen. Wer hingegen nur mal ab und zu eine Sendung mitschneiden möchte und keine großen Archivierungspläne hegt, fährt mit einem solchen Gerät nicht schlecht.

Möchte man andererseits Aufnahmen am Rechner weiterbearbeiten können, sollte man darauf achten, einen Receiver zu kaufen, der die Aufnahmen möglichst in einem Stück ablegt. Dies ist vor allem bei PVR-ready-Geräten selten der Fall, da sie als Dateisystem für das angeschlossene Speichermedium lediglich FAT32 mit einer maximalen Dateigröße von 4 GByte unterstützen. Gerade HDTV-Aufnahmen werden dann in mehreren Stücken abgelegt – wobei einige Recorder sogar 1-GByte-Blöcke erzeugen, wodurch ein hochauflösender Spielfilm schließlich in sechs oder mehr Teilen auf der Platte liegt, die man vor der Weiterverarbeitung erst einmal mit Programmen wie dem Freeware-Tool „A.F.7 Merge“ zusammenfügen muss.

Weiterhin sollte man darauf achten, ob und wie man die Aufnahmen von der Platte in den Rechner bekommt. Bei PVR-ready-Geräten ist dies einfach, da man nur die Platte am Receiver abziehen und an den PC (oder den HD-Videoplayer) stecken muss. Bei Recordern mit eingebauter Festplatte gibt es verschiedenen Wege: Manche Geräte spielen ihre Aufnahmen per USB oder eSATA auf ein externes Speichermedium aus, andere geben sie per FTP oder Freigaben an einen Rechner im lokalen Netz oder sogar über das Internet weiter. Einige Hersteller setzten dabei auf spezielle Transferprogramme, die die eigentlich segmentierte Aufnahme auf der PC-Festplatte gleich zu einem Stück zusammensetzt.

Entscheidend ist auch, in welchem Container der Recorder die Mitschnitte speichert. Idealerweise werden sie als Transportstrom im TS-Format ablegt, da sie sich dann gewöhnlich auf einem Windows-PC oder Mac mit installiertem VLC Player oder einem HD-Videoplayer (etwa vom Typ Western Digital WD TV Live) direkt abspielen lassen. Transportströme mit der Endung .trp müssen hingegen zunächst mit Tools wie TSRemux ins TS-Format umverpackt werden. Wer Mitschnitte auf DVD archivieren möchte, sollte einen Blick auf die kommerzielle Software „DVRStudio Pro“ beziehungsweise „DVR Studio HD“ von Haenlein (www.haenlein-software.com) werfen, die die nötigen Arbeitsschritte automatisch ausführt.

Unproblematisch ist stets der Empfang und die Aufnahme von Sendungen der öffentlich-rechtlichen Programme inklusive deren HD-Versionen sowie der Privatsender in Standardauflösung. Kompliziert wird es hingegen, wenn es darum geht, verschlüsselte Sendungen auf den Pay-TV-Kanälen oder den privaten HDTV-Sender im HD+-Paket der Astra-Tochter HD-Plus anzuschauen oder gar mitschneiden möchte.

Wer diese anschauen möchte, benötigt einen Receiver, der den verschlüsselt übertragenen TV-Datenstrom mit Hilfe einer gültigen Abo-Karte (englisch Smartcard) sichtbar machen kann. Praktischerweise bietet Sky als größter deutscher Pay-TV-Sender auf seiner Website und an Verkaufsständen in Elektronikmärkten zu seinen Abonnements gleich passende Empfangsgeräte mit integriertem Kartenleser an, in die man die Smartcard schieben kann. Auch für das bereits angesprochenen HD+-Paket, das mittlerweile 12 Privatsender umfasst, gibt es im Handel eine Reihe offizielle Receiver und Recorder. Fernsehgeräte sind darunter aber in beiden Fällen nicht zu finden.

Tatsächlich stören sich aber nicht wenige Anwender nach dem Kauf daran, wie streng die zertifizierten Geräte „Dienst nach Vorschrift“ tun – besonders wenn es um das Anfertigen von Aufnahmen geht: So reagieren die offiziellen Empfänger auf von Sky im DVB-Datenstrom mitgesendete Kopierschutzsignale und aktivieren an ihrem analogen Videoausgang den Macrovision-Schutz, der Kopien (beispielsweise mit einem DVD-Recorder) unterbindet. Sky-zertifizierte Modelle mit Festplatte rücken ihre Aufnahmen ebenfalls nicht heraus; eine eventuell vorhandene USB-Schnittstelle ist Servicezwecken vorbehalten. Offizielle HD+-Recorder gehen sogar noch einen Schritt weiter und verhindern sogar, dass man bei der Wiedergabe von HD+-Mitschnitten vorspulen kann.

Tatsächlich ist es jedoch prinzipiell kein Problem, verschlüsselte Programme auf einem nicht zertifizierten DVB-Empfänger anzuschauen. Etliche Receiver-Modelle für den digitalen Sat-Empfang sowie einige Flachbildschirme mit integriertem DVB-S(2)-Tuner sind hierfür mit einem sogenannten „Common Interface“ ausgerüstet. In den CI-Slot führt man ein „Conditional Access Module“ (CAM) samt gültiger Abo-Karte ein (sogenannte CI-Receiver). Auch im PC-Bereich werden interne und externe Empfangslösungen mit Common Interface angeboten.

Zum jeweiligen Verschlüsselungssystem benötigt man dann noch das passende CAM. Das bekannteste ist das „Alphacrypt“, das in der Light-Fassung für knapp 60 Euro das von Sky verwendete Nagravision entschlüsseln kann. Rechtlich ist Hersteller Mascom (und damit auch der Anwender) mit dem Modul nach eigenen Angaben auf der sicheren Seite: Um das Sky-Programm sichtbar zu machen, würde eine legale Emulation benutzt. Mit CAM und Abo-Karte lassen sich die nicht zertifizierten Receiver problemlos betreiben. Zudem kann man beim Alphacrypt-Modul (wie bei anderen CAMs auch) die nervige Abfrage der Jugendschutz-PIN über das Receiver-Menü deaktivieren, sodass man jederzeit durch nicht jugendfreie Sendungen ungestört zappen und diese aufnehmen kann.

Wer sich nun denkt, dass er dann doch lieber zu einem „freien“ Receiver mit CAM und Abo-Karte greift, hat die Rechnung ohne Sky gemacht: Dessen Allgemeine Geschäftsbedingungen legen fest, dass man nur einen zugelassenen Receiver benutzen darf. Damit sich der Abonnent an diese Vorgabe hält, fragt der Pay-TV-Sender beim Abo-Abschluss eine 14-stellige Seriennummer ab, die auf jedem zertifizierten Receiver zu finden ist. Ohne diese Nummer verweigert Sky die Ausgabe der Karte beziehungsweise deren Freischaltung.

Aus Rückmeldungen unserer Leser ist bekannt, dass es durchaus Lücken bei der Abfrage der Premiere-Seriennummer gibt, doch die Sache ist noch etwas komplizierter: Mittlerweile setzt Sky neben Nagravision das Verschlüsselungsverfahren NDS Videoguard ein, für das es kein legales CAM gibt. Bestellt man einen Receiver bei Sky, bekommt man keine Nagravision-tauglichen Geräte mehr – und folglich auch keine Smartcard, die man im Alphacrypt-CAM verwenden könnte. Viele Fernsehfans nutzten daher lange „Alibi-Receiver“: Sie kaufen einen möglichst billigen zertifizierten Empfänger mit Nagravision-Entschlüsselung, um an die Smartcard zu kommen, und setzen diese dann – trotz AGB-Verbot – unbemerkt in einem Modell ohne Sky-Siegel ein. Bei HD+ kann man sich solche Überlegungen hingegen gleich sparen: Für den verwendeten Nagravision-Dialekt gibt es kein gewöhnliches CI-Modul, das sich einfach nutzen ließe.

Neu ist seit einigen Jahren CI-Plus, eine Erweiterung der DVB-CI-Spezifikation. Äußerlich unterscheidet sich dieser Slot nicht von einem gewöhnlichen Common Interface, allerdings ist hier der komplette Signalverlauf gegen äußere Eingriffe gesichert. Vor allem aber gibt CI-Plus den TV-Anbietern weitreichende Kontrollmöglichkeiten über die CI-Plus-Receiver und -Recorder. Im Ergebnis ist CI-Plus ein zweischneidiges Schwert: Da Sky und HD-Plus CI-Plus akzeptieren, bekommt man von beiden Anbietern passende CAMs und Smartcards, die in allen neueren HDTV-Fernsehern mit DVB-S2-Tuner und CI-Plus-Slot laufen.

Andererseits laufen die Module eben nicht in Empfangsgeräten mit gewöhnlichem CI-Slot. Und um das CI-Plus-Siegel zu erhalten, müssen die zertifizierten Geräte weitreichende Bedingungen erfüllen, zu denen nicht nur die zwangsweise Abfrage der Jugendschutz-PIN zählt. Vor allem können die Sender mit einem Signal im digitalen Datenstrom dauerhafte Mitschnitte ihres Programms unterbinden. Im besten Fall steht dem Anwender dann nur Timeshift zur Verfügung – und das auch nur in einem festgelegten Zeitfenster von maximal 90 Minuten. Von dieser Möglichkeit macht sowohl HD+ als auch Sky Gebrauch – was bei Panasonics HDTV-Recordern mit integriertem Blu-ray-Recorder dafür sorgt, dass man deren Sendungen nicht auf Disc sichern kann.

Findige Anwender haben aber auch hier Wege entdeckt, die Sperren zu umgehen: Sie setzen etwa programmierbare CAMs wie „UniCam“ oder „DiabloCAM 2“ ein, mit denen sich die Smartcards aus einem CI-Plus-CAM zur Entschlüsselung der Pay-TV-Sender nutzen lassen – und zwar ganz ohne Einschränkungen. Allerdings werden die CAMs ab Werk nicht mit der dazu nötigen Firmware geliefert, sondern müssen erst umprogrammiert werden. Da die neue Software rechtlich geschützte Verschlüssungsverfahren nutzt, begibt man sich damit auf juristisches Glatteis – von der Verletzung der Nutzungsbedingungen der TV-Anbieter einmal ganz abgesehen. Daneben kann man sich nie ganz sicher sein, dass die programmierbaren CAMs in jedem Receiver wunschgemäß laufen: Einigen Testgeräten heizte das DiabloCAM 2 beispielsweise so ein, dass es zu Abstürzen kam.

Andere Nutzer greifen zu Receivern mit offener Firmware, auf die sich ein sogenanntes Soft-CAM installieren lässt – also eine Software, die die Funktion eines programmierbaren CAMs übernimmt. Auch hier gelten natürlich die eben angeführten rechtlichen Bedenken. Und natürlich gibt es auch hier keine Garantie für (dauerhaften) Erfolg. In einschlägigen Foren finden sich immer wieder Hilferufe von Anwendern, bei denen die Programme nicht wie gewünscht „hell“ wurden. Und natürlich kann bei beiden Alternativen alles schnell vorbei sein, wenn sich der TV-Anbieter zum Wechsel des Verschlüsselungsverfahrens entscheidet.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 8/2012.

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Alternativen zum Sat-Empfang

Die Kabelnetzbetreiber hoffen, bisherige Analog-Sat-Nutzer mit speziellen Wechselangeboten für sich gewinnen zu können. So bietet der in 13 Bundesländern vertretene größte deutsche Provider Kabel Deutschland (KDG) mit einem „Rundum-Sorglos-Paket“ den Empfang von analogem und digitalem Kabelfernsehen, inklusive öffentlich-rechtlicher und privater HDTV-Sender. Einen HD-Receiver liefert Kabel Deutschland mit, darüber hinaus sind die Installation des Kabelanschlusses und – falls erforderlich – auch die Einrichtung der passenden Hausverkabelung beim Kunden vor Ort kostenlos. Das Wechselangebot kostet bei einer Mindestlaufzeit von 12 Monaten monatlich 18,90 Euro. Entscheidet sich der Kunde im Internet-Ausbaugebiet zugleich für ein Internet- und Telefonangebot über das TV-Kabel, so reduziert sich der Preis auf monatlich 13,90 Euro – wobei die Vertragslaufzeit bei diesem Kombiangebot allerdings mindestens 24 Monate beträgt.

In Haushalten mit mehreren TV-Geräten lässt sich analoges Fernsehen dann ohne Zusatzgeräte an jedem Fernseher sofort nutzen. Eine Scmartcard für Digital-TV wird stets mitgeliefert. Dazu bekommt jeder Kunde auf Wunsch bis zu zwei weitere Smartcards ohne monatliche Zusatzkosten, um digitales Fernsehen auf drei TV-Geräten zu sehen. Dabei muss für jede Karte jeweils ein zertifiziertes Empfangsgerät nachgewiesen werden – wozu neben Receivern mit „Geeignet für Kabel Deutschland“-Aufdruck auch die vom Provider selbst ausgegebenen CI-Plus-CAMs gelten.

Beim baden-württembergischen Kabelnetzbetreiber Kabel BW enthält man als Umsteiger für monatlich 16,95 Euro analogen und digitalen (einschließlich hochauflösendem) Free-TV-Empfang. Die digitalen TV-Angebote der Privatsender lassen sich dabei an jedem DVB-C-Receiver oder Fernseher mit DVB-C-Tuner auch ohne Smartcard anschauen, da die Privatsender in Standardauflösung anders als bei Kabel Deutschland nicht grundverschlüsselt ins Kabel-BW-Netz eingespeist werden. Ein HD-Receiver und das HD-Paket „MeinTV HD Plus“ mit acht privaten HD-Sendern ist ebenso inklusive wie der Installationsservice für die Hausverkabelung im Wert von bis zu 300 Euro. Voraussetzung ist sowohl bei KDG als auch bei Kabel BW, dass der Zugang zum Netz des Providers grundsätzlich hergestellt ist; die Netzbetreiber kommen also nicht vorbei und buddeln vor dem Haus die Straße auf.

Wer gerade wegen HDTV, Pay-TV oder 3D zum Digitalfernsehen wechseln möchte, sollte noch einige Punkte beachten: So speist kaum ein Provider tatsächlich alle Kanäle ein, die man über Satellit empfangen kann. Bis zum Redaktionsschluss hatten wir beispielsweise lediglich vom Norderstedter Kabelnetzbetreiber wilhelm.tel die Bestätigung, dass man die neuen öffentlich-rechtlichen HD-Sender bereits zum Starttermin über sein Netz empfangen können wird. Bei Kabel Deutschland bekommt man wiederum bislang noch nicht einmal die HDTV-Kanäle der RTL-Gruppe, im Kabel-BW-Netz fehlt Arte HD. Bei Unitymedia sieht es im Vergleich ganz duster aus.

Die Deutsche Telekom hat bereits angekündigt, alle kommenden öffentlich-rechtlichen HDTV-Sender unverzüglich in ihr IPTV-Angebot Entertain einspeisen zu wollen. Die Sky-Kanäle sucht man beim DSL-Fernsehen, sowohl von der Telekom als auch bei Alice und Vodafone, aber bislang vergeblich. Empfangbar sind die HDTV-Kanäle neuerdings nicht nur für Entertain-Kunden mit VDSL-, sondern auch mit ADSL2-Anschluss. Allerdings muss man den IPTV-Receiver hierfür umstellen und kann bis zu einem erneuten Wechsel nur jeweils einen Kanal zur Zeit anschauen. Wie beim klassischen Fernsehen lassen sich bei IPTV die öffentlich-rechtlichen Sender frei empfangen und aufzeichnen – auch über einen im Netz befindlichen Rechner, auf dem beispielsweise der VLC Player (siehe Link am Ende des Hauptartikels) installiert ist.

Für Anwender, die auch auf längere Sicht auf HDTV und Sky verzichten können, könnte das digitale Antennenfernsehen (DVB-T) interessant sein. Allerdings sollte man hier zunächst einen Blick auf die Seite www.ueberallfernsehen.de, die über die Programmangebote in den verschiedenen Regionen Deutschlands informiert. So gibt es unter anderem Bereiche, wo man öffentlich-rechtliche wie private Sender empfangen kann, die sich auch ohne Restriktionen über Receiver oder Rechner aufnehmen lassen. In anderen Gebieten fehlen andererseits beispielsweise die Kanäle der ProSiebenSat.1-Gruppe und die RTL-Sendern werden lediglich (grund-)verschlüsselt ausgestrahlt.

Wer künftig komplett ohne TV-Anschluss auskommen möchte und keinen Wert auf die Kanäle der Privatsendergruppen ProSiebenSat.1 und RTL verzichten kann, sollte einmal einen Blick auf den P2P-Internetfernsehdienst Zattoo werfen, den man am Rechner oder Tablet sowie über verschiedene Geräte nutzen kann – darunter über die Settop-Box VideoWeb TV des gleichnamigen Herstellers. 50 nationale und internationale Sender bekommt man hier werbefinanziert ohne weitere Zusatzkosten, zu Preisen ab 2,50 Euro pro Monat auch ohne Werbungseinblendungen von Zattoo und mit höherer Bildqualität. Schließlich lassen sich noch einige „Premium-Sender“ dazubuchen.

(nij)