Chinesische Investoren suchen nach Perlen unter den Zulieferern

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Von
  • Gernot Goppelt

Der chinesische Automobilmarkt ist für viele Automobilhersteller mittlerweile wichtiger als der heimische Markt, so auch für Volkswagen als Marktführer. Das freut die Autobauer und ist auch nicht zum Nachteil der Chinesen, weil ein großer Teil der Autos vor Ort gebaut werden. Alle wichtigen Großserienhersteller produzieren in China und die Zulieferer ziehen ihnen hinterher, wie es auch in Europa üblich ist.

Die Angst, dass durch diese Entwicklung Know-how abgezogen wird, ist sicherlich nicht unberechtigt. Wer in China Erfolg haben will, muss das Spiel mitspielen – wer das nicht tut, verbaut sich den Zugang zu diesem Absatzmarkt. Doch das Marktmachtgefüge könnte sich noch weit mehr als bisher zugunsten der Chinesen verschieben, wenn die Einschätzung der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers stimmen sollte. Denn PwC geht davon aus, dass chinesische Investoren versuchen werden, vermehrt technologisch starke Zulieferer zu übernehmen.

Die deutsche Zulieferindustrie sei von kleinen bis mittelgroßen Betrieben (100 Millionen Euro bis 500 Millionen Euro Umsatz) geprägt, die zum Akquisitionsfokus chinesischer Unternehmen passten, glaubt PwC. Im vergangenen Jahr seien chinesische Investoren in der deutschen Autoindustrie erstmals in Erscheinung getreten. Es sei nicht auszuschließen, dass die jüngsten Zukäufe in Deutschland den Beginn einer Konsolidierungswelle in der deutschen Zulieferindustrie markieren.

Im vergangenen Jahr gab es in der Branche laut PwC weltweit 594 Fusionen, Beteiligungen oder Übernahmen mit einem veröffentlichten Gesamtwert von 45 Milliarden US-Dollar. Investoren aus Asien trugen mit 14 Milliarden US-Dollar rund 31 Prozent dazu bei, wie aus der Studie "Automotive M&A Insights: Driving Value" von PwC hervorgeht.

"Chinas Autoindustrie steuert nach Westen" überschreibt PwC die Entwicklung – "um seine eigene Automobilindustrie zu stärken", könnte man den Gedanken fortführen. Denn wenn es chinesischen Zulieferern gelingt, technologisch führende Zulieferer zu übernehmen, wird die Position gegenüber den ausländischen OEMs gestärkt. Gut 70 Prozent eines Neuwagens, zum Teil mehr, stammt heute von Zulieferern. Mit ihrer Hilfe lassen sich auch chinesische Automobilhersteller schneller auf westliches Niveau hieven. (ggo)