Neue Prozessor-Kerne von MIPS
MIPS fordert ARM mit gleich drei neuen Baureihen von CPU-Cores heraus und benennt viele Produkte um.
- Benjamin Benz
Die CPU-Schmiede MIPS modernisiert – ungeachtet der Verkaufsgerüchte – ihr gesamtes Portfolio an MIPS32-Cores und stellt gleich drei neue Prozessorbaureihen vor. Die proAptiv-Kerne lösen die Applikationsprozessoren der Serien 1074K (Multi-Core) und 74K (Single-Core) ab. Die Nachfolge der 24K- (Single-Thread, Single-Core), 34K- (Multi-Thread, Single-Core) und 1004K-Kerne (Multi-Thread, Multi-Core) tritt interAptiv an und am unteren Ende der Performanceskala ersetzt microAptiv den M14K.
Nach eigenen Angaben hat MIPS den Kern massiv überarbeitet, um die Rechenleistung pro Taktzyklus zu steigern (Instructions per Cycle, IPC). Besonders betroffen von diesen Umbaumaßnahmen waren Translation Lookaside Buffer (TLB), Sprungvorhersageeinheit und Kohärenzmanager. Letzterer ist dichter an die Kerne herangerückt, läuft mit voller Taktfrequenz und enthält auch den Controller für den L2-Cache. Dadurch halbiert sich dessen Latenz. Auch die (Dual-Issue-)Gleitkommaeinheit arbeitet nun mit vollem CPU-Takt und unterstützt Berechnungen mit doppelter Genauigkeit (Double Precision, DP).
Im Vergleich mit dem Hauptkonkurrenten ARM hebt MIPS den geringen Flächenbedarf der Aptiv-Kerne hervor. Demnach passen auf die Chipfläche eines Dual-Cores mit Cortex-A15-Kernen vier proAptiv-Cores. Auch bei den Coremark- und DMIPS-Werten sucht MIPS selbstbewusst den Vergleich zu ARMs Flaggschiff. Bei 1 GHz Taktfrequenz sollen sowohl zwei A15- als auch zwei proAptiv-Kerne auf 7000 DMIPS kommen. Das legt den Schluss nahe, dass proAptiv-Kerne bei gleicher Chipfläche und Frequenz die doppelte Performance liefern können wie Cortex-A15-Designs.
Lieber ist MIPS allerdings die Angabe der Performance normiert auf 1 MHz und einen Kern. Wahrscheinlich, weil MIPS bei den Taktfrequenzen (noch) keine so vollmundigen Versprechen macht wie ARM (bis 2,5 GHz für den Cortex-A15). Gegenüber heise online gab sich ein MIPS-Sprecher allerdings zuversichtlich, dass proAptiv- und Cortex-A15-Prozessoren in der Praxis mit sehr ähnlichen Frequenzen arbeiten würden. Außer zahlreichen Spekulationen gibt es zu Perfomance und Stromverbrauch des Cortex-A15 leider noch sehr wenig handfeste und vergleichbare Daten.
proAptiv | interAptiv | microAptiv | |
Kerne | 1 bis 6 | 1 bis 4 | 1 |
Multi-Threading | nein | ja | nein |
DSP-Erweiterungen | nein | nein | ja |
L2-Cache | 256 KByte bis 8 MByte | 256 KByte bis 8 MByte | optional |
Taktfrequenzen | 500 MHz bis 2 GHz | 500 MHz bis 1,5 GHz | 150 bis 400 MHz |
Pipeline | 13 Stufen | 9 Stufen | 5 Stufen |
Fertigungsprozess | 40 und 28 nm | 40 nm | 90 und 65 nm |
CoreMark / MHz / Kern | 4,4 | 3,2 | 3,1 |
DMIPS / MHz / Kern | 3,5 | 1,7 | 1,57 |
Zielmarkt | Android-Smartphones und -Tablets | TV, WLAN-, DSL-Router, Storage, automotive | Mikrocontroller und Low-Power-Mikroprozessoren |
Konkurenz für | Cortex-A9/A15 | Cortex-A5/A7/A9 | Cortex-M4 |
Nachfolger von | 74K, 1074K | 24K, 34K, 1004K | M14K |
(bbe)