Der Künstler Hannes Langeder weiß, was die Bestimmung echter Supersportwagen ist

Brachiale Entschleunigung – der Fahrradi Farfalla FFX

Oben die Vision eines Ferrari der Zukunft, unten ein Pedalantrieb: Der österreichische Künstler Hannes Langeder zeigt mit dem Fahrradi Farfalla FFX, was der wahre Zweck einens Supersportwagens ist

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  • rhi/ggo

Linz (Österreich), 14. Mai 2012 – Autos sind bekanntlich zum Bestaunen da, man kann gar nicht langsam genug mit Sonnenbrille und Goldkettchen vor dem Eiscafé entlang flanieren. In der obersten Liga der Showschleicher spielt sicherlich Ferrari – die Modelle der Marke sind wahre Großmeister der rasanten Langsamkeit. Insofern ist der Fahrradi Farfalla FFX des Künstlers Hannes Langeder die konsequente Fortführung: Statt Goldkettchen gibt es Fahrradkettchen, denn der Farfalla wird per Muskelkraft angetrieben – oder eben nicht.

Enzo oder so

Langeder ist bekannt für seine Mischungen aus Fahrrad und Auto: Im Jahr 2010 zeigte er den "Ferdinand 911 GT3 RS", der dem Vorbild von Porsche verblüffend ähnlich sah. Das Nachfolgeprojekt sollte hingegen keine Kopie eines bestehenden Fahrzeugs werden, vielleicht auch, um nicht in Konflikt mit dem Markenschutz zu kommen. Stattdessen sieht Langeder in seinem Fahrradi "die Annahme eines zukünftigen Topmodells einer real existierenden Automarke". Oho, wer da wohl gemeint ist. Farfalla hat übrigens trotz der tief ins Hirn gebrannten Steffi-Barilla-Werbung nichts mit Nudeln zu tun, sondern heißt einfach Schmetterling. So richtig maskulin-muskulös klingt das nicht, eher nach der Leichtigkeit des Seins, die dem Farfalla allein deswegen schon gegeben ist, damit man irgendwie vorankommt – theoretisch zumindest.

Brachiale Entschleunigung

Der Begriff Farfalla bezieht sich auf den "Schmetterlingsmechanismus", der die Flügeltüren über ein von der Hinterachse ausgehendes Umlenkgetriebe während der Fahrt in Bewegung setzt. Laut Langeder ist damit jederzeit ein leichtes Abheben vom Boden im Sinne einer "Antigravitation" gewährleistet, zudem wird der Innenraum besser belüftet – und es wird zusätzliche Energie vernichtet, die sonst für die Fortbewegung verschwendet würde. Eine Elfgang-Schaltung – aufgrund der Anzahl der Gänge wohl von Campagnolo – soll dank einer im Vergleich zum Ferdinand noch größeren Getriebeübersetzung die ohnehin schon außerordentliche Langsamkeit des Vorgängers noch weiter drosseln. Das optimiert im Gegenzug den klassisch fauchenden Sound des Fahrradi, der dezent der Fahrerkabine entweicht. Langeder lässt übrigens offen, ob er mit "größer" kürzer oder länger meint – Letzteres wäre insofern ein interessanter Ansatz, weil die Langsamkeit maximaler Energievernichtung zu verdanken wäre. Am schlechtesten, das heißt am besten, käme man demnach im höchsten Gang voran. So werde das Mobil "auch für Fußgänger zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten im Straßenverkehr".

Erstaunlicherweise kann der Fahrradi laut österreichischer Gesetzgebung jederzeit auf öffentlichen Straßen gefahren werden, auch wenn das nicht seine edelste Bestimmung ist. Die ordnungsgemäße Beleuchtung übernehmen dabei rund 200 LEDs. Vorläufig parkt der Farfalla im Lentos Museum im österreichischen Linz, wo er noch bis zum 4. Juli 2012 in der Ausstellung "Car Culture" zu sehen ist. (imp)