Hartz IV-Softwarehersteller ProSoz vom Aus bedroht

Das Hertener Softwarehaus ProSoz steht nach einem Bericht der Hertener Allgemeinen kurz vor der Pleite.

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Von
  • Detlef Borchers

Das Hertener Softwarehaus ProSoz steht nach einem Bericht der Hertener Allgemeinen kurz vor der Pleite. Als Grund werden die unverhältnismäßig hohen Kosten angegeben, die die Entwicklung der Hartz IV-Software A2LL mit sich brachte. Die mit ca. 250 Mitarbeitern auf kommunale Verwaltungssoftware spezialisierte ProSoz ist als Subunternehmer von T-Systems für die Bundesagentur für Arbeit (BA) tätig und sollte für die Programmierung von A2LL-Bausteinen insgesamt 7,5 Millionen Euro erhalten.

Zahlreiche von der Agentur gewünschte Erweiterungen, die geänderten politischen Anforderungen entsprachen, trieben die Entwicklungskosten jedoch in ungeahnte Höhen. Allein die ProSoz-Experten müssen bis Mitte 2006 rund um die Uhr arbeiten, um alle Änderungen im laufenden A2LL-Programm unterzubringen. Der Haken an der Sache ist die vereinbarte Zahlungsweise der insgesamt 15 Millionen: Sie werden erst bei Endabnahme fällig. Während der eigentliche BA-Partner T-Systems die ausbleibenden Zahlungen verkraften kann, bedeuten sie das Aus für ProSoz, wenn T-Systems nicht einen weiteren Vorschuss leistet. T-Systems hatte bereits 4 Millionen überwiesen, die in Kürze aufgebraucht sind.

ProSoz gehört als Firma der Stadt Herten. Mit 1500 Kunden gilt die Firma als Marktführer im Bereich der Software für Sozialdienstverwaltung. Mit Programmen etwa für die Baugenehmigung hatte man sich andere Geschäftsfelder erschlossen, doch offenbar nicht ausreichende Kapazitäten übrig, diese auszubauen. Das Gros der Mitarbeiter ist mit der Programmierung von A2LL beschäftigt. Der Auftrag, in Partnerschaft mit T-Systems das Programm A2LL zu realisieren, galt als der größte Coup des ehemaligen Hertener Bürgermeisters und ProSoz-Gründers Klaus Bechtel. Die Aufregung um A2LL war indes zu viel für die Gesundheit von Bechtel, der Anfang Oktober kurz vor seinem 56. Geburtstag starb. Seinem Nachfolger Christoph Wesselmann gelang es offenbar nicht, der Firma ein zweites Standbein zu verschaffen, mit dem die finanzielle Durststrecke überwunden werden konnte.

Zur Hartz IV-Software A2LL siehe auch:

(Detlef Borchers) / (jk)