Streit um Itanium spitzt sich zu

Oracle und HP streiten seit Monaten darüber, ob sich Oracle bei der Softwareunterstützung für HPs Itanium-Systeme an die gemeinsamen Vereinbarungen hält. Nun steht vor Gericht die nächste Runde an.

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Von
  • Ralph Hülsenbusch

Für das im Juni geplante Verfahren im Streit zwischen HP und Oracle um die Itanium-Unterstützung hat das Gericht in Santa Clara 48 Gutachter bestellt, wie das US-amerikanische Wochenmagazin eWeek berichtet. Zu den Kandidaten gehören Mark Hurd, einst CEO von HP und derzeitiger Präsident von Oracle, Ann Martinelli Livermore, bis zum Juni 2011 in der Führungsriege von HP, und Safra A. Catz, kaufmännische Geschäftsführerin bei Oracle.

Außerdem stehen die Chefs von Intel und Oracle, Paul S. Otellini und Larry Ellison, auf der Liste derjenigen, die im anstehende Verfahren zwischen HP und Oracle zur Auseinandersetzung um Intels Itanium-Prozessor gehört werden sollen.

Streitobjekt: Intels Itanium, das Herzstück der Enterprise-Architektur von HP

(Bild: Intel)

HP wirft Oracle vor versucht zu haben, Stammkunden, die HPs High-End-Systeme mit Itanium-CPUs einsetzen, nach der Übernahme von Sun Microsystems 2010 abzuwerben, um sie für die SPARC-Solaris-Systeme zu gewinnen. Außerdem klagt HP gegen Oracle wegen des Bruchs einer Vereinbarung, nach der beide Unternehmen die Produkte unterstützen wollten, die über 140.000 Stammkunden verwenden. HP behauptet, das Abkommen sei Teil der Vereinbarungen im Prozess gewesen, in dem es um Hurds Wechsel von HP zu Oracle ging.

Oracle hält dagegen, dass HP seine Kunden falsch beraten habe, was den Niedergang des Itanium angehe, und verschwiegen habe, dass man 500 Millionen US-$ an Intel für die Weiterentwicklung des Itanium gezahlt habe. Entscheider bei HP und Intel, zu denen auch Otellini gehörte, traten Oracles Behauptung über die Zukunft des Itanium mit einem Statement zur Roadmap für die nächste Dekade entgegen.

Die Angelegenheit ist vor einigen Wochen in Bewegung geraten, nachdem der Richter James Kleinberg am Landgericht in Santa Clara die Anträge von HP und Oracle abgewiesen hatte. Ein Rechtsanwalt auf Oracles Seite erklärte dem Gericht gegenüber, es gäbe, wenn überhaupt, nur eine geringe Chance, dass beide Seiten zu einer Einigung kämen. HP verlangt eine Schadensersatz von 4 Milliarden US-$ von Oracle.

Am 16. Mai 2012 hat Oracle einen offenen Brief an seine Kunden geschickt, der mehrere Beweisstücke, überwiegend aus internen Notizen bei HP enthält. Er lässt den Eindruck entstehen, dass Intel es leid sei, Geld wegen des Itanium zu verlieren und dass auf der anderen Seite HP sich nach der Prüfung verschiedener Alternativen, zu denen auch die Übernahme von Sun Microsystem gehörte, zur Zahlung der 500 Millionen US-$ an Intel entschlossen habe.

HP ist derzeit der Hauptabnehmer der Itanium-Architektur und nutzt sie als Plattform für seine High-End-Server der Integrity-Serie. Der Prozessor mit seiner speziellen EPIC-Architektur (Explicitly Parallel Instruction Computing) soll HPs hauseigene PA-RISCs ablösen, die unter dem Unix-Betriebssystem HP-UX laufen. (rh)